Knochenbrecher mit Herz
Ortenau. Als Bruno den Zwei-Meter-Mann kommen sieht, verliert er vor Stress ein Büschel schwarze und weiße Haare. Die Knochen brechen nicht, als Tamme Hanken sich über den Hund beugt. Aber sie knacken, wenn der Kraftprotz die Gelenke des Mischlings anfasst. Kurzes Aufjaulen, dann ist der achtjährige Rüde froh, dem Würgegriff des Ostfriesen zu entkommen. Verdutzt schaut er sein Herrchen an - der große Mann muss etwas gemacht haben, was die Schmerzen in seinen Hinterbeinen gelindert hat. Vor mehr als 25 Jahren begann Tamme Hanken, Pferde einzurenken. Bei der Firma Landhandel Wussler, bei der er gestern in Gengenbach eingeladen war, behandelte er aber auch die kleinen Patienten - Hunde. Unterfordert ist er dabei nicht: »Alle Tiere sind gleich, manche sind ein bisschen größer.« Sagt's und wendet sich einem Pekinesen zu, der ein schlimmes Knie hat. Hände wie Bratpfannen 20 Hunde, 25 Pferde und eine Pferdehalterin behandelt er an diesem Tag. Hände groß wie BratpfannenDen Pferden sieht er schon nach wenigen Metern Schaulaufen an, was ihnen fehlt. Oft, das stellt er schnell fest, tragen die Pferde Verspannungen von falschen Satteln davon. Mit seinen Händen, groß wie Bratpfannen, sorgt er munter plappernd für krachende Knochen und wiehernde Pferde. »War der Sattelverkäufer besoffen, als er dir das hier verkauft hat«, fragt er laut und renkt mit schnellen Griffen, Kraft und Fingerspitzengefühl die Schultern des Pferdes wieder ein. Mit mal flotten, mal derben Sprüchen lockert er die Stimmung der mitfühlenden Zuschauer auf. Aber noch häufiger als die Pfoten der tierischen Patienten muss der 51-Jährige seinen Edding in die Hand nehmen, um Autogrammkarten für die faszinierten Zuschauer aus der Ortenau zu schreiben. Etwa alle acht Wochen wolle er sich künftig in Baden blicken lassen. »Ich bin Ostfriese, ich halte mich nicht länger als einen Tag an einem Ort auf«, sagt er. Albert, ein französischer Hirtenhund mit Wirbelproblemen, steht schon auf der Warteliste für seinen nächsten Besuch. Der Blick ins Maul Ein beherzter Blick ins Maul, ein deftiges Drücken der Pfoten, und schon kennt der Tierheilpraktiker bei vielen seiner tierischen Patienten die Diagnose. Hähnchenschnitzel als MedizinBei Bruno, dem schwarz-weißen Rüden, haben Arthrose und Übersäuerung zu einer Fehlhaltung der Gelenke geführt - und das schmerzt. Wenig später hat der Mischling auch die Strapazen der Behandlung vergessen und richtet sein Interesse auf die wartende Pekinesendame Missy. Indes schreibt Hanken seinem Herrchen mit geschwungener Schreibschrift ein Rezept für die weitere Behandlung auf: Mit Fleisch von Rind, Schaf und Pferd sollte es dem Rüden bald besser gehen. »Früher brauchten wir das auch: Medikamente. Heute geben sie Hähnchenschnitzel - da ist schon alles drin.« Der Tierheiler Tamme Hanken lebt in Filsum in Ostfriesland auf seinem Reha-Hof. Der gelernte Landwirt Hanken behandelt neben Pferden auch Hunde, Katzen, Kühe, Schweine, Schlangen oder Eidechsen. Informationen und weitere Termine gibt es auf www.tamme-hanken.de im Internet.
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