Seit 100 Tagen Ortenauer Landrat: Thorsten Erny zieht Bilanz

Landrat Thorsten Erny ist Anfang Februar seit 100 Tagen im Amt. ©Jigal Fichtner/Ortenaukreis
Am 24. September vergangenen Jahres wurde Thorsten Erny (CDU) vom Ortenauer Kreistag zum fünften Landrat des Ortenaukreises gewählt. Die Vereidigung und Verpflichtung erfolgte durch den Freiburger Regierungspräsidenten Carsten Gabbert am 5. November – und in turbulenten Zeiten. Innerhalb der nächsten 24 Stunden wurde Donald Trump erneut zum US-Präsidenten gewählt und die Ampelkoalition zerbrach. Seither habe Erny bereits einiges bewegt, wie es in einer Mitteilung des Landratsamts heißt. Über 320 Termine habe er in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit absolviert.
„Richtige Entscheidung“
„Rückblickend habe ich genau die richtige Entscheidung getroffen: die engagierten Menschen, die Vielfalt der Aufgaben und die Möglichkeiten, die Zukunft des Ortenaukreises aktiv zu gestalten, sind für mich eine echte Motivation“, wird Erny zitiert. Die Herausforderungen würden groß bleiben, aber er sei überzeugt, dass im Kreistag, mit einer engagierten Verwaltung und mit den Bürgern die Aufgaben bewältigt werden können.
Ein Schwerpunkt gleich zu Beginn sei die Einbringung des Doppelhaushalts 2025/2026 gewesen, der trotz angespannter Finanzlage des Kreises einen Ausgleich zwischen notwendigen Investitionen und finanzieller Stabilität schaffen solle. In intensiven Gesprächen und harten Verhandlungen mit den Kreistagsfraktionen habe Erny einen tragfähigen Kompromiss erreichen können, heißt es weiter.
Der Verwaltungsausschuss habe kürzlich mit großer Mehrheit empfohlen, die Kreisumlage um vier Prozentpunkte zu erhöhen, nachdem die Kreisverwaltung bereits Einsparungen von 50 Millionen Euro realisieren konnte. „Wir sitzen alle im selben Boot. Der von uns angestrebte Hebesatz ist ein Beitrag zur Sicherung der Aufgaben des Kreises. Trotzdem bleibt der Haushalt angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf Kante genäht“, so Erny laut Mitteilung.
Mit der Lenkung der Geschicke des neuen Doppelhaushalts mit einem Volumen von über 1,7 Milliarden Euro und der Verantwortung für rund 2700 Mitarbeitende in der Behörde der Kreisverwaltung sowie für etwa 6000 Beschäftigte im Ortenau- Klinikum trage der Landrat große Verantwortung. In den ersten Wochen habe er daher einen Fokus darauf gelegt, die wichtigsten Akteure kennenzulernen und sich beim Austausch mit den Führungskräften einen Überblick über die komplexen Strukturen der Verwaltung zu verschaffen. Die Eingewöhnung in die neue Rolle sei dem langjährigen Kreisrat, Fraktionsvorsitzenden und Bürgermeister jedoch vergleichsweise leicht gefallen: „Durch meine vorherigen Ämter kenne ich viele der Akteure, Themen und Strukturen bereits gut, was mir den Einstieg sehr erleichtert hat.“ Dabei lobte Erny auch seine engagierten Mitarbeitender, die ihm stets zur Seite stehen und dafür sorgten, dass die Arbeit nahtlos fortgesetzt werden konnte.
Auch vor Ort habe Erny früh Präsenz gezeigt, unter anderem bei Antrittsbesuchen von Abgeordneten, in Ministerien oder beim Landkreistag in der Landeshauptstadt Stuttgart, bei Unternehmensbesuchen, im Austausch mit Verbänden und Institutionen oder auf europäischer Bühne beim Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau, dessen Vizepräsident er seit Dezember ist. Rund 8000 Kilometer habe Erny dafür bereits in seinem Dienstwagen zurückgelegt.
In den nächsten Wochen würden wichtige Entscheidungen im Fokus stehen, insbesondere die langfristige Planung zur Gesundheitsversorgung im Rahmen der Agenda 2030. „Das Gesundheitswesen in Deutschland steht vor enormen Herausforderungen. Die bundesweite Krankenhausreform stellt uns vor große Unsicherheiten, wie etwa bei den neu eingeführten Leistungsgruppen“, resümiert der Landrat. Ich verspreche, genau hinzusehen und sicherzustellen, dass die hochwertige Versorgung der Menschen in der Ortenau sichergestellt bleibt. Mit der Agenda 2030 sei die Ortenau vielen anderen Kliniken bei der Bildung zeitgemäßer Klinikstrukturen um Schritte voraus.
Weichen gestellt
Neben diesen beiden Themen seien auch in den bei seinem Amtsantritt angekündigten weiteren Schwerpunkten seiner Arbeit – Ausbau des Breitbandnetzes und Modernisierung der Kreisstraßen; Förderung der Verwaltungsdigitalisierung zur Effizienzsteigerung; in der Standortentwicklung des Landratsamts; bei der Förderung nachhaltiger Projekte im Kreis sowie der Stärkung der regionalen Identität – erste wichtige Weichenstellungen gelungen.
Die Arbeit des Landratsamts sei für ihn nicht nur Verwaltung, sondern auch Verantwortung für die Menschen, die in der Region leben und arbeiten. „Die kommenden Jahre werden anspruchsvoll, aber ich bin überzeugt, dass wir dank der Leistungsbereitschaft in der Ortenau stark bleiben und wachsen können“, so Ernys Fazit.