Panne bei Deutschprüfung: Jetzt ermittelt die Polizei
Prüfungsaufgaben bei Lehrern zu Hause – das geht gar nicht. Doch eine Schule in Bad Urach hat das fertig gebracht. Darunter leiden jetzt 40.000 Schüler, die ihre Deutschprüfung statt am Mittwoch mehr als eine Woche später schreiben müssen – auch in der Ortenau.
Ein laxer Umgang mit Aufgaben an einer Bad Uracher Gemeinschaftsschule hat zu der Panne bei den Abschlussprüfungen an den Realschulen in Baden-Württemberg geführt. Die Deutschaufgaben in einem Umschlag wurden beim Staatlichen Schulamt abgeholt und dann bei mehreren Personen verwahrt - zeitweise sogar bei einer Lehrkraft zu Hause. Das teilte das Kultusministerium am Dienstag mit. Die Unterlagen seien an der Schule nicht sofort verschlossen worden, obwohl ein Tresor vorhanden war. Die Schule hatte den nicht mehr verschlossenen Umschlag am vergangenen Freitag bemerkt. Deshalb wurde die Deutschprüfung von diesem Mittwoch auf den 27. April verschoben.
Eine Entscheidung, die auch zahlreiche Ortenauer Schüler betrifft. Stimmen dazu haben wir in Offenburg, in Kehl, in Lahr, im Renchtal und in Gengenbach gesammelt.
Keine lückenlose Verwahrung
Es lasse sich derzeit nicht rekonstruieren, von wem und wann der Umschlag geöffnet wurde. Die Aufgaben lagen noch in dem Kuvert. «Fest steht, dass die Schule entgegen der Sicherheitsvorgaben keine lückenlose und sichere Verwahrung der Prüfungsaufgaben sichergestellt hat», teilte das Ministerium mit. Zur Klärung des Sachverhalts an der Barbara-Gonzaga-Gemeinschaftsschule sei auch die Polizei eingeschaltet.
Eine Polizeisprecherin sagte, die Beamten würden erste Gespräche mit der Schulleitung führen und prüfen, ob eine Straftat vorliege und wenn ja, welche. Das Ministerium kündigte an, gegenüber der Schule die «zwingend notwendige Sensibilität im Umgang mit Prüfungsunterlagen» anzumahnen.
Prüfungen könnten vorab im Internet landen
Die Geschädigten sind 40.000 Mädchen und Jungen an Schulen im ganzen Land, deren Prüfung verschoben werden musste. Der Landesschülerbeirat zeigte sich verärgert. «Das bedeutet eine Belastung und mehr Stress für die Schüler», sagte die Sprecherin des Gremiums, Madeleine Schweizerhof. Die neue Vorbereitung auf die Deutschprüfung sei umso unangenehmer, da es vor dem neuen Termin auch noch die Mathe- und Englischprüfungen gebe. «Ich kann das nicht nachvollziehen», sagte die 18-Jährige.
Auch Eisenmann bedauerte das Vorgehen. «Mir tut es unendlich leid. Aber uns blieb nichts anderes übrig», sagte sie am Dienstag dem SWR. «Das Risiko war schlicht zu groß, dass die Aufgaben nachher im Netz kursieren.» Die Aufgaben müssten zentral gedruckt und dann versiegelt werden. Das brauche seine Zeit.
SPD-Fraktionschef: Verfahren ist normalerweise sicher
Die neuen Aufgaben kommen aus einer von drei Aufgabentranchen. Die zwei bislang nicht verwendeten Tranchen werden jetzt für den 27. April und den Nachtermin genutzt.
Der Vorgänger von Eisenmann im Amt, der derzeitige SPD-Fraktionschef Andreas Stoch, zeigte Verständnis für das Vorgehen: «Auch in meiner Zeit als Kultusminister hat es Probleme bei der Sicherheit von Abschlussprüfungen gegeben, die zwar nicht zu einer Verschiebung geführt haben, die aber auch vor Augen führten, dass es durchaus gewisse Unsicherheiten geben kann.» Das bisherige Verfahren sei weitestgehend sicher, wenn sich jeder an die Vorgaben halte.