"Ich war schon als Kind im Weinberg": Winzerin aus Leidenschaft

Katja Pfeifer in ihrem eigenen Weingut. Die 31-Jährige liebt die Arbeit in den Reben. ©Regina de Rossi
In unserer Serie „Ortenauer Originale“ porträtieren wir Menschen mit dem gewissen Etwas. Heute (62): Die gebürtige Fautenbacherin Katja Pfeifer hat mit Anfang 20 ein eigenes Weingut in Sasbachwalden gegründet. Die 31-Jährige liebt alles, was die Natur hervorbringt.
Katja Pfeifer ist eine junge Frau, die sich dem Wein verschrieben hat. Ob der Weinberg der Mutter in ihrer Kindheit der Auslöser war oder ihre Liebe zur Natur und allem, was sie so hervorbringt? Jedenfalls ist die 31-Jährige nicht nur drei Mal zur Weinhoheit gekrönt worden, sie besitzt schon heute gemeinsam mit ihrem Mann Tobias Pfeifer ein eigenes Weingut.
"Es gibt immer etwas zu tun"
Der Königsrain in Sasbachwalden liegt hoch oben über dem kleinen Weinort und lässt einen idyllischen Blick ins Tal zu. Hier in der Königsrainstraße 19 steht das Elternhaus von Ehemann Tobias Pfeifer. Rund um das Haus erstrecken sich saftig grüne Weinberge, die eigenen. Noch reifen die Trauben und genießen die letzten wichtigen Sonnentage. Bald aber wird die Lese beginnen. „Zu tun gibt es im Weinberg immer etwas“, so die junge Winzerin. „Wir streifen so gut wie jeden Tag hier durch.“
Wir, das ist nicht nur Ehemann Tobias, sondern auch Klein-Anton, der es sich meistens im Tragebeutel der Mama bequem macht. „So habe ich beide Hände frei“, lacht sie und reißt ein paar Blätter samt Stengel ab, damit die Trauben darunter Licht bekommen. „Sauvignon“, erfährt man und findet sich bald mit ihr zu einer kleinen Kostprobe in einem Probierstübchen wieder.
Aufgewachsen in Fautenbach
Während Anton in einen sanften Schlummerschlaf fällt, erzählt die junge Mama von ihrem bisherigen Leben, das sich rund um den Wein dreht, und sie bis nach China führte. „Ich war als Kind schon mit meinen Eltern im Weinberg und fand das spannend“, sagt die 31-Jährige. Aufgewachsen ist Katja Bohnert, wie sie vor ihrer Hochzeit hieß, in Fautenbach. Hier streifte sie gerne mit ihrem Pferd durch Wiesen und Wälder. Die Mutter hatte einen Weinberg in Waldulm mit in die Ehe gebracht, und der wurde weiter mit der ganzen Familie betrieben.
Nach der Grundschule wechselte Katja Bohnert auf das Gymnasium in Achern. Biologie war ihr Lieblingsfach. „Mich interessiert nicht nur alles, was die Natur so hergibt, sondern auch die ganzen Zusammenhänge!“ Und so wäre die Biologie eigentlich auch ihr Wahlstudium geworden, wenn da nicht die Winzergenossenschaft in Waldulm gewesen wäre. „Dort habe ich gejobbt und immer mehr das Gefühl bekommen, dort richtig zu sein“.
Ein Semester in Kalifornien
2008 begann sie ihre Ausbildung zur Winzerin und 2011 schloss sie ihr Studium des Weinbaus und der Önologie an der Hochschule in Geisenheim im Rheingau an. „Eine wunderbare Zeit“, erinnert sie sich zurück. Unter anderem, weil ihr dieses Studium ein Semester in Kalifornien bescherte. „Genau dort wollte ich hin“, erinnert sie sich. „Weil die dort haarsträubende Sachen machen dürfen“, sagt sie.
Im Studium lerne man, was alles rund um den Weinbau möglich ist, wende es aber in der Praxis nie an. „Dort darf man alles“, lacht sie. Zum Beispiel Oakdust verwenden – Eichenstaub, der dem Wein die Note verleiht, wie es sonst nur das Einlagern im Eichenfass vermag. Für Katja Pfeifer nicht nachahmenswert, aber skurril. In Kalifornien lebte und arbeitete sie auf einem Weingut, das einst von einem deutschen Auswanderer gegründet wurde.
