Saisonale Faktoren lassen Arbeitslosenzahl steigen
Offenburg. Zum Jahresbeginn hat sich die Zahl der Arbeitslosen im Ortenaukreis im Vergleich zum Vormonat um 842 Personen erhöht. Insgesamt 9318 Männer und Frauen waren ohne Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,3 Prozentpunkte und liegt für beide Rechtskreise auf nun 3,7 Prozent (Vorjahr 3,3 Prozent). Die Regionaldirektion in Stuttgart gab im Januar für Baden-Württemberg eine Arbeitslosenquote von 3,9 Prozent bekannt.
Die Zahl der arbeitslosen Menschen lag laut Pressemitteilung der Arbeitsagentur Offenburg bei 4545, das sind 709 mehr als vor einem Monat und 54 weniger als vor einem Jahr. 4773 Menschen haben Grundsicherung bezogen. Dies ist eine Zunahme um 133 zum Vormonat und eine Zunahme um 1081 zum Januar des Vorjahres. Seit 1. Juni 2022 werden geflüchtete ukrainische Staatsangehörige betreut, was zu einer Zunahme der Arbeitslosenzahl führte.
„Gewisse Unsicherheit“
„Die Arbeitslosigkeit bleibt auf dem Niveau des Vorjahres stabil, wobei es eine positive Tendenz bei älteren und Langzeitarbeitslosen gibt. Trotzdem sind die Auswirkungen der angespannten Lage nach wie vor zu beobachten. Die Arbeitsmarktsituation zeigt eine gewisse Unsicherheit bei Arbeitgebern sowohl hinsichtlich der Einstellungen von Arbeitskräften als auch bei den Meldungen von Stellenangeboten,“ wird Theresia Denzer-Urschel, Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagenturen Offenburg und Freiburg, zitiert. In den vergangenen vier Wochen meldeten sich bei der Agentur für Arbeit Offenburg 1622 Personen neu oder erneut arbeitslos. Gleichzeitig beendeten 898 Männer und Frauen ihre Arbeitslosigkeit.
Die Arbeitslosigkeit ist im Januar aufgrund saisonaler Faktoren gestiegen. Besonders betroffen waren Personen aus den Bereichen wie Freizeitgewerbe, Baugewerbe und anderen Außenberufen. In der Geschäftsstelle Lahr ist die Zahl saisonbedingt um 379 Personen auf 1486 Personen gestiegen, überwiegend aus dem Freizeit- und Gaststättengewerbe, was laut der Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Offenburg Roswitha Huber, mit dem Saisonende im Europa-Park Rust in Zusammenhang steht. Zusätzlich führten ausgelaufene befristete Beschäftigungsverhältnisse zu einem Anstieg der Arbeitslosenzahl. Im Januar waren 1945 Frauen und 2600 Männer im Ortenaukreis ohne Arbeit.
Erfahrung gefragt
Unternehmen zeigen auch an der Einstellung erfahrener Frauen und Männer über 50 Jahre Interesse. Aktuell suchen 1988 Männer und Frauen über 50 Jahre eine Arbeit, wobei 1304 einen Berufsabschluss und langjährige Erfahrung aufweisen. Auch Langzeitarbeitslose konnten im Vergleich zum Vorjahr erfolgreich eine neue Arbeit finden, wobei ihr Anteil an allen Arbeitslosen bei 13,4 Prozent liegt, heißt es weiter. Obwohl Schwerbehinderte nur einen geringen Anteil an allen Arbeitslosen ausmachen, sind sie oft länger arbeitslos als Menschen ohne Handicap. Im Vergleich zum Vorjahr sank ihre Zahl um 3,1 Prozent auf 379 Personen. Die Zahl der unter 25-Jährigen ist im Vergleich zum Vormonat auf 476 gestiegen, die Hälfte dieser arbeitslosen Jugendlichen verfügt nicht über eine abgeschlossene Berufsausbildung.
Der Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur Offenburg konnte im letzten Monat 393 neue Stellenangebote akquirieren, 142 weniger als im Vorjahr. Der Trend, dass Unternehmen aufgrund verschiedener Unsicherheiten vorsichtiger agieren, setzt sich fort. Die Nachfrage von Unternehmen im Ortenaukreis nach Arbeitskräften, ist im Vergleich zu den Vorjahresmonaten deutlich niedriger.
Die Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt im Öffentlichen Dienst hoch, besonders in Bereichen wie Verwaltung und Erziehung. Auch im Metall- und Maschinenbau-Sektor besteht weiterhin ein großer Bedarf an Arbeitskräften, trotz Herausforderungen wie Lieferengpässen und Preiserhöhungen. Im Baubereich gibt es aktuell wenig Veränderungen, da es aufgrund der Jahreszeit immer etwas ruhiger ist. Auch im Hotel- und Gaststättenbereich ist die Nachfrage nach Personal saisonbedingt zurückgegangen.
Trotz einer Abschwächung bleibt die Nachfrage nach Arbeitskräften hoch. Mit 4568 offenen Arbeitsstellen liegt die Nachfrage deutlich über dem Bedarf vor Corona. Im Januar 2020 waren 1246 weniger Stellen gemeldet.
Leichter Anstieg bei den Fallzahlen der Kommunalen Arbeitsförderung
Im Januar haben 8555 Familien beziehungsweise Haushalte Bürgergeld bezogen – die neue Sozialleistung, die das bisherige Hartz IV abgelöst hat. Damit haben die Fallzahlen der Kommunalen Arbeitsförderung (KOA) im Vergleich zum Vormonat etwas stärker zugenommen als in den vorangegangenen Monaten (plus 1,2 Prozent), teilt die KOA mit.
„Dennoch ist der Anstieg als moderat einzustufen – insbesondere da mit der Einführung des Bürgergeldes höhere Antragszahlen erwartet wurden, was bislang aber offensichtlich noch nicht eingetreten ist“, kommentiert Armin Mittelstädt, der Leiter des Ortenauer Jobcenters, die aktuelle Entwicklung.
Im Januar haben 63 Arbeitssuchende eine sozialversicherungspflichtige beziehungsweise selbständige Erwerbstätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt aufgenommen. Hinzu kommen zehn Arbeitsaufnahmen auf dem sogenannten „zweiten“ Arbeitsmarkt.
Derzeit erhalten 18.179 Personen Leistungen der KOA. Die Gesamtzahl der dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Leistungsberechtigten beträgt 9117.
Hinzu kommen 5504 laut Pressemitteilung nicht erwerbsfähige Regelleistungsempfänger, 2583 reine Leistungsbezieher, die zum Beispiel als Alleinerziehende Kinder unter drei Jahren betreuen oder sich in einer Schul- oder Berufsausbildung befinden, sowie 975 sonstige Leistungsberechtigte, die keine Regelleistungen beziehen.