Bundesweite Razzia gegen Rotlicht-Bande – auch in Offenburg
Die Bundespolizei geht mit Razzien und Festnahmen gegen die Organisierte Kriminalität im Rotlichtmilieu vor. Hunderte Frauen sollen aus Thailand eingeschleust worden sein, um als Prostituierte zu arbeiten. Auch ein Bordell in Offenburg wurde durchsucht.
Die Bundespolizei ist mit einer groß angelegten Aktion und mehr als 1500 Beamten gegen eine deutschlandweit agierende Rotlicht-Bande vorgegangen. Mehr als 100 Personen wurden vorläufig festgenommen und sieben Haftbefehle vollstreckt, wie ein Sprecher am Mittwochvormittag in Siegen sagte. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) nannte die Großrazzia der Bundespolizei einen beispiellosen Schlag gegen »ein bundesweit verzweigtes Netzwerk«.
Durchsuchen in Offenburger Bordell
Im Südwesten wurden am Morgen neun Objekte durchsucht – in Offenburg, Mannheim, Bruchsal, Pforzheim, Rastatt und Karlsruhe. In Offenburg gab es laut Bundespolizeisprecherin Carolin Dittrich einen konkreten Hinweis gegen ein Bordell im Industriegebiet. Belastendes Material sei jedoch nicht gefunden worden. Vor Ort hätten die Polizisten zudem im Bordell arbeitende Frauen angetroffen, an deren Aufenthaltsrecht es jedoch ebenfalls nichts zu beanstanden gebe, so Dittrich. Eine Frau wollte dennoch freiwillig eine Aussage machen. Das soll nun in Kehl geschehen, wo auch alle in Rastatt, Bruchsal und Pforzheim verhafteten Personen verhört werden sollen.
Mehrere Einsatzkräfte hatten das Gebäude in Offenburg durchsucht. Weitere Fälle habe es in der Ortenau nicht gegeben. In einem Rastatter Bordell sollen sieben Frauen festgenommen worden sein. Darunter seien sechs Prostituierte und eine Frau, die per Haftbefehl gesucht worden sei. Diese soll zu einer Bande gehören, die bundesweit Thailänderinnen zur Prostitution gezwungen haben soll.
Razzien in zwölf Bundesländern
Razzien liefen seit den frühen Morgenstunden in zwölf Bundesländern. Insgesamt wurden bundesweit mehr als 60 Wohn- und Geschäftsräume von Beamten durchsucht. Der Kern der Bande soll etwa 15 bis 20 Menschen mit deutscher und thailändischer Nationalität bestehen. Viele der festgenommenen Personen wurden in den durchsuchten Bordellen und Massagesalons angetroffen. In zahlreichen Fällen bestehe zumindest der Verdacht des illegalen Aufenthaltes.
Durchsucht werden Bordelle und Wohnungen. Auch in #BaWü erfolgten in mehreren Städten Zugriffe.#BPolRazzia pic.twitter.com/PL9l1BtkHu
- Anzeige -— Bundespolizei Baden-Württemberg (@bpol_bw) 18. April 2018
In Siegen kam auch die GSG 9 zum Einsatz. Hier leben die Hauptverdächtigen, wie die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main mitteilte: eine 59-Jährige aus Thailand und ihr 62 Jahre alter deutscher Lebensgefährte. Das Paar soll gemeinsam mit weiteren Mittätern ein bundesweites Netzwerk aufgebaut haben, um thailändische Frauen und Transsexuelle nach Deutschland zu schleusen und als Prostituierte arbeiten zu lassen. Bei dem Zugriff in Siegen habe es keine Zwischenfälle gegeben: »Der Einsatz ist ruhig verlaufen.«
Menschen eingeschleust
Den mutmaßlichen Täter wird unter anderem Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung und Ausbeutung von Prostituierten vorgeworfen, wie ein Sprecher der Bundespolizei in Siegen sagte. Sie sollen mehrere Hundert Frauen und Transsexuelle aus Thailand eingeschleust und einen siebenstelligen Betrag eingenommen haben. »Viele hunderte Frauen und Männer waren der menschenverachtenden grenzenlosen Profitgier von Schleusern über Jahre und Landesgrenzen hinweg ausgeliefert«, teilte Bundesinnenminister Seehofer mit.
Regionale Schwerpunkte der Aktionen waren Nordrhein-Westfalen mit 17 durchsuchten Einrichtungen, Hessen (10), Niedersachsen und Baden-Württemberg (je 9), teilte die federführende Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main mit.
Audio-Beitrag: Bundespolizeisprecherin Ramona Fidan über den Einsatz in Offenburg