Im Ortenauhaus wird die Geschichte des Weinbaus multimedial inszeniert

Lucas Pilipp im Dachgeschoss des Ortenauhauses. Hier entsteht zunächst eine Präsentation über den Versetzungsprozess und ab 2024 die Dauerausstellung "Welt zwischen Wald und Wein". ©Claudia Ramsteiner
Wer kann schon mal so schnell von Durbach nach Gutach fliegen? Vom Weinland in den Wald? Das kann jeder, der ab dem 2. Juli das Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof besucht. Denn an diesem Sonntag wird das alte neue Ortenauhaus eröffnet. Jenes Winzerhaus aus Durbach, das nun als zweiter Neuankömmling nach dem Effringer Schlössle die Norderweiterung des Museum belebt.
Während das Erdgeschoss derzeit original wieder so eingerichtet wird, wie es in den 1960er-Jahren ausgesehen hat, geht es im Keller sehr modern zu. Er wurde auch gar nicht transloziert, sondern im Museum neu aufgebaut als Fundament für das alte Haus, dessen Unterseite man durch die Kellerdecke sehen kann. Hier ist auch die Toilettenanlage eingebaut, die in der Norderweiterung dringend noch gebraucht wurde.
Weinbau-Geschichte
Und dort, wo früher der Wein gelagert wurde, entsteht gerade eine multimediale Inszenierung zur Geschichte des Weinbaus in der Ortenau. Lucas Pilipp kam vor fünf Jahren als Volontär ins Freilichtmuseum Vogtsbauernhof und wurde als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Museumspädagoge übernommen. Er hat die Multimedia-Inszenierung und die Ausstellung im Dachgeschoss gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Leiter Thomas Hafen konzipiert.
Hier entsteht die große Videowand, deutet er auf die Kellerwand. Sie wird verdeckt sein von einem Fachwerk, das in der Museumszimmerei gerade gebaut wird. Darin eingelassen sind acht Bildschirme, die zu einem großen Bild zusammengeschaltet werden. Zu festen Vorführungszeiten, etwa alle halbe Stunde, wird dann der etwa achtminütige Film zu sehen sein. Ein Video, das kurzweilig ins Thema „Welt zwischen Wald und Wein“ einführt.
Eine Videowand über Eck
Die Idee eines Projektionsmappings über 180 Grad wurde auf Anraten der Produktionsfirma Calren aus Freiburg-March wieder verworfen. „Dafür ist der Raum zu klein, man sitzt oder steht zu nah am Bildschirm“, erklärt Lucas Pilipp. So kam es zur Fachwerk-Videowand über Eck. Inhaltlich führt der Film ins Thema ein: Was ist eine Vorbergzone? Was hat der Schwarzwald mit Wein zu tun? So wird Stefan Danner, Geschäftsführer der Weingenossenschaft Durbach, etwas über den Weinort erzählen, über die Böden und das Wetter, die den Weinanbau begünstigen.
Schließlich erlebt der Zuschauer einen Drohnenflug von Durbach über den Schwarzwald ins Freilichtmuseum, wo als letzte Sequenz die Weinkönigin von einem Bollenhutmädchen begrüßt wird. Das eine oder andere Weinfass, Küferwerkzeuge und mehr visualisieren das Thema Wein und führen in die Ausstellung im Obergeschoss des Ortenauhauses ein. Man könnte dort durchaus auch andere Filme aufspielen, wäre künftig etwa auch mal ein Kinderkino möglich, erklärt Pilipp.
Ausstellungsfläche im Dachgeschoss
Im Dachgeschoss, wo einst in vielen winzigen Kammern die Kinder untergebracht waren, wurden die Wände herausgerissen für eine große Ausstellungsfläche. Zur Eröffnung am 2. Juli und für den Rest dieser Saison wird dort eine Präsentation über den Versetzungsprozess des Hauses zu sehen sein von jenem 25. Januar 2019, als die Museumsleitung das Winzerhaus in Durbach erstmals besichtigte bis zu dem Zeitpunkt, zu dem es Ende Juni fix und fertig eingerichtet im Museum steht.
In der Saison 2024 wird dann die Dauerausstellung „WWW – Welt zwischen Wald und Wein“ eröffnet, an der Lukas Pilipp und Thomas Hafen den Winter über noch ordentlich zu tun haben werden. Es geht um die Geologie, die Meteorologie und die Besiedlungsgeschichte des Ortenaukreises, um politische Verschiebungen und wie es überhaupt zu diesem größten Flächenkreis des Landes kam.
Moderne Inzenierung
Das „Forum Ortenau“ wird als Kartenrelief auf einem Tisch zu sehen sein und der Besucher kann sich nach Herzens Lust durch verschiedene Themen, die über einen Beamer auf das Relief projiziert werden, durchnavigieren, erklärt Pilipp. Die Freude an dieser Arbeit ist ihm deutlich anzusehen.
INFO: Im zehnten und letzten Serienteil begleiten wir die Familie Bächle/Schmider, wenn sie zum ersten Mal ihr ehemaliges Haus am neuen Standort besichtigt.