Marlene Harter arbeitet an der Zukunft des autonomen Fahrens
Die Professorin Marlene Harter forscht an der Hochschule Offenburg an radargestützten Assistenzsystemen für Autos. Im Interview erläutert sie, wann die ersten vollautonomen Autos unterwegs sein werden.
Wann wird das erste völlig autonome Serienfahrzeug auf deutschen Straßen unterwegs sein?
Das wird nicht vor 2030 sein, wenn unter autonomem Fahren Level 4 verstanden werden soll. Das bedeutet, dass das Auto zwar für den Notfall noch einen Fahrer benötigt, aber komplexe Fahrsituationen wie etwa Baustellen selbst meistern muss.
Welche Rolle spielen radargestützte Assistenzsysteme für das autonome Fahren?
Radar ist die Rückfallebene aller autonomen System im Fahrzeug. Es kommt auch dann zum Einsatz, wenn andere im Fahrzeug verbaute Sensoren ausfallen. Das Radar ist robust und wirklich wetterunabhängig.
Welchen Beitrag leisten Sie mit Ihrer Forschung zur Verbesserung solcher Assistenzsysteme?
Mein Ziel ist es, die physikalisch möglichen Eigenschaften des Radars besser auszunutzen und umzusetzen, damit die Performanz und Ausfallsicherheit erhöht wird.
Wer reagiert besser – die Maschine oder der Mensch?
Automotive Radarsensoren haben keine Schrecksekunde wie der Mensch und haben damit eine deutlich kürzere Reaktionszeit von der Erkennung bis zur Auslösung des Aktuators, also etwa der Bremse. Wenn man das als Maßstab nimmt, dann reagiert die Maschine besser.
Wieso sind Sie von einem Industrieunternehmen wie Bosch an die Hochschule Offenburg gewechselt?
Ich möchte junge Menschen für Technik und insbesondere das autonome Fahren begeistern. Nur so wird es möglich sein, die etwa 1,3 Millionen Verkehrstoten pro Jahr auf der Welt zu reduzieren!
Sind die Strahlen für Menschen gefährlich?
Aufgrund der geringen abgestrahlten Leistung sind Automotive Radarsensoren ungefährlich.
Marlene Harter
Marlene Harter (37) hat an der Universität Karlsruhe Elektro- und Informationstechnik studiert. Sie promovierte im Jahr 2014 in Zusammenarbeit mit Siemens in München am Karlsruher Institut für Hochfrequenztechnik. Zuletzt war sie als Projektleiterin für Seiten-Radare bei Bosch in Leonberg tätig. Im Oktober 2018 wurde sie als Professorin für Analoge Schaltungstechnik und Elektronische Messtechnik an die Hochschule Offenburg berufen.