Palliativtag am Ortenau-Klinikum: Der Mensch im Mittelpunkt
Sterbebegleitung war am Samstag Schwerpunkt beim Palliativtag am Ortenau-Klinikum St. Josefsklinik. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter trafen sich, um neue Impulse mitzunehmen und sich auszutauschen. Klar wurde, dass sie ihre Netzwerke weiter vertiefen wollen.
Damit die letzte Phase im Leben gelingt, sind viele Akteure erforderlich. Das ist eine Erkenntnis des Palliativtags an der St. Josefsklinik in Offenburg. Für Pflegekräfte kann es eine Entlastung durch die Sozialarbeit geben, die sich um den »Alltagskram« kümmert.
Den Tag zum Netzwerken nutzen wollte auch Ute Königsmann, Leiterin der Brückenpflege. Die Brückenpflege ist speziell für Patienten mit Tumorerkrankungen in Palliativsituationen zuständig. Sie hat gleich am Samstag Kerstin Niermann vom Pflegestützpunkt Offenburg eingeladen, damit sie sich nochmals in der Teamsitzung vorstellen kann. »Wenn die Patenten nach Hause kommen, muss alles stehen«, sagt sie. Also kümmert sich der Brückenpflege darum, dass das Pflegebett oder andere Hilfsmittel da sind, wenn der Patient nach Hause kommt.
Enge Kontakte wichtig
Für Elisabeth Huber, Stationsleiterin der Palliativstation an der St. Josefsklinik in Offenburg, steht fest: »So gut oder schlecht wie das Entlassmanagement ist, so gut oder schlecht ist die Weiterversorgung.« Enge Kontakte mit Brückenpflege, Hospiz und anderen Institutionen sind ihr deshalb wichtig. Auch auf ihrer Station selbst hat sich viel getan, etwa wurden Rückzugsräume für die Patienten mit den Angehörigen ausgebaut. Als besonders wichtig in ihrer Arbeit sieht sie an, den Patienten Zeit zu geben. Sie zeigt Möglichkeiten auf in einer Situation, in der vieles auf die Betroffenen einprasselt: »Sie brauchen erst einmal die Chance, sich zu sortieren.« Die Station am Josefs ist da Wegbereiter. Allerdings: »Die Zeit arbeitet gegen uns.«
Das hatte auch Sabine Bayer in ihrem Impulsreferat betont. Die Sozialarbeiterin der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) Augsburg sagte: »Alle meinen, wenn es um Palliativversorgung geht, werden alle ganz ruhig; nein, man muss schnell sein.« Sie erläuterte, dass sie als Sozialarbeiterin die Pflege unterstützt, indem sie sich mit Anträgen, Behörden oder Krankenkassen auseinandersetzt. Bayer wies darauf hin, dass eine Einstufung bei Palliativpatienten binnen einer Woche vorgenommen werden müsse.
500 Patienten pro Jahr
»Der Mensch im Mittelpunkt«, heißt ihre Maxime. Es tue den Patienten gut, wenn sich jemand um ihre Belange kümmere – sie selbst seien längst zu schwach. Und so bestelle sie Pflegebetten und andere Hilfsmittel: »Besonders bitter ist, wenn sie kommen, wenn der Patient ein paar Stunden zuvor verstorben ist«, berichtete sie. Überhaupt brauche man eine »gesunde Einstellung zu Tod«, sagte die Sozialarbeiterin. In ihrem Gebiet mit 450 000 Einwohnern betreuten sie pro Jahr 500 Patienten; 400 davon versterben, oft schon innerhalb 14 Tagen.
Ähnliche Zahlen nennt Christian Bernauer von der Brückenpflege: Im vergleichbar großen Ortenaukreis gebe es rund 800 Palliativpatienten pro Jahr; davon versterben rund zwei Drittel. Sechs Palliativ-Care-Fachkräfte gebe es für den Kreis bei der Brückenpflege, die auch in ständiger Bereitschaft seien. Bernauer sagt: »Da kommt man physisch wie psychisch an seine Grenzen.« Eine Sozialarbeiterin, die unterstützend alles managet und so die Pflegekräfte entlastet, sei eine gute Sache: »Bei uns übernehmen das die Pflegekräfte mit.«
Aber auch Ehrenamtliche können helfen, etwa durch Gespräche oder in dem sie letzte Wünsche erfüllen. »Wir haben zwar noch keinen Wünschewagen, aber wir machen auf kreative Weise vieles möglich«, sagt Monika Lubitz, Leiterin des ambulanten Hospizdienstes des Offenburger Hospizvereins. Dieser steht Menschen zur Seite, die sich in der letzten Lebensphase befinden und noch einmal etwas Liebgewonnenes erleben möchten.