Wie das Haus des Lebens der Teenagermutter Janine hilft
»Leser helfen« unterstützt in diesem Jahr das Haus des Lebens. Wie wichtig dessen Arbeit ist, macht das Beispiel von Janine und ihrer Tochter Sophia (4) deutlich. Die Einrichtung hat die junge Mutter trotz ihrer vielen Probleme auf ein selbstbestimmtes Leben vorbereitet.
Drei Wochen vor der Entbindung kam Janine im Jahr 2013 ins Haus des Lebens. Als das Kind geboren wurde, war sie gerade 18 Jahre alt geworden. Beim Einzug schleppte Janine ein Paket voller Kummer und Sorgen mit. Eine schwere Krankheit, ein gebrochenes Verhältnis zu den geschiedenen Eltern, eine abgebrochene Schulausbildung, das selbst verschuldete Schicksal des jungen Vaters, zu dem sie keinen Kontakt mehr habe. »Ich bin freiwillig von zuhause ausgezogen, das Jugendamt hat mir geholfen.«
Bereits zu diesem Zeitpunkt begann die junge Frau Verantwortung für das weitere Leben mit dem Kind zu übernehmen. Irgendwie muss ihr klar gewesen sein, die Sache könnte schiefgehen. »Ich war halt jung«, sagt sie fast entschuldigend. Inzwischen ist Töchterchen Sophia vier Jahre alt und wohnt mit ihrer 22-jährigen Mama im Trainingswohnheim des Haus des Lebens. Die hat bald einen Lehrabschluss als Verkäuferin in der Tasche, ist gesund geworden und plant ein selbständiges Leben mit dem Kind. Wenn Janine noch manchmal weinen muss, kommt Sophia und umarmt sie: »Mama, es wird alles gut.«
Oft geweint
Geweint hat die junge Frau oft. Es war zu Beginn schwer für sie, sich in eine Gemeinschaft einzufinden. Aber »die Mädels hier waren echt in Ordnung«, sagt sie cool. Sie sei heute in der Lage, Freundschaft zu pflegen, sie habe ein funktionierendes soziales Netz.
Bianca Kranz, Fachbereichsleiterin Trainingshaus, kennt Mutter und Kind seit vier Jahren. »Da ist gegenseitiges Vertrauen gewachsen. Janine hat unsere Unterstützung angenommen«, sagt Kranz. »Es war ein harter Weg«, blicken beide zurück. Mit Krisen und Krankheit, Erwachsenwerden und Lernen. Zeitweise stand im Raum, der jungen Mutter das Kind wegzunehmen. Es wäre in eine Pflegefamilie gekommen. Janine hatte durch ihre Krankheit die kleine Sophia kaum mehr versorgen können.
Ausbildung gleich fertig
»Dann habe ich mich zur Therapie entschlossen, ich habe das für mein Kind gemacht«, berichtet sie. Man hat im Haus des Lebens einen Hilfeplan für Janine aufgestellt. Der jungen Frau eine Perspektive eröffnet. Täglich besucht Janine die Einrichtung »Fit for work«. Das Unternehmen ist Partner im Ortenauer Bündnis für Familien. Das Bündnis ist ein regionales Aktionsbündnis unterschiedlicher Partner für mehr Familienfreundlichkeit und umfasst den Ortenaukreis mit 51 Gemeinden. Im Juli schließt Janines ihre Ausbildung ab. Sie konnte Praktika in Betrieben machen, ihr Mädchen wird im Kinderhaus vom Haus des Lebens versorgt.
Stolz auf Sophia
Die gemeinsamen Zeiten von Mutter und Kind sind eng getaktet. Schule ist von 7.45 bis 16.45 Uhr, »das zieh ich durch« lächelt die junge Frau. Janine habe sehr gute Noten, ergänzt Kranz. Ein Besuch der Fachhochschule oder des Berufskollegs wäre möglich. Nun leuchten die Augen von Janine auf, »ich hatte hier so viel Unterstützung. Auf meine Sophia bin auch echt stolz«. Die Beziehung zur ihren eigenen Eltern habe sich gebessert.
Noch einmal streicht sich Janine beim Gespräch nachdenklich übers Haar, ihr Blick geht in Richtung Bianca Kranz. »Wissen Sie noch, wie Sie mich mal an Heilig Abend in die Klinik zurückgefahren haben?« Bianca Kranz weiß es noch allzu gut. Und das mit dem Fahrdienst habe sie gern übernommen. »Zeitweise haben wir nur zeitweise den Bus des Dekanats-Jugendbüros«, erklärt sie. Der sei an Wochenenden oder Feiertagen oft weg.