Bad Peterstal
Dossier: 

Stefan Harter ist der "Vater des Rollskis" im Renchtal

Katharina Reich
Lesezeit 5 Minuten
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10. Februar 2021

(Bild 1/3) Stefan Harter in der Freiersberger Hütte, der Skihütte des SV Schwarzwald Bad Peterstal. ©Ulrich Marx

In unserer Serie „Ortenauer Originale“ porträtieren wir Menschen mit dem gewissen Etwas. Heute (34): Stefan Harter aus Bad Peterstal. Der 56-jährige ehemalige Skispringer hat den Rollskisport in das Renchtal geholt und ist als Funktionär ein großes Organisationstalent.

Stefan Harter ist ein echter Macher. Wenn es etwas zu organisieren gilt, dann denkt er nicht lange darüber nach, sondern greift einfach zum Telefon. So ging das auch vonstatten, als die Anfrage zu diesem Zeitungsporträt kam. Kaum war die E-Mail an ihn raus, rief Stefan Harter schon an: „Das machen wir“, sagte er spontan.

Eine Woche später sitzt er zum Gespräch in der Freiersberger Hütte, draußen hat es Schnee und eine Temperatur von minus zwei Grad. In der Hütte des SV Schwarzwald Bad Peterstal ist es nur unwesentlich wärmer. Aber Stefan Harter ist auf Betriebstemperatur. Er hat viel zu erzählen, von seiner eigenen sportlichen Karriere genauso wie von der Organisation vieler Sportveranstaltungen. Immer wieder fällt der Satz: „Und dann hab ich den angerufen.“ Das Telefon ist für den Skisportfunktionär heute so wichtig wie der Ski zu seinen aktiven Zeiten als Skispringer.

Weltmeisterschaft 2013 als Höhepunkt

Stefan Harter gilt in Bad Peterstal als „Vater des Rollskis“. Er hat den Rollskisport ins Renchtal geholt. Drei Weltcups haben in Bad Peterstal stattgefunden. Der Höhepunkt aber war die Weltmeisterschaft 2013 in Bad Peterstal und Oberkirch. Sportler aus 15 Nationen traten an, mit ihnen jede Menge Betreuer, das Organisationskomitee und Pressevertreter.
Der SWR berichtete in der Abendschau von „Oberkirch bei Bad Peters­tal“ – darüber freut sich der Peterstaler Stefan Harter noch heute. Während der WM herrschte eine besondere Stimmung. Beim Auftaktrennen durchs Oberkircher Gewerbegebiet an einem Mittwochnachmittag hatten die Firmen ihren Mitarbeitern freigegeben. Die grillten am Straßenrand und bejubelten die vorbeirollenden Sportler.

Die Stimmung explodierte

„Mit diesem kleinen Funken hat es am Mittwoch angefangen. Beim Finale ist die Stimmung dann explodiert“, erinnert sich der 56-Jährige. Die Rollski-WM fand ihren Abschluss beim Peterstaler Feuerwehrfest. Dort fand auch die Siegerehrung statt. 20 Italiener sangen ihrem Sportler zu ehren die italienische Nationalhymne. „Das war so laut, dass man sonst im Zelt nichts mehr gehört hat“, erzählt Harter. Dann wurde die Deutsche Katrin Zeller als Weltmeisterin im Berglauf gekürt und die Stimmung explodierte.

Rollski ursprünglich nur ein positives Übel

Wenn Stefan Harter von der Rollski-WM erzählt, könnte man meinen, es handle sich um ein bedeutendes Sportereignis. Dabei ist Rollski ein echter Nischensport. „Ursprünglich war das Rollskifahren nur ein positives Übel, weil man dazu kein Schnee braucht“, erklärt Harter. Rollskilauf war die Trainingsform für Langläufer und Biathleten im Sommer.

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Zum Rollski-Sportfunktionär ist Harter über Umwege geworden. Als 40-Jähriger hatte er das Gefühl, sich mal wieder sportlich betätigen zu wollen. Weil Inlineskaten gerade in war, stieg er in die Rollerblades. Aus Spaß nahm er an der Rheinland-Pfälzischen Meisterschaft im Nordic Blading teil, ging im Berglauf als Rheinland-Pfalz-Meister ins Ziel und qualifizierte sich dadurch für die Deutsche Meisterschaft. Dort wurde er immerhin Neunter. Über das Inlineskaten wurde er beim Skiverband Schwarzwald Referent für Rollski und Inlineskates.

„Ein ganzer Batzen Arbeit“

Als Sportfunktionär holte er drei Rollski-Weltcups und die Weltmeisterschaft in seinen Heimatort. Und lud sich damit einen ganzen Batzen Arbeit auf. Von der Unterbringung der Mannschaften und Betreuer in den Hotels über die Streckenplanung bis hin zur Organisation von Sponsoren, Startnummern und der Pressearbeit gab es für Harter und seine Helfer viel zu tun.

„In Memoriam Fritz Bierer“

Dankbar ist er vor allem Fritz Bierer, dem inzwischen verstorbenen Lokalsportredakteur der Mittelbadischen Presse. „Er war sofort Feuer und Flamme, als ich ihm von den ersten Spinnereien zum Rollski im Renchtal erzählt habe, und hat mich sehr unterstützt“, sagt Stefan Harter. „In Memoriam Fritz Bierer“ will er dieses Porträt deshalb wissen. Durch die Organisation der Rollskimeisterschaften hat Stefan Harter sehr viel gelernt. Lehrmeister war der ehemalige Skilangläufer und spätere Funktionär des Deutschen Skiverbands (DSV) Georg Zipfel. „Der hat mich sportlich und organisatorisch vom Schulbub zum Profi werden lassen“, blickt Harter zurück.

Von seinem Organisationstalent profitieren immer wieder Vereine, etwa wenn Harter Bewirtungen bei Festen organisiert. „Wenn einer kommt und sagt „Dätsch mir mol“, dann sag’ ich ja, weil ich weiß, wo ich hinlangen muss“, formuliert es der Bad Petertaler. Seinen Erfolg schreibt er mit einem Schmunzeln auch „seiner großen Schnauze“ zu. Hemmungen, jemanden anzurufen, und um etwas zu bitten, hat er jedenfalls nicht. „Du musst nicht alles wissen, du musst nur wissen