Spezialfahrzeug Big Foot holt lange Stämme aus Wäldern der Ortenau
Man mag es kaum glauben, wenn man das mächtige, 22 Tonnen schwere Gefährt mit seinen acht mächtigen Reifen vor sich sieht: Das 208F-Modell der Hohenloher Spezial-Maschinenbau GmbH & Co. KG (HSM) beschreibt Geschäftsführer Felix Prinz zu Hohenlohe-Waldenburg als einen Pionier für bodenschonende Forsttechnik. Einer der Gründe: Der Bodendruck verteilt sich gut. Der Druck pro Kubikzentimeter auf den Boden sei bei einem Pferd höher, unterstreicht Max Reger, kommissarischer Vorstandsvorsitzender der Forst BW, die den Staatswald in Baden-Württemberg betreut (siehe Stichwort).
Nur auf den Wegen
„Wir fahren nur auf befestigen Wegen und auf Maschinenwegen, auf so genannten Rückegassen. Solch eine Maschine wird natürlich nicht quer durch den Wald fahren“, nimmt Reger eventuellen Sorgen den Wind aus den Segeln. Nachhaltigkeit bilde die Grundlage der Arbeit der Anstalt öffentlichen Rechts. Sie pflegt den Wald und stellt Holz für die weiterverarbeitende Industrie bereit. Oft holen die Unternehmen selbst ihr Holz ab. Nach schwierigen Zeiten (Trockenheit, Käferbefall, Stürme) bewege sich der Holzmarkt aktuell „wieder in die richtige Richtung“, sagte Reger am Dienstag nahe der Kornebene im Wald bei Gengenbach. Dort fand die offizielle Übergabe des frisch gelieferten neuen Rückezugs statt. Rund eine halbe Million Euro habe er gekostet.
Die erste 8-Rad-Maschine
Der HSM 208F als Kombimodell sei geeignet zum Abtransport von Langholzstämmen aus mitteleuropäischen Wäldern, sagte der Hersteller bei der Übergabe. Für die Forst BW ist es erst die zweite solche Maschine mit acht Rädern, aber die erste mit diesen 940 Millimeter dicken Reifen. Deswegen wurde er (im etwa sechsten Versuch) per Sektflasche auch auf den Namen Big Foot getauft. Das ist aber tatsächlich der offizielle Markenname.
Eingesetzt wird die Forstspezialmaschine zur Holzerbringung vor allem im Forstbezirk Mittleres Rheintal. Er kann, wie am Dienstag vorgeführt, mehrere Stämme gleichzeitig und bis zu elf Tonnen Langholz ziehen und an den Wegesrand legen. Er soll angesichts der großen Investition so gut wie möglich ausgelastet werden, unterstrich Forstbezirksleiter Holger Schütz. Dazu gehören zum Beispiel auch Einsätze in Frostnächten, wenn der Boden so gefroren ist, dass er keine Schäden davonträgt, wie Schütz erklärte.
Als Verbindung von Ökologie mit der Nutzung modernster Technik beschrieb Max Reger bei der Inbetriebnahme des Big Foot den Nutzen der Investition, von der die Forst BW absolut überzeugt sei. Nicht alle Innovationen in der Forsttechnik hätten sich in der Vergangenheit auch durchgesetzt. Die Vorgänger-Maschine desselben Herstellers wurde von allen Fahrern für treue Dienste gelobt und soll nun im Herbst verkauft werden.
Der Waldboden mit seinen Lebewesen sei das Kapital der Forst BW und soll als empfindliches Ökosystem geschützt werden. Nur ein intakter Boden könne das versickernde Regenwasser filtern und als Wasserspeicher dienen. Untersuchungen hätten gezeigt, dass der Big Foot einen Druck von 0,7 Kilogramm pro Kubikzentimeter erzeuge, ein Pferd liege da bei 1,7. Der Einsatzschwerpunkt des Acht-Rad-Rückezugs liege entsprechend auf empfindlichen oder nassen Böden.
Die neue Spezialmaschine könne der Industrie jedes Jahr etwa 15 000 Kubikmeter Holz aus den Wäldern des Forstbezirks bereitstellen, hieß es.
Forst BW
Die Anstalt öffentlichen Rechts Forst Baden-Württemberg (Forst BW) arbeitet seit dem 1. Januar 2020 als eigenständiges Unternehmen. Es bewirtschaftet mehr als 324 000 Hektar Staatswald. Das entspricht nach eigenen Angaben einem Viertel der Waldfläche Baden-Württembergs. Forst BW will „ökologisch vorbildlich, sozial ausgewogen und ökonomisch erfolgreich“ und nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit arbeiten. Die naturnahe Bewirtschaftung des Staatswaldes sei zertifiziert (nach FSC und PEFC).
Landesweit beschäftige die Forst BW rund 1800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.