Richtfest ist ein Meilenstein

Hans-Peter Vollet, Vorstandsmitglied Förderverein für krebskranke Kinder, beim Richtfest des neuen Elternhauses neben der neuen Kinderklinik in Freiburg. ©Christina Dages
Beim Bau des Elternhauses an der neuen Freiburger Kinder- und Jugendklinik geht es voran. Der Förderverein feierte Richtfest. Ab 2023 sollen Familien mit kranken Kindern dort Unterkunft finden.
Ein Meilenstein ist geschafft: Der Förderverein für krebskranke Kinder Freiburg feierte Richtfest fürs neue Elternhaus in der Breisacher Straße. Seit Herbst 2020 entsteht das neue Elternhaus nur wenige Schritte neben der neuen Kinder- und Jugendklinik, für dessen Errichtung die Leser-helfen-Aktion im Jahr 2019 ein Spendenvolumen von 216 300 Euro erbrachte. Ab 2023 wird es Familien, deren Kind in Freiburg stationär behandelt wird, ein zweites Zuhause auf Zeit bieten. Am Richtfest nahm neben Vertretern des Universitätsklinikums Freiburg auch Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach teil. Geplant wurde das neue Elternhaus vom Büro Hähnig Gemmeke in Tübingen.
Bis zu zehnmal am Tag pendeln Eltern schwerkranker Kinder zwischen der Unterkunft im Elternhaus zum Krankenbett ihres Kindes. Nachts ist ihr Schlaf im Elternhaus ruhiger als im Patientenzimmer des Kindes – aber sie sind sofort in der Klinik, wenn ihr Kind sie braucht. Die Nähe zwischen Klinik und Elternhaus für die Familien wichtig, vor allem wenn sich die stationäre Behandlung über Monate hinzieht.
Daniel Bühler, ein betroffener Vater, erinnert sich an seinen Aufenthalt im Elternhaus: „Das Angebot, hier ein Zimmer zu nehmen, haben wir zuerst abgelehnt, da wir ja nicht weit entfernt wohnen. Aber die Mitarbeiterinnen im Elternhaus und die Pflegekräfte auf Station haben gesagt: Nehmen Sie das Zimmer, Sie werden es brauchen! Und sie haben Recht behalten. Statt einer halben Stunde haben wir nur zwei Minuten gebraucht, um bei unserer Tochter zu sein.“
Selbst versorgen
Mit 45 barrierefreien und teils rollstuhlgerechten Familienzimmern und Appartements wird das neue Elternhaus etwas größer als das bestehende Haus in der Mathildenstraße. Dort finden derzeit pro Jahr 950 Familien Aufnahme – das sind rund 18 000 Übernachtungen jedes Jahr.
Dabei beherbergt das Elternhaus nicht nur Angehörige von krebskranken Kindern. Freie Betten werden an die Kinderklinik gemeldet. Auch Eltern von Herzpatienten oder Frühgeborenen finden Unterkunft. Im Elternhaus können sich die Familien komplett selbst versorgen. Ein erfahrenes Team von Sozialarbeiterinnen berät die Familien, während die Geschwister in der Spielstube betreut werden. Für Familien, deren Kind verstirbt, unterhält der Förderverein eine weitere Beratungsstelle und bietet Angehörigen Nachsorgeangebote sowie zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten an. Anja Simon, Kaufmännische Direktorin der Uniklinik Freiburg, gratuliert dem Förderverein und würdigte dessen Engagement: „Der fertige Rohbau des neuen Elternhauses ist ein Zeugnis davon, welche außerordentliche Energie der Förderverein an den Tag legt, um die kleinen Patientinnen und Patienten und deren Eltern zu unterstützen.“
Die Bedeutung des Elternhauses für die Klinik fasste Professorin Charlotte Niemeyer, Ärztliche Direktorin der Kinderonkologie, zusammen: „Das Elternhaus macht unsere Medizin erst machbar. Es ist das Zuhause, es ist das Refugium für unsere Eltern und ohne das könnten wir als Klinik uns unsere Arbeit nicht vorstellen.“ Für den Förderverein für krebskranke Kinder, dessen Vorstand ehrenamtlich arbeitet, ist der Bau des neuen Elternhauses die größte je dagewesene Herausforderung, so Vorstandsmitglied Hans-Peter Vollet in seiner Ansprache.
Erfahrung mit dem Bau und dem Unterhalt eines Elternhauses gibt es dagegen reichlich: Das erste Elternhaus neben der Uni-Kinderklinik Freiburg wurde 1995 eröffnet und 2005 durch einen Anbau erweitert. Bürgermeister von Kirchbach hebt die herausragende Leistung bürgerschaftlichen Engagements des Fördervereins hervor, der die finanziellen Mittel für den Neubau nur durch Spenden selbst aufbringt: „Seit über 40 Jahren haben Sie unzähligen schwerkranken Kindern und ihren Familien geholfen und in der Not beigestanden. Ohne die ehrenamtliche Arbeit, die der Vorstand, der Beirat und das Kuratorium leisten, wäre ein solches Projekt undenkbar.“
Hilfreicher Rückzugsort
Vater Daniel Bühler erinnert sich: „Das Elternhaus wurde für sechs Monate unser Zuhause, ein Rückzugsort, um einfach mal Luft zu holen, in Ruhe auf Toilette zu gehen, zu duschen, Wäsche zu waschen oder zwei Stunden zu schlafen, wenn das Kind auf Station die ganze Nacht vor Schmerzen geschrien hat. Der Neubau wird viele Familien beherbergen, die alle der Kampf ums Überleben des eigenen Kindes vereint.“