Keine engere Kooperation der Kliniken Ortenau & Mittelbaden
Bei der Debatte um die Zukunft des Ortenau-Klinikums stand immer wieder eine stärkere Zusammenarbeit mit dem Klinikum Mittelbaden im Raum, besonders mit dem Krankenhaus in Bühl. Aber die dortigen Verantwortlichen winken ab.
Einen Tag, bevor sich der Krankenhausausschuss des Ortenaukreises am 10. Mai zum ersten Mal mit der Klinikstruktur befasste, veröffentlichte die Mittelbadische Presse ein Gespräch mit Klinikum-Geschäftsführer Christian Keller. Eine Frage lautete, ob ein mögliches drittes Klinikzentrum im Norden des Kreises Sinn machen würde, ein Standort, in dem die Häuser Achern, Kehl und Oberkirch – womöglich auch das kleine Haus in Bühl, das zum Klinikum Mittelbaden gehört – aufgehen könnten. Keller bestätigte, dass dies in der Debatte eine mögliche Option unter vielen darstellen könnte.
Bei den Verantwortlichen des Klinikums Mittelbaden löste Kellers Aussage Erstaunen aus. »Mich hat das sehr verwundert«, sagte Margret Mergen, Baden-Badens Oberbürgermeistern und Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums Mittelbaden, im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie wusste nichts von derartigen Plänen. Dachte Keller an eine Kooperation mit der Klinik in Bühl, insbesondere im Bereich Geburtshilfe, die dort im vergangenen Jahr geschlossen wurde? »Ich habe den Ortenauer Landrat Frank Scherer darauf angesprochen«, erklärte Mergen. »Er hat mir gesagt, dass er keine Kooperation sucht.« Im Moment müsse sich jeder Träger auf die eigenen Aufgaben konzentrieren, so Mergen.
»Wäre zu weit weg«
Noch deutlicher wird Jürgen Jung, Geschäftsführer des Klinikums Mittelbaden. Zwar habe sein Verbund gemeinsame Auszubildende mit dem Ortenau-Klinikum im Bereich operationstechnische Assistenten, auch gebe es eine Partnerschaft mit der Pathologie in Lahr. Doch eine Zusammenarbeit mit einer möglichen Nordklinik in der Ortenau schließt Jung aus. »Die wäre zu weit weg.«
Diese Distanziertheit könnte auch auf rund fünf Jahre zurückliegenden Erfahrungen beruhen. »Wir sind seinerzeit an das Ortenau-Klinikum und dessen damaligen Geschäftsführer Manfred Lörch mit einem Gesprächsangebot herangetreten«, erinnert sich Jung. Es habe auch Gespräche zwischen den Landräten gegeben. Das Echo aus der Ortenau war aber verhalten, die Gespräche versandeten. »Es war nicht die richtige Zeit. Damals hieß es, dass Achern zum Bollwerk gegen das Klinikum Mittelbaden ausgebaut werden sollte.« Allerdings kann sich Jung vorstellen, sich erneut mit den Verantwortlichen aus der Ortenau zusammenzusetzen, falls von dort eine gute Idee kommt.
»Der Begriff Kooperation ist auch vonseiten des Ortenau-Klinikums nicht verwendet worden«, erklärte nun Kliniksprecher Christian Eggersglüß. Keller habe sich im Interview mit der Mittelbadischen Presse vor allem auf Achern, Kehl und Oberkirch bezogen. »Die Aussage von Herrn Keller in Bezug auf Bühl betraf etwa den Wegfall der Geburtshilfe in Bühl im Sommer 2016. Die Geburtshilfe vor allem am Ortenau-Klinikum in Achern wurde daraufhin verstärkt. Die steigenden Geburtenzahlen in Achern belegen, dass die Klinik einen Teil der Geburten aus dem Nachbarkreis aufgenommen hat.«
Bühl außen vor
Auch auf der politischen Ebene gebe es derzeit keine Gespräche über eine verstärkte Zusammenarbeit, erklärte Landrat Frank Scherer auf Anfrage. »Baden-Badens Oberbürgermeisterin Margret Mergen steht wie einige weitere Kollegen aus anderen Kreisen vor ähnlichen Herausforderungen wie wir mit dem Ortenau-Klinikum.« Ein Aufgehen des Hauses Bühl spiele in der bisherigen Strategiediskussion keine Rolle. »Im Übrigen bin ich der Meinung, dass genau wir als öffentlich-rechtlicher Träger im Interesse der Versorgungsqualität und Ökonomie immer auch prüfen müssen, wo wir komplementär zusammenarbeiten können.«
Klinik-Vorstoß aus Offenburg
Offenburgs OB Edith Schreiner hat sich am Montagabend im Gemeinderat zur Klinikdebatte im Kreis geäußert. Für sie stehe es außer Frage, dass ein Krankenhaus mit Zentralversorgung nach Offenburg gehöre, betonte Schreiner. In dem vom Kreis in Auftrag gegebenen Gutachten hingegen war Offenburg bei der »Radikallösung« nicht explizit genannt. Doch wegen der Platzprobleme und komplizierter Wege regte Schreiner an, die bisherigen Standorte Ebertplatz und St.-Josefsklinik zusammenzufassen und einen neuen Standort in der Stadt zu suchen. Dafür präsentierte sie fünf Möglichkeiten.