Neues Zentrum für in ihrer Entwicklung gestörte Kinder in der Ortenau

Die Kinderklinik Ortenau, an der das Sozialpädiatrische Zentrum etabliert wird, ist Teil des Mutter-Kind-Zentrums am Ortenau-Klinikum in Offenburg. ©Ortenau-Klinikum
Um die Gesundheitsversorgung von Kindern im Ortenaukreis weiter zu verbessern, will das Ortenau-Klinikum an der Kinderklinik Ortenau in Offenburg ein Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ) einrichten. Der Verwaltungsrat hat laut Mitteilung des Klinikums kürzlich mit großer Mehrheit für ein entsprechendes Konzept gestimmt. Der Vorstand des Klinikverbundes habe es in Zusammenarbeit mit Chefarzt Patrick Gerner ausgearbeitet. Das Ortenau-Klinikum werde nun in Kürze einen Antrag beim Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung stellen.
Viele Synergieeffekte
Vorstandsvorsitzender Christian Keller freut die Entscheidung des Gremiums, „da wir dadurch eine deutliche Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Kindern bekommen werden“. Das SPZ in der Kinderklinik könne viele positive Synergieeffekte erzielen. Keller: „Ein weiterer Vorteil wird eine spürbare Entlastung der vor Ort ansässigen Arztpraxen sein.“ Ursprünglich war geplant gewesen, ein SPZ am Zentrum für Gesundheit Gengenbach einzurichten.
Die kinderärztliche Versorgung im Ortenaukreis sei derzeit aufgrund der Vielzahl an zu versorgenden Kindern angespannt, heißt es weiter. Kinderarztpraxen könnten häufig keine neuen Patienten mehr aufnehmen. „Insbesondere die Versorgung chronisch und komplex kranker Kinder ist eine große Herausforderung für das Gesundheitssystem. Sie erfordert besondere fachärztliche Expertise und eine Behandlung in kontinuierlichen und regelmäßigen Abständen“, berichtet Chefarzt Gerner.
Keine Ressourcen mehr
Die Versorgung dieser Kinder übersteige häufig die Möglichkeiten der niedergelassenen Kinder- und Jugendmediziner. In den Praxen stünden zumeist keine Ressourcen für die interdisziplinäre Diagnostik und Therapie zur Verfügung. Auch in den Landkreisen Emmendingen, Rastatt und Baden-Baden seien keine entsprechenden Einrichtungen vorhanden. Mit einem Antrag hatte die SPD-Kreistagsfraktion im Dezember die Einrichtung eines SPZ im Ortenaukreis angeregt.
Das geplante SPZ werde ein ambulantes, multidisziplinäres Behandlungsangebot für Säuglinge, Kinder und Jugendliche bereithalten. Die Kernkompetenz werde in der medizinischen Betreuung von Kindern und Jugendlichen liegen, die Störungen in ihrer geistigen, körperlichen und/oder seelischen Entwicklung aufweisen. Dafür werde mit anderen Ärzten und Frühförderstellen, aber auch den Einrichtungen und Diensten der Eingliederungshilfe und mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst eng zusammengearbeitet. Das Ortenau-Klinikum strebe mit dem SPZ eine vollumfängliche diagnostische und therapeutische Behandlung mehrerer Krankheitsbilder an, teilt das Klinikum weiter mit.
Die Einrichtung soll in den kommenden drei Jahren aufgebaut werden und schrittweise die Zahl der behandelten Patienten steigern. Ein durchschnittliches SPZ behandelt pro Quartal 500 bis 800 Patienten. Auch das Personal soll schrittweise eingestellt werden. Die Finanzierung sei gesetzlich durch die Vergütung ambulanter Krankenhausleistungen durch die Krankenkassen sichergestellt.