Praktikum in den USA
Seine Nachkommen setzen die Tradition fort, deutsche Praktikanten bei sich arbeiten zu lassen. „Sie schätzen unsere Ordentlichkeit und Pünktlichkeit. Vor allem aber bekommt man als Student nochmal einen ganz neuen Eindruck vom Weinbau.“ Unterschiedliche Eindrücke und Erfahrungen rund um das Thema Wein und Weinbau konnte Katja Pfeifer auch schon während ihrer Ausbildung zur Winzerin sammeln.
2008 wurde sie – damals als Katja Bohnert – zur Ortenauer Weinprinzessin gekürt. „Das wollte ich schon als Kind. Eine Krone, davon träumt doch jedes kleine Mädchen“, sagt sie. Und weil das so schön war, ging es 2009 mit der Badischen Weinkönigin weiter und mündete 2010 im Titel der Deutschen Weinprinzessin.
Eine Zeit, die die junge Winzerin nicht missen möchte. „Diese Erfahrungen haben mein Leben ungemein bereichert. Es war ein Kindheitstraum, später verstand ich dann aber, welche Aufgaben und Möglichkeiten hinter dem Amt stehen.“
Viele tolle Erfahrungen
Allein 250 Termine habe sie als Weinkönigin zu bewältigen gehabt. „Viele Moderationen, Vorträge, Seminare, die ich selbst gestalten und halten durfte. Alles Dinge, von denen ich heute im Arbeitsleben noch stark profitiere.“
Als gekrönte Weinrepräsentantin hielt sie Reden im EU-Parlament in Straßburg, durfte bei der Bambi-Verleihung viele Berühmtheiten persönlich kennenlernen und präsentierte den deutschen Wein in China, Japan und Kroatien. „In China waren wir mit dem deutschen Weininstitut, um Schulungen für Servicepersonal in Restaurants zu deutschem Wein zu veranstalten, und in Japan neben einer Weinmesse auch in der Freiburger Partnerstadt Matsuyama.“
Mut und Engagement
Katja Pfeifer hat von diesen Jahren profitiert. Seit 2014 arbeitet die 31-Jährige bei der ZG Raiffeisen und hat als Produktmanagerin einen verantwortungsvollen Posten. Doch Mut und Engagement hat die junge Nebenerwerbswinzerin längst bewiesen, und so ist es nicht verwunderlich, dass sie 2011 gemeinsam mit ihrem Mann Tobias beschloss, ein eigenes Weingut zu gründen. „Wir sind wohl eine der jüngsten Gründer eines Weinguts, und es vergeht kein Tag, an dem wir nicht damit beschäftigt sind“, so Katja Pfeifer.
Stolz und glücklich
2012 gab es bereits die ersten 2000 Flaschen Wein Riesling und Spätburgunder vom Weingut Königsrain. Tendenz steigend. Und wenn Katja, Tobias und Klein-Anton abends durch ihre eigenen Reben laufen, sind sie einfach nur stolz und glücklich über das bislang schon Erreichte.
Katja Pfeifer
Katja Pfeifer, geborene Bohnert, wurde am 25. November 1989 in Achern geboren. In Fautenbach ist sie aufgewachsen und ging nach der Grundschule auf das Gymnasium in Achern. 2008 begann sie eine Lehre zur Winzerin. Bereits in ihrer Lehrzeit wurde sie 2008 zur Ortenauer Weinprinzessin gekrönt. 2009 wurde sie Badische Weinkönigin und 2010 Deutsche Weinprinzessin. Ihre Ausbildung schloss sie 2011 ab und begann ein Studium des Weinbaus und der Oenologie mit einem Auslandssemester in Kalifornien 2012. Nach ihrem Bachelor 2013 begann sie ein Praktikum bei der ZG Raiffeisen. Bei dem Unternehmen ist sie bis heute als Produktmanagerin für Sonderkulturen tätig.