Hinter der Autobranche liegt konjunkturschwaches Jahr
Erst ein halbes Jahr Lockdown, dann fehlende Neuwagen wegen der Chip-Krise, ein leergefegter Gebrauchtwagenmarkt und stagnierende Serviceumsätze: Das Autojahr 2021 hat den Kfz-Betrieben einer Mitteilung der Kreishandwerkerschaft Ortenau zufolge viel abverlangt. „Insbesondere die Autohäuser sind im Jahresverlauf aus dem Regen in die Traufe gekommen“, sagt Vorstandsmitglied Sven Wangler von der KFZ-Innung Ortenau. Erst habe der lange Lockdown für reduzierte Kauflaune gesorgt. Und als sich im Sommer die Lage wieder langsam normalisierte, sei das Angebot an Neuwagen durch den Halbleitermangel arg eingegrenzt gewesen. Bei vielen Modellen werden die Kunden deshalb laut Wangler auch weiterhin mit monatelangen Lieferzeiten rechnen müssen.
Die fehlenden Neuwagen führen laut Mitteilung zu weiterhin starker Nachfrage auf dem Gebrauchtwagenmarkt, speziell bei jungen Gebrauchtwagen. Das inzwischen deutlich reduzierte Angebot führe überdies zu steigenden Preisen. „Die wirtschaftlichen Folgen werden wir wohl erst in einigen Monaten abschätzen können“, so Wangler.
Auch die Bilanz des Reparatur- und Servicegeschäfts in den Kfz-Werkstätten gibt nicht unbedingt Anlass, die Sektkorken knallen zu lassen. Obwohl die Werkstätten auch im Lockdown immer geöffnet waren, hätten reduzierte Jahresfahrleistungen der Kunden dazu geführt, dass sich etwa Serviceintervalle verschoben haben und auch die Anzahl der zu reparierenden Schäden an den Fahrzeugen zurückgegangen sei. Im Bundesdurchschnitt lag die Quote der Werkstattauslastung laut dem Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) in etwa auf dem Niveau des schwachen Corona-Jahres 2020, aber mit minus fünf Prozentpunkten immer noch deutlich unter dem Normaljahr 2019.
Steigende Energiekosten
Sorgen macht den Kfz-Betrieben auch die drastische Verteuerung der Energiekosten und insbesondere natürlich der Kraftstoffpreise. Eine Forderung an die neue Bundesregierung sei es deshalb, dass die individuelle Mobilität mit dem Auto weder eingeschränkt noch verteuert werden dürfe. Außerdem ist es nach Ansicht von Sven Wangler notwendig, die Förderung von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben vorausschauend, transparent und für die Kunden auf Jahre verlässlich zu gestalten. Dazu sollten Wangler zufolge weiterhin auch Plug-in-Hybride als Einstieg in die Elektromobilität gehören. Nicht zuletzt müssten auf nationaler und europäischer Ebene Rahmenbedingungen für den Einsatz von synthetischen Kraftstoffen geschaffen werden, um die Bestandsfahrzeuge auch weiterhin umweltfreundlich betreiben zu können.
Schon heute könnten viele Autofahrerinnen und Autofahrer konkret etwas für die Klimabilanz tun. „Wenn alle Fahrzeuge mit Ottomotor in Deutschland mit dem E10-Kraftstoff betankt würden, ließen sich jährlich bis zu drei Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) einsparen“, so Wangler. Durch den höheren Anteil an Bioethanol verursache E10 weniger Treibhausgas-Emissionen als E5 und verringere den Verbrauch von fossilem Erdöl. In der Regel könnten alle Benziner ab Baujahr November 2010 mit E10 betankt werden. Aber auch viele ältere Fahrzeuge vertragen E10. Oft reiche ein Blick in die Tankklappe oder die Betriebsanleitung. „Im Zweifel hilft die Werkstatt des Vertrauens weiter.“
Die Entwicklung für das kommende Jahr vorauszusagen gleicht für Sven Wangler dem Blick in die Glaskugel. „Wenn es keinen neuen Lockdown gibt und sich die Verfügbarkeit der Neuwagen und jungen Gebrauchten wieder normalisiert, dann sollten wir die Talsohle hinter uns lassen und wieder Wachstum in unserer Branche erleben.“