Schäuble und Siffer sprechen in Elgersweier über die EU
Der Minister und der Künstler, das CDU-Urgestein und der »Linke«: Obwohl auf den ersten Blick ein Gegensatzpaar, ergänzten sich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und Liedermacher Roger Siffer aufs vortrefflichste bei ihrer Diskussion zur Zukunft Europas.
Europa, das große Projekt der Nachkriegsgeneration, steckt genau wie die etablierte Parteienlandschaft in Frankreich und teilweise auch in Deutschland in einer gewissen Krise. Wie kann man den Europa-Zug wieder auf stabile Gleise zu setzen, »wann wird geliefert?« fragte Hitradio OHR-Moderator Markus Knoll, selbst ein profunder Frankreich-Kenner, bei einer vom CDU-Stadtverband Offenburg organisierten Diskussion im »Dreschschopf« in Elgersweier. Die beiden Protagonisten: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und der elsässische Liedermacher Roger Siffer.
»Brexit« liegt Schäuble schwer im Magen
Das eine Thema, das Wolfgang Schäuble offenbar schwer im Magen liegt, ist der »Brexit«. Die Briten wüssten nunmehr kaum, wie das Schlamassel beseitigt werden soll, meinte er, und das Ergebnis zeige, wie wenig Volksabstimmungen geeignet seien, ordentliche Ergebnisse hervorzubringen: »Da gewinnen dann die Demagogen!«
Votum gegen Demagogin Le Pen
Damit die Demagogin Marine Le Pen nicht gewinnt, habe er, der »Linke«, bei der letzten Präsidentschaftswahl »gegen meine Überzeugung Emmanuel Macron gewählt«, gestand Roger Siffer – so wie viele seiner Landsleute.
»Gewerkschaften streiken erst – dann verhandeln sie«
Das ambivalente Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschland kam mehrfach zur Sprache. Die Franzosen goutieren die Ratschläge aus dem östlichen Nachbarland, wie denn der Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen sei, wenig, gestand Siffer. Schäuble sah Deutschland in der Rolle des »Klassenbesten, der eher beneidet als bewundert wird«, in der Zwickmühle.
Aber das sei »kein Grund, es anders zu machen« – wohl wissend, dass die Strukturen Frankreichs mit einem immer noch vom Gegensatz geprägten Verhältnis zwischen Arbeitnehmer und »Patron« und starken Gewerkschaften nicht eben leicht ist. »Bei uns streiken die Gewerkschaften erst, und zwar im ganzen Land – und dann verhandeln sie«, seufzte Siffer.
Seitenhieb auf US-Präsident Trump
Mit einer augenzwinkernden Volte lobte Schäuble den neuen US-Präsidenten Donald Trump als »besten Helfer für Europa«. Allen sei nun klar, dass Europa »sich mehr um sich selbst und die Probleme, die man lösen kann« kümmern müsse. Und er mahnte: »Wir sind zusammen die größte Wirtschaftsmacht – wir können international nicht immer sagen: Lasst das mal die Amis machen!« »Wenn wir nicht zusammenarbeiten, sind wir am Ende«, sekundierte Siffer. Er empfahl die Zusammenarbeit in Europa als »erste Stufe für die Welt. Denn wenn wir nicht mit dem Nachbarn zurechtkommen, wie dann mit China?«
Lieder sprechen aktuelle Fragen an
Der Künstler lockerte die Diskussion, die unter dem Liedtitel »Die Gedanken sind frei« stand, immer wieder mit Werken aus seiner Feder auf – und man staunte, dass auch ältere Lieder heute noch – oder wieder – aktuelle Fragen ansprechen: »Europa ist für die Menschen, für die Kinder, nit für d’TWA (Mehrwertsteuer)!«
Zwei Charakterköpfe, ein Ziel
»Es ist toll zu erleben, wie Europa zwei so unterschiedliche Charaktere wie Wolfgang Schäuble und Roger Siffer zusammenbringen kann. Beeindruckend finde ich, wie diese beiden Charakterköpfe Europa in ähnlicher Weise voranbringen wollen.«
Jens Herbert, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Offenburg
»Toll, dass der Linke und der CDU-ler so viele gemeinsame Punkte haben und sich einig sind, dass der Kern von Europa wieder zum Tragen kommen muss.«
Simone Lenenbach, Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes Hohberg
»Mich fasziniert, dass der Badener und der Elsässer beide so leidenschaftliche Europäer sind!«
Michael Ruscher, Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Offenburg/Rebland