Justizminister Wolf warnt vor Politisierung der Bluttat
Erst Demonstrationen, jetzt ein Trauermarsch. Der tödliche Messerangriff auf einen Arzt in Offenburg bewegt die Stadt. Der Justizminister warnt aber vor einem Missbrauch solcher Taten.
Nach der tödlichen Messerattacke auf einen Arzt in Offenburg hat Justizminister Guido Wolf (CDU) vor einer Politisierung des Verbrechens gewarnt. Wichtig sei in solch aufgeheizten Stimmungslagen, dass solche Verbrechen nicht politisch missbraucht oder instrumentalisiert würden, sagte Wolf am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.
Ein 26 Jahre alter Asylbewerber aus Somalia soll den 51 Jahre alten Hausarzt am vergangenen Donnerstag in dessen Praxis erstochen haben. Der Verdächtige sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Der Mann habe sich bisher nicht geäußert, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Daher gebe es auch keine Hinweise auf ein Motiv.
Verständnis für Empörung
Wolf zeigte Verständnis für Empörung in der Bevölkerung. »Natürlich ist jeder Mord dazu geeignet, das Sicherheitsempfinden der Menschen wesentlich zu beeinflussen. Und es wäre falsch, einer Sorge in der Bevölkerung nicht Rechnung zu tragen«, sagte er. »Wer in unser Land kommt, um Sicherheit und Zuflucht zu suchen und das Asylrecht dazu missbraucht, Verbrechen zu begehen, andere Menschen zu töten, der hat zum einen die gebührende Strafe verdient und muss zum anderen schnellstmöglich in seine Heimat zurückgeschickt werden.«
Am Mittwoch soll es einen Trauermarsch in der Stadt geben. An der Praxis des Opfers wollen die Veranstalter Rosen niederlegen. Dort lagen am Montag bereits zahlreiche Blumen und Kerzen. Eine Stadtsprecherin bestätigte die Anmeldung des Marsches von zwei Sozialarbeitern.
Zahlreiche Flüchtlinge behandelt
Der Arzt, der Frau und Tochter hinterlasse, sei sehr engagiert gewesen und habe zahlreiche Flüchtlinge behandelt, sagte Heribert Schramm von der Flüchtlingshilfe Rebland. »Er war eine Stütze für die ärztliche Versorgung von Flüchtlingen.« Hilfreich seien seine guten Fremdsprachenkenntnisse gewesen. »Dass ausgerechnet ein Mann aus Somalia der Täter sein soll, bedrückt zusätzlich.«
Die Flüchtlingshilfe Rebland schrieb in dem Aufruf zum Trauermarsch: »Indem wir unsere Bestürzung auf eine (stille) Art zum Ausdruck bringen, grenzen wir uns zugleich von dem Versuch ab, diese schreckliche Tat zur Stimmungsmache gegen Flüchtlingen zu nutzen.«
Am Samstag hatten Hunderte Menschen in Offenburg demonstriert. Die AfD forderte den Rücktritt von Oberbürgermeisterin Edith Schreiner (CDU). Die Linke Jugend hatte zu einer Gegendemonstration aufgerufen.
Palmer: Asylbewerber überproportional häufig Verdächtige
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) wies auf Facebook mit Blick auf die Polizeiliche Kriminalstatistik darauf hin, dass Asylbewerber überproportional häufig Verdächtige in Mordfällen seien.
Zu beachten ist dabei aber unter anderem die Altersstruktur. Wie aus der Polizeilichen Kriminalstatistik für 2017 hervorgeht, sind Asylsuchende im Mittel 29,4 Jahre alt – und damit fast 15 Jahre jünger als die durchschnittliche Bevölkerung. In diesem Alter begehen Menschen generell die meisten Straftaten. Auch begehen Männer häufiger Gewaltverbrechen als Frauen. Unter den Flüchtlingen gibt es einen großen Anteil junger Männer.