Jugendhilfeausschuss

Mehr Geld: Frühe Hilfen verzeichnen 20 Prozent mehr Fälle

red/bek
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21. Oktober 2018

Für die Frühen Hilfen stellt der Jugendhilfeausschuss mehr Geld bereit. ©Nor Gal/Shutterstock.com

Höherer Arbeitsdruck und kürzere Liegezeiten der Mütter nach der Entbindung gefährden den Erfolg der Frühen Hilfen. Um die Effektivität des seit über zehn Jahren bestehenden Projekts zu garantieren, stimmte der Kreisrat einer Erhöhung der Mittel im kommenden Doppelhaushalt vor.

Der Jugendhilfeausschuss des Ortenaukreises stimmte in seiner Sitzung am Freitag einstimmig der Erhöhung der finanziellen Förderung der »Frühen Hilfen« zu. Das Gremium empfiehlt dem Kreistag, die Budgetanhebung um rund 45.000 Euro im kommenden Doppelhaushalt 2019/20 bereitzustellen. Auch der Aufstockung des Budgets der Kinderschutzambulanz (Babysprechzeit) um 34.900 Euro in den kommenden beiden Haushaltsjahren stimmten die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses einstimmig zu. 

Die Frühen Hilfen richten sich präventiv an alle Eltern und werdenden Eltern, insbesondere aber auch an Familien mit besonderen Belastungen und in schwierigen Lebenssituationen, um die Eltern-Kind-Bindung sowie die Erziehungskompetenz der Eltern zu stärken. »Mit den Frühen Hilfen hat der Ortenaukreis vor rund zehn Jahren ein inzwischen sehr bewährtes und bundesweit viel beachtetes Modell früher Prävention installiert, dessen Erfolg auch den entscheidenden Impuls für den Aufbau des Präventionsnetzwerks Ortenaukreis geliefert hat«, sagte Landrat Frank Scherer kürzlich auf der bundesweiten Projektabschlusstagung des Präventionsnetzwerks. »Damit hat der Kreis eine kommunale Präventionskette von der Schwangerschaft bis zum zehnten Lebensjahr etabliert. Der Ortenaukreis ist deutschlandweit beispielhaft in der Entwicklung früher Prävention und Gesundheitsförderung. In die Frühen Hilfen zu investieren, wie es der Ortenaukreis macht, ist im besten Sinne nachhaltige Sozialpolitik«, so der Landrat.

»Wir haben seit Start des Programms in rund 5000 Fällen präventive Hilfen geleistet«, informierte Ullrich Böttinger, Leiter des Amts für Soziale und Psychologische Dienste im Landratsamt und Leiter der Frühen Hilfen zu Beginn der Jugendhilfeausschuss-Sitzung. Mit dem Hilfs- und Unterstützungsangebot komme man erfolgreich und sehr frühzeitig mit Vätern und Müttern, werdenden Eltern sowie Familien mit psychosozialen Belastungen in Kontakt, die das Amt sonst nicht – und vor allem nicht so früh – erreicht hätte. »Diese frühe Erreichbarkeit ist besonders wichtig, um die Eltern-Kind-Bindung zum entwicklungspsychologisch richtigen Zeitpunkt stärken zu können«, so Böttinger.

Enge Kooperation

Von 500 Fällen jährlich würden rund 85 Prozent von den Fachstellen Frühe Hilfen versorgt, die restlichen von der Babysprechzeit an der Kinderschutzambulanz im Ortenau-Klinikum Offenburg. Aufgrund der aktuellen Halbjahreszahlen rechnet Böttinger für dieses Jahr nochmals mit einem deutlichen Anstieg der Inanspruchnahme um bis zu 20 Prozent auf dann rund 600 Fälle. »Das wäre die bisher höchste Fallzahl seit Beginn der Frühen Hilfen.« 

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Die enge Kooperation zwischen den Fachstellen Frühe Hilfen und den Geburtskliniken im Ortenaukreis habe sich seit Beginn als besonders wirkungsvoll herausgestellt. 98 Prozent aller Geburten in Deutschland fänden in den Geburtskliniken statt. Alle Eltern würden bereits in der Klinik auf die Möglichkeiten der Unterstützung angesprochen. »Das Klinikpersonal wurde speziell geschult, um frühkindliche Belastungen und Auffälligkeiten in der Mutter-Kind-Interaktion zu erkennen sowie vertiefende Gespräche zu führen«, sagte Böttinger. 

Bundesweites Problem

Die Leistung der Kliniken werde noch immer nicht über das Gesundheitswesen finanziert, bedauerte Sozialdezernent Georg Benz: »Das ist – neben zunehmenden Versorgungsengpässen bei Hebammen – ein Wermutstropfen.« Aufgrund steigenden Arbeitsdrucks, steigender Geburtenzahlen bei gleichbleibender Personalausstattung und kürzerer Liegezeiten bei einer Entbindung falle es dem Klinikpersonal zunehmend schwer, die für die Frühen Hilfen grundlegende Leistung weiterhin zu erbringen. »Dieses Problem betrifft nicht nur den Ortenaukreis, sondern besteht deutschlandweit«, so Benz. Gemeinsam mit den Kliniken und dem Steuerungsgremium Frühe Hilfen werde an Lösungsmöglichkeiten gearbeitet. 

»Unsere Frühen Hilfen sind ein Erfolgsmodell – und sollen es bleiben. Wir möchten das gesunde Aufwachsen von Kindern im Ortenaukreis durch frühzeitige und nachhaltige Hilfen weiterhin fördern«, betonte Benz. Der Sozialdezernent machte deutlich, dass bei Personal-Tarifsteigerungen von jährlich drei Prozent bei den Fachstellen in Trägerschaft der Caritasverbände und der Kinderschutzambulanz kein Weg an einer Budgetanpassung vorbei führe, wenn man die Prävention von Anfang an und in der bisherigen Qualität aufrechterhalten wolle. 

Dem pflichteten die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses bei und empfahlen einstimmig dem Kreistag, die erforderlichen Mittel in den Doppelhaushalt 2019/20 einzustellen.
 

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