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Dossier: 

Pfeilschnell - Inlinehockeytraining in Sasbach

Deborah Wolff
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20. April 2017
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©Symbolbild: dpa - Hendrik Schmidt

Der neonorange Ball fliegt mit lautem Knall gegen die Bande. »Weiter!«, tönt es aus der rechten Ecke, und schon fliegt der nächste Ball aufs Feld.  Die »Blue Arrows« sind los. Zweimal pro Woche trainieren die Inlinehockey- Spieler hier am Rande Sasbachs ihr Können.

Auch Michael Sapel ist dabei. Der 22-Jährige trainiert seit 2008 und seine Begeisterung für die exotische Sportart hat seitdem nicht nachgelassen. »Ich wohne zwar mittlerweile in Freiburg, aber in den Semesterferien und für die Spiele komme ich immer her.«

1994 gründeten fünf Jugendliche das einzige Inlinehockey-Team im Ortenaukreis. Auch wenn Inlinehockey einige Ähnlichkeiten mit Eishockey aufweist, gibt es doch auch ein paar Unterschiede: Anders als beim Eishockey wird die Zeit beim Inlinehockey nicht bei jeder kurzen Spielunterbrechung gestoppt, sondern läuft grundsätzlich weiter. Beim Inlinehockey gibt es zudem nur vier Feldspieler und einen Torwart. Beim Eishockey sind es fünf Feldspieler. Zudem gibt es – anders als beim Eishockey – keine Abseitsregelung. Als die Inlinehockey-Mannschaft in Sasbach zu trainieren begann, nannten sie sich noch »Who's next«. Fünf Jahre später wurden aus »Who's Next« die »Blue Arrows«. 2004 gründeten fünf Spieler einen Verein und weitere fünf Jahre später kam eine eigene Spielstätte inklusive Vereinsheim hinzu.  Eine Erfolgsgeschichte, die nicht zuletzt den unermüdlichen Trainern zu verdanken ist. 

Einer von ihnen ist Manuel Bauer. Der 29-Jährige trainiert schon die Kleinsten bei der Inlineskating-Laufschule. Über 20 fünf- bis 15-Jährige treffen sich zweimal die Woche vor dem Training der Herren, um ihre Balance zu üben und vielleicht auch einmal bei den »Blue Arrows« mitfahren zu können. Aktuell umfasst das Team der »Blue Arrows« etwa 65 Spieler von 7 bis 37 Jahren. »Jeder kann mitmachen«, sagt Manuel Bauer. Die Abendsonne scheint auf den dunkelgrauen Asphalt des Platzes und die ersten Kinder ziehen schon ihre Runden. Andere ziehen noch ihre Inlineskates an. Und den Helm. Und Knieschoner. Und natürlich Ellbogenschoner. Warum diese so wichtig sind, wird spätestens ein paar Minuten nach Beginn des Tranings klar. Manuel Bauer bringt den Kindern bei, wie man auf dem harten Asphalt richtig hinfällt. Danach trainiert er Slalomfahren. Die Kinder machen begeistert mit. Manche haben schon ein ordentliches Tempo drauf, das den späteren Torjäger bereits erahnen lässt. Ein Mädchen ruft seiner  Mutter vom Spielfeld aus zu: »Bremsen musst du auch noch üben!« Die Mutter lacht. »Es ist unglaublich, wie schnell Kinder lernen«, freut sich eine andere über die Fortschritte ihrer Tochter. 

Dass es sich lohnt zu üben, beweisen die Mitglieder der Herren-Mannschaft, nachdem die Kinder fertig geübt haben. Aber bevor es mit dem Training losgehen kann, muss erst einmal die Ausrüstung sitzen – 12 Teile insgesamt. »Die umfangreiche Ausrüstung schreckt vielleicht manche ab, mit Inlinehockey anzufangen«, vermutet Michael Sapel. Die Anschaffung der Knie- und Ellbogenschützer, der Handschuhe und des gepolsterten Shirts kosten mehrere hundert Euro, und die Sachen benötigen viel Platz, aber die ausgefeilten Schutzmaßnahmen sind notwendig, denn sie sind das Einzige, was den Körper vom rauen Asphalt trennt. Letzterer hat sich immer wieder als Heimvorteil für die »Blue Arrows« herausgestellt. »Wir sind einer der wenigen Vereine, die einen Außenplatz haben«, erläutert Sapel. 

Wenn andere Teams für ein Spiel hierherkommen, beschweren sie sich oft, dass ihre ganze Ausrüstung nach dem Match zerkratzt ist«, sagt er schmunzelnd. Auch seine eigenen Inlineskates werden auf dem rauen Boden immer wieder in Mitleidenschaft gezogen. »Meine Rollen halten rund einen Monat, bei manchen aber auch mal etwas länger!« Inlinehockey sei aber eindeutig ungefährlicher als Fußball. Er selbst habe sich noch nie richtig verletzt. Andere hatten da weniger Glück – hauptsächlich Schulterverletzungen seien schon vorgekommen. Vielleicht spielen auch deshalb in der Erwachsenen-Mannschaft beim heutigen Training nur Männer. 

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Ein paar Damen lassen sich jedoch nicht abschrecken. »Wir haben zwei Ladys in der Jugend-Mannschaft, Magdalena und Lara, die die Nummer 10 auf dem Trikot trägt«, erzählt Trainer Manuel Bauer. Er selbst spielt in der Offensive. Ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte der »Blue Arrows« war der Gewinn der Meisterschaft der Landesliga Süd-West. Für den Erfolg verantwortlich ist bestimmt auch das ganzjährige Training des Teams. Selbst im Winter wird trainiert. »Wenn es mal Schnee hat, dann räumen wir den einfach zur Seite und los geht's – wir trainieren bei jedem Wetter«, sagt Manuel Bauer, Trainer der Kinder und Junioren. Bald wird das Spielfeld jedoch ein Dach bekommen, und das Schneeschippen gehört der Vergangenheit an. Dafür wurde eine Dachpatenschaft vom Verein eingerichtet. Diese sei gut gelaufen, vor allem viele Privatpersonen hätten gespendet. Im August soll der Bau der Spielfeldüberdachung beginnen, erzählt Michael Sapel. Auch ein neuer Bodenbelag ist geplant. 

Andreas Wiarda mit der Trikot-Nummer 25 ist bereit für den Beginn des Trainings und schaut gespannt aufs Spielfeld. Er ist einer von denen, die von Anfang an mit dabei waren. Er stand schon im Tor und spielte außen. »Ich hab auch mal die Jugend trainiert«, erinnert er sich. »Das ist einfach eine tolle Sportart – körperbetont und teamorientiert. Ich mag vor allem auch den guten Zusammenhalt in unserer Mannschaft.« Seine Kollegen laufen an ihm vorbei aufs Spielfeld und klopfen ihm auf die Schulter. Es kann losgehen. 

Die Sonne verabschiedet sich langsam hinter den Bahngleisen. Die Schläge des neonorangenen Balls gegen die Spielfeldeingrenzung werden kurz vom Donnern eines vorbeifahrenden Güterzugs übertönt, doch das lenkt keinen der Männer ab. Am Sonntag steht ein Heimspiel an und auf dieses bereiten sich die »Blue Arrows« höchst konzentriert vor. Die blauen Pfeile gleiten in rasender Geschwindigkeit über den Asphalt. Mühelos. Es scheint fast, als würden sie fliegen.

 

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