Historisches

Spurensuche: Buch beleuchtet die Zeit der Römer in Lahr

Stephan Tissot
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23. Juli 2018

Sie präsentierten das Buch »Entlang der Fernstraße – die römische Siedlung von Lahr-Dinglingen« (von links): Inge Vollmer, Angelika Schaub-Doll, Irene Lehmann, Barbara Spängler und Christel Jäckle. Ihr Arbeitskreis organisiert ehrenamtlich während der Landesgartenschau Veranstaltungen am Streifenhaus. Foto: Stephan Tissot ©Stephan Tissot

Das »Mauerfeld« in Lahr-Dinglingen wird seit dem 19. Jahrhundert so genannt – und das führt auf Römer zurück, die im ersten Jahrhundert dort eine Siedlung hatten. Ein neues Buch beleuchtet nun die Zeit der Römer in Lahr und wie diese langsam wieder entdeckt wurde.

Was hat das Streifenhaus im Bürgerpark der Lahrer Landesgartenschau mit den Römern im ersten Jahrhundert zu tun? Das ist eine der Fragen, die das Buch »Entlang der Fernstraße – die römische Siedlung in Dinglingen« beantwortet. Vorgestellt wurde es am Freitag auf der Landesgartenschau im Treffpunkt Baden-Württemberg. Schon im ersten Kapitel beschreibt der Archäologe Niklot Krohn, der durch Ausgrabungen an der Burgheimer Kirche bekannt wurde, wie das »römische Lahr« vor allem im 19. Jahrhundert allmählich wieder auftauchte. 

Da ist auch nachzulesen, dass der Name Mauerfeld erstmals 1854 urkundlich erwähnt wurde. Die Bauern stießen immer wieder auf Mauerreste, die aus der Zeit des ersten Jahrhunderts nach Christus stammen – wie wir heute wissen. Lahrs Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller schreibt im Grußwort der Schrift dazu: »Generationen von Bauern werden geflucht haben, wenn ihr Pflug im ›Mauerfeld‹ mal wieder an einem römischen Überrest hängen blieb.« Die Schlussfolgerung, dass »die Römer« für »uns Lahrer« also zum Alltag gehörten, liegt auf der Hand. 

Elf Jahre gegraben

Systematisch gegraben wurde zwischen den Jahren 1991 und 2002. Rund 200 000 Objekte wurden alleine in dieser Zeit gesichert. Das erklärte Claus Wolf, Präsident des Landesamts für Denkmalpflege aus Stuttgart und Herausgeber, bei der Präsentation des Buches. Nachdem Lahr 2010 den Zuschlag für die Landesgartenschau erhalten hatte, wurde das Denkmalsamt mit ins Boot geholt. Die Fachleute, die unter anderem an der Gestaltung des Vicus am Eingang des Bürgerparks beteiligt waren, stammen von Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Wolf dankte bei der Gelegenheit allen Mitwirkenden, dass das Streifenhaus – übrigens noch unverputzt – so rekonstruiert werden konnte. Ein weiterer Dank galt allen Autoren des Bandes und den ehrenamtlichen Lahrern, die als Arbeitskreis über die gesamte Landesgartenschau Projekte und Veranstaltungen rund um den Vicus anbieten.

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Andrea Bräuning und Alexander Heising haben die Redaktion des Bandes 80 innegehabt. Heising stellte die Geschichte der Wiederentdeckung vor. Die Ausgrabung in den  elf Jahren wäre nicht die erste gewesen – aber was Ergebnisse angeht, sei diese Kampagne die wichtigste bisher gewesen. Nur wäre zurzeit erst ein Zehntel der Funde auch ausgewertet. 

Handel mit Bauern

Sicher ist , dass der Vicus in »Germania superior« lag, entlang an der heutigen B 3. Um 100 nach Christus haben hier knapp 1000 Siedler – sogenannte Gallo-Römer – gelebt. Die Siedlung war zivil und sei eine Nahtstelle zwischen dem Rheintal und dem Schuttertal gewesen. Es hat sicher Handel mit den Bauern des Umlandes gegeben. Die hätten Waren in der Siedlung angeboten und eingekauft. 

Damit ist auch die Allee auf den beiden Seiten der »Via Ceramica« im Bürgerpark zu erklären. Aufgrund von Funden ist man sich vonseiten der Fachleute sicher, dass die Häuser wie heutige Reihenhäuser entlang der Römerstraße vom heutigen Basel (Augst) bis nach Mainz (Mogontiacum) angelegt waren. Das symbolisieren – wie bereits berichtet – die Erhebungen und die Bäume darauf. 

Auf mehr als 150 Seiten erzählen sieben Autoren viel über das Leben, das sich hier im ersten Jahrhundert ereignet hat. 

Info

Über das Buch

Das Buch über »die römische Siedlung in Lahr-Dinglingen« ist der 80. Band der archäologischen Informationen des Landes Ba-den-Württemberg und kosten 8,50 Euro. Auf mehr als 150 Seiten erzählen die Autoren über die Wiederentdeckung der Römer im 18. und 19. Jahrhundert, die verschiedenen Grabungen und wie der südliche Oberrhein von den Römern kolonialisiert wurde. 

Es gibt detaillierte und bebilderte Beschreibungen davon, wie das Leben ausgesehen hat und wie man dieses Leben mittels der Funde auch sicher rekonstruieren kann. 

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