Kinder früh stark machen: "Aufschrei" klärt auch in Kitas auf
Die Weihnachtsaktion "Leser helfen" der Mittelbadischen Presse unterstützt in diesem Jahr den Ortenauer Verein "Aufschrei" gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Erwachsenen, der auch vorbeugend tätig ist. Ein wichtiges Instrument ist dabei die "Starke Kinderkiste", die auch in der Offenburger Kita "Haus der Sonnenkinder" regelmäßig zum Einsatz kommt.
"Wir sind sehr glücklich, mit einem so professionellen, gut durchdachten Konzept und hochwertigen Materialen arbeiten zu dürfen", beschreibt Silke Harter. Wie die Kita-Leiterin versichert, sei die "Ich-Stärkung" der Kinder schon immer wichtig für sie und das Team. Deshalb bestehe schon seit 2013 ein enger Kontakt mit "Aufschrei". Nachdem jahrelang gemeinsam mit den Fachberatern von "Aufschrei" die Konzepte "Faustlos" und "Klein und stark" mit den Kindern erarbeitet wurden, kam die Empfehlung zur "Starken Kinderkiste".
Seit 2021 wird diese nun jährlich mit den ältesten Kindern im Alter von vier bis sechs Jahren erarbeitet. In der jährlich wechselnden altershomogenen Kitagruppe nehmen regelmäßig etwa 23 bis 25 Kinder teil. "Im September, wenn sich die Schmetterlingsgruppe mit den ältesten Kindern neu findet, beginnen wir zuerst mit einem Elterninfoabend", berichtet Silke Harter. Dabei würden die Materialien anhand von praktischen Beispielen vorgestellt und die Eltern werden durch eine von "Aufschrei" erarbeiteten Power-Point-Präsentation sensibilisiert, um auf das Thema sexuelle Übergriffe und sexuellen Missbrauch aufmerksam zu machen. "Hier wird auch auf unser sexualpädagogisches Schutzkonzept der Kita hingewiesen, das wir bereits 2015 gemeinsam mit "Aufschrei" erstellten."
Über sechs Wochen lang wird dann die "Starke Kinderkiste" mit ihren sechs Themeneinheiten im Morgenkreis und in Kleingruppenangeboten von den Fachkräften gemeinsam mit den Kindern in der Kita "Haus der Sonnenkinder" erarbeitet. "Zentral sind hierbei die Selbstwertstärkung und der Aufbau eines positiven Selbstkonzepts", sagt Manuel Tumino vom "Aufschrei".
"Meine Gefühle sind richtig, ich kann ihnen vertrauen" und "ich kann zwischen angenehmen und unangenehmen Berührungen unterscheiden" heißen die Botschaften. Außerdem: "ich kenne den Unterschied zwischen guten und schlechten Geheimnissen" und "ich hole Hilfe, wenn ich etwas alleine nicht schaffe". Genauso gehören auch dazu "ich darf Nein sagen und habe keine Schuld, wenn etwas passiert" sowie "mein Körper gehört mir." "Die drei evangelischen Kitas aus Offenburg, "Haus der Sonnenkinder, Kinderbrücke und Kinderinsel" wurden zu Beginn des Projektes geschult", informiert Silke Harter. Seither würde es in jedem Jahr einen festgelegten Zeitraum geben, um mit der "Starken Kinderkiste" zu arbeiten.
Ein gleichnamiges Begleitbuch zu der Kiste sei eine sehr gute Vorbereitung, um auf die einzelnen Themen mit den Kinder einzugehen. "Die kindgerechten Materialen wie Bilderbücher, CDs und Fachbücher sind sehr ansprechend und geben den Fachkräften Halt und Sicherheit.
"Die Starke Kinderkiste wurde vom Petze-Institut für Gewaltprävention entwickelt, um praxisnah und kindgerecht in der Prävention von sexuellem Missbrauch zu unterstützen", informiert Manuel Tumino. Das Projekt richte sich an Kindertagesstätten und sei auch für kleine Einrichtungen geeignet. "Aufgrund vorliegender Übersetzungen der Handreichungen und pädagogischen Materialien in acht Fremdsprachen ist das Projekt auch für Einrichtungen mit hohem Migrationsanteil geeignet", so der Fachberater. Auch richte es sich an Träger und Kommunen, die ein Schutzkonzept vor sexuellem Missbrauch von Kindern entwickeln und Prävention etablieren möchten. Dazu gebe es ein projektbegleitendes Rahmenprogramm wie Fortbildungen für das Kita-Team zum Thema "sexueller Missbrauch und Hilfen bei Verdacht" sowie zur konkreten Präventionsarbeit mit der "Starke-Sachen-Kiste".
Schon jahrelang bestehe der Kontakt zu "Aufschrei". "Sie unterstützen uns bei Elternabenden, Fortbildungen im Team oder Projekten", zeigt sich die Kita-Leiterin dankbar. Der gute Austausch in der Präventionsarbeit sowie die professionelle Hilfe, Unterstützung und Begleitung bei Fragen und Vorkommnissen sei ein starker Rückhalt für die pädagogischen Arbeit. "Aufschrei" ist eine sehr wichtige Anlaufstelle, die uns als Einrichtung große Sicherheit bietet", unterstreicht Silke Harter.
Die Spender
Gespendet haben: Bernhard und Erika Zefferer, Bernd und Karin Winterer, Hannelore Kienzler, Jutta und Helmut Weigel, Thomas und Dietlinde Rittgen, Christiane Kranz, Harald Grampp, Bernd und Heidrun Krüger, Horst Koch, Waltraud Steffen, Karl und Maria Bächle, Helga Semling, Robert und Karin Herzog, Ines Benz, Marta Wagner, Dr. Sophie Mitzel-Hiller, Günter Wälde, Erika Fischer, Walter und Elke Lamm, Anneliese Jakob, Rainer und Christel Bender, Landfrauenverein Tiergarten, Thomas Hockenjos, Ulrich und Regina Scheer, Ursula Clemens, Holger Clemens, Petra Maria Jenter, Ulrich und Astrid Bross, Meike Schulz, Helga Schäfer, Eva Walzik, Thomas Schmider.