Nach Unfall auf Gutacher Rodelbahn

Polizei sieht keine Schuld beim Rodelbahnbetreiber

Thomas Reizel
Lesezeit 3 Minuten
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12. August 2015
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Nach dem Unfall mit fünf Leichtverletzten auf der Gutacher Rodelbahn ermittelt die Polizei nicht gegen den Betreiber. Ihm sei kein Vorwurf zu machen. Verantwortlich sei der 21-jährige Unfallverursacher, teilte die Polizei am Dienstag auf Anfrage der Mittelbadischen Presse mit.

Die Polizei hatte am Montag gemeldet, dass es am Sonntagabend nach einem Auffahrunfall auf der Gutacher Rodelbahn fünf Verletzte gab, die in Krankenhäuser mussten. »Sie sind aber alle wieder entlassen und nach Spanien abgereist«, erklärte Wolfgang Drescher, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Offenburg auf Anfrage der Mittelbadischen Presse. Die Verletzten stammen alle aus einer Familie.

Wie berichtet, hatte ein Mitarbeiter der Rodelbahn auf freier Strecke gehalten. Zwei nachfolgende Fahrer hatten nach Polizeiangaben rechtzeitig anhalten können, ein vierter Rodel krachte auf den vor ihm fahrenden und schob ihn auf den zweiten. Das hatte Fragen aufgeworfen, weshalb denn der Mitarbeiter bei laufendem Betrieb angehalten hat und ob nachfolgende Rodler nicht gewarnt wurden.

Michael Obino, Betriebsleiter der Rodelbahn, sagte am Dienstag auf Nachfrage der Mittelbadischen Presse, dass diese Halte mehrfach am Tag vorkommen: »Wir müssen verlorene Gegenstände wie Schlüssel, hochwertige Handys oder welche mit ideellem Wert einsammeln, in diesem Fall war es eine Mütze.« Der Halt sei im übrigen auf einer gut einsehbaren Geraden erfolgt.

»Auf Sicht fahren«
Gleichzeitig verwies Obino auf die Sicherheitsvorschriften. Danach sei auf Schildern gut zu lesen, dass Auffahren auf andere Rodel strengstens verboten ist, dass auf Sicht gefahren werden und ein Sicherheitsabstand von mindestens 25 Metern einzuhalten ist. »Die Schilder sind auf Deutsch, Englisch, ja sogar auf Hebräisch«, erklärte Obino: »Verantwortlich ist immer, wer am Hebel des Rodels sitzt.«

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Auch das Polizeipräsidium sieht den Betreiber der Anlage nicht in der Haftung. »Es gibt aus polizeilicher Sicht keine Ermittlungen, dem Mitarbeiter, der angehalten hat, ist kein Vorwurf zu machen«, sagte Drescher. Dafür sei ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen den 21-jährigen Fahrer des vierten Rodels eröffnet worden. »Wir gehen aber davon aus, dass es von der Staatsanwaltschaft nach drei Monaten eingestellt wird«, erklärte der Sprecher.

Der Grund: Anders bei Körperverletzung, bei der die Staatsanwaltschaft automatisch ermittelt, geschieht das bei fahrlässiger Körperverletzung nur auf Antrag eines Geschädigten. Dazu hat er drei Monate Zeit. »Weil aber die Unfallbeteiligten alle zu einer Familie gehören, rechnen wir nicht mit einem Antrag«, sagte Drescher. Und wenn in der Frist keiner eingeht, gingen Polizei und Staatsanwaltschaft von einem Verzicht aus, auch wenn dieser nicht ausdrücklich erklärt wird.

Etwas andere Version
Etwas anders als die Polizei schilderte Michael Obino den Unfallhergang. Er sagte, dass ein Rodel auf den des Mitarbeiters aufgefahren sei, als der gerade wieder losgefahren sei. Noch in einer Kurve vor der Geraden habe der Fahrer des dritten Rodels angehalten, auf den der vierte gekracht sei. Auch der Mitarbeiter, der die Mütze eingesammelt hatte, habe Blessuren erlitten.

Dies sei aber der Polizei am Sonntag nicht bekannt gewesen, weil der Mitarbeiter diese erst am Montag festgestellt habe. Allerdings räumte Obino ein, den Unfall nicht selbst gesehen zu haben. Jedenfalls zeigte sich der Betriebsleiter erleichtert über die für ihn gute Nachricht der Polizei, dass dem Mitarbeiter der Rodelbahn kein Vorwurf zu machen sei und die Verantwortung für den Unfall ausschließlich beim Rodelfahrer liegt.

Hintergrund

Betrieber Wiegand Erlebniswelt

Die Gutacher Rodelbahn ist im Jahr 2006 eröffnet worden. Betreiber ist die Wiegand Erlebniswelt GmbH mit Sitz im hessischen Rasdorf. Die Fahrgäste steigen in einen »Schwarzwaldbob« und werden von einem Lift auf 300 Meter Höhe gezogen. Dort beginnt die Fahrt auf der rund 1150 Meter langen Strecke mit Kreiseln und Tunnel. Die Fahrgäste können sich während der Fahrt nicht selbst abschnallen, dafür sorgt ein Sicherungssystem. Die Wiegand Erlebniswelt betreibt an zwölf Standorten in Deutschland Skilifte und Sommerrodelbahnen.

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