Sodhof fürchtet neues Windrad auf dem Kallenwald
Auf dem Kallenwald oberhalb von Seelbach im Schuttertal plant die Badenova ein Windrad – rund 500 Meter vom Sodhof, einem beliebten Ausflugsziel für Wanderer, entfernt. Der Bauantrag ist gestellt, die Sache ist eigentlich klar. Doch die Betreiber der Gaststätte wehren sich.
Der Sodhof liegt idyllisch in einer Senke auf dem Höhenkamm zwischen dem Kallenwald und dem Kambacher Eck. Wanderer legen dort gerne Rast unter der alten Kastanie im Biergarten ein und genießen den Ausblick. Doch die Idylle ist bedroht. Das finden zumindest die Betreiber des Sodhofs, die Familien Faißt und Zwick. Bedroht durch ein 230 Meter hohes Windrad, das die Badenova auf dem Kallenwald errichten will.
Magdalena Faißt fürchtet sich vor Lärm und Schattenwurf der in rund 500 Metern Entfernung geplanten Anlage. Doch damit nicht genug. »Von unserer Gartenwirtschaft aus würden die Gäste das Windrad sehen«, sagt Faißt. Das würde die Attraktivität des Ausflugsziels schmälern. Schon jetzt stehen vier Windräder auf dem Kambacher Eck. »Doch die sehen unsere Gäste wegen eines Gebäudes vom Garten aus nicht.« Bei der neuen Anlage wäre das anders. Deshalb wollen die Familien gegen das Windrad kämpfen.
Maschinerie läuft
Dabei ist die Sache eigentlich klar. Der Kallenwald ist im Flächennutzungsplan der Verbundgemeinden Seelbach und Schuttertal als Windkraftfläche ausgewiesen. Am 21. Juni stellte die Ökostromgruppe Freiburg für den Betreiber Badenova den Bauantrag beim Ortenauer Landratsamt. Seither läuft die Prüfmaschinerie der Behörden auf Hochtouren.
»Den Genehmigungsantrag haben wir 33 Trägern öffentlicher Belange und sonstigen Stellen zur Anhörung zugesandt«, erklärt Kai Hockenjos, Sprecher des Landratsamts. »Für die erbetene Stellungnahme wurde eine Frist bis zum 11. August eingeräumt. Es sind aber bereits erste Anträge auf Fristverlängerung gestellt worden.« Wann der Kreis über den Bauantrag entscheidet, sei nicht abzusehen.
Am Donnerstag vor einer Woche beriet der Ortschaftsrat Schönberg über das Vorhaben. Bei der Sitzung ging es hoch her, die Eigentümer des Sodhofs saßen im Publikum und forderten den Stopp des Windrads. »Dabei können wir das Projekt weder genehmigen noch ablehnen«, sagt Ortsvorsteher Albert Himmelsbach. Das kann nur das Landratsamt. Noch etwas betont Himmelsbach: »Als der Flächennutzungsplan erstellt wurde, hielten wir viele Veranstaltungen ab. Das Interesse der Bevölkerung war gering.« In der Stellungnahme habe der Ortschaftsrat dann keine Einwände gegen das Windrad erhoben, aber die Sorgen der Anwohner aufgegriffen. Der Seelbacher Gemeinderat hat sich dem in seiner am Montagabend verabschiedeten Stellungnahme angeschlossen.
»Versuchskaninchen«
Die Sodhof-Eigentümer indes geben nicht auf. Sie haben Anwalt Franz Lögler (Friesenheim) eingeschaltet. Dieser hat ein Schreiben an den Ortschaftsrat Schönberg verfasst. Darin heißt es unter anderem, dass das Windrad zu nah am Sodhof geplant sei. Ob die Schallgrenzwerte eingehalten werden, wisse niemand. Außerdem sei im Flächennutzunsplan von einer 180 Meter hohen Anlage ausgegangen worden. Das potenzielle Badenova-Windrad wäre 50 Meter höher. Die Sodhof-Bewohner seien »Versuchskaninchen«.
Wie geht es weiter? Die Badenova widerspricht den Vorwürfen auf Anfrage (siehe Hintergrund). Aber Anwalt Lögler stellt schon einmal eine verwaltungsgerichtliche Anfechtungsklage in Aussicht.
So verteidigt sich die Badenova
Die Badenova habe früh den Dialog mit den Sodhof-Bewohnern gesucht, sagt Unternehmenssprecherin Yvonne Schweickhard. Außerdem betont sie: »Wenn wir die gesetztlichen Vorgaben etwa hinsichtlich der Lärmbelastung nicht einhalten, wird der Antrag gar nicht genehmigt.« Andreas Markowsky von der Ökostromgruppe Freiburg sieht in der Lärmfrage kein Problem. »Die Schallsituation ist keineswegs grenzwertig, auch bei 450 Meter Entfernung wären alle Immissionswerte eingehalten.« Die Befürchtung, dass der Sodhof nach dem Bau des Windrads einen Besucherrückgang haben wird, entbehre zudem jeder Grundlage. »Derartige Rückgänge hat es bei keinem einzigen Gasthof im Schwarzwald nach dem Bau von Windenergieanlagen gegeben.«