Nach Messerangriff: Haftbefehl gegen 26-Jährigen erlassen
Gegen den 26-jährigen Somalier, der am Donnerstag einen Offenburger Arzt getötet haben soll, ist am Freitagmittag Haftbefehl wegen Mordes erlassen worden. Derweil wurden weitere Details zur Tat bekannt. Der Mann soll mehrfach auf sein Opfer eingestochen haben.
Für den Oberstaatsanwalt Herwig Schäfer bestand bei der Pressekonferenz am Freitag im Foyer des Offenburger Amtsgerichts kein Zweifel. »Der Verdächtige hatte beim Betreten der Praxis das Ziel, das Opfer zu töten.« Kurz zuvor hatte Haftrichterin Ute Körner vom Offenburger Amtsgericht Haftbefehl gegen einen 26-jährigen Somalier erlassen. Der Mann sei dringend tatverdächtig, am Donnerstagmorgen einen Offenburger Hausarzt in seiner Praxis mit mehreren Messerstichen getötet zu haben.
Der Beschuldigte war von mehreren Beamten an Armen und Beinen gefesselt zur Haftrichterin gebracht worden. Der schmächtige, etwa 1,70 Meter große Mann hielt dabei den Kopf gesenkt und wirkte abwesend.
Sofort zugestochen
»Der Beschuldigte ging direkt in das Behandlungszimmer. Dort hat er sofort und unvermittelt auf den Arzt eingestochen. Der Arzt versuchte sich vergeblich zu wehren«, fasste Schäfer die Tat zusammen. Für das Opfer sei jede Hilfe zu spät gekommen, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Polizei und der Staatsanwaltschaft. Laut Schäfer rief das Opfer um Hilfe. Zwischen einer herbeigeeilten Arzthelferin und dem Beschuldigten sei es zu einem Gerangel gekommen. Die Frau sei dabei oberflächlich am Kinn verletzt worden.
Schäfer sah zwei der Tatmerkmale für Mord als erfüllt an. »Der Verdächtige ist heimtückisch in das Behandlungszimmer gestürmt. Der Arzt hatte keine Möglichkeit, sich zu wehren.« Die Messerstiche in den Brustbereich wertete der Oberstaatsanwalt als Beleg dafür, dass »Hass oder andere niedere Beweggründe« für die Tat vorliegen. Die Haftrichterin sah das offensichtlich ähnlich.
Motiv unklar
Beim Motiv des jungen Mannes tappt die Staatsanwaltschaft noch im Dunkeln. Er macht Schäfer zufolge weder der Polizei noch der Haftrichterin gegenüber Angaben zur Tat. »Wir stützen den Tatverdacht deshalb auf die Angaben von Zeugen«. Im Behandlungszimmer, in dem der 26-Jährige zustach, befand sich demzufolge ein Patient. Außerdem seien neben der verletzten Arzthelferin noch weitere Mitarbeiter anwesend gewesen, die ebenfalls über den Tatverlauf Auskunft gegeben hätten.
Falsch waren Medienberichte und Kommentare in den sozialen Medien, denen zufolge die zehnjährige Tochter des Hausarztes die Tat beobachtet haben soll. Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass die Tat unter den Augen eines Angehörigen stattgefunden habe, betonte Schäfer. Tatsächlich scheint sich das Kind aber in unmittelbarer Nähe des Tatorts befunden zu haben. In den sozialen Medien war berichtet worden, dass die Tochter des Mannes auf dem Rasen vor der Praxis nach ihrem Vater gerufen habe.
Täter und Opfer kannten sich offenkundig. Der Somalier sei 2016 bei dem Hausarzt in Behandlung gewesen. Es gebe momentan aber keine Anhaltspunkte für eine Konsultation im Jahr 2018.
Der Mann aus Somalia ist nach Angaben von Schäfer 2015 in die Bundesrepublik eingereist. Danach sei er relativ bald der Stadt Offenburg zugewiesen worden. Wie der Jurist erläuterte, war das Asylverfahren des Mannes noch nicht abgeschlossen. Er genieße aber einen subsidiären Schutzstatus. »Der Beschuldigte hält sich zu Recht hier auf«, betonte Schäfer.
In Gewahrsam
Der 26-Jährige ist polizeilich bisher zwei Mal in diesem Sommer in Erscheinung getreten. Beide male sei er mit Mitbewohnern in Streit geraten, erläuterte der Oberstaatsanwalt. Beim zweiten Mal vor wenigen Tagen sei er dann von der Polizei für eine Nacht in Gewahrsam genommen worden. »Es ging dabei darum, die Streithähne zu trennen«, sagte Schäfer.
Angekündigt hat der Somalier nach bisherigen Erkenntnissen von Polizei und Staatsanwaltschaft die Tat nicht. Die Ermittlungen dazu laufen laut Schäfer aber noch. Dabei sollen unter anderem die möglichen Internetaktivitäten des Beschuldigten untersucht werden.
Die Ermittlungskommission der Kriminalpolizei untersucht laut dem Oberstaatsanwalt auch, ob Drogen oder Medikamente bei der Tat eine Rolle gespielt haben. Alkohol im Blut sei bei dem Verdächtigen aber keiner gefunden worden, sagte Schäfer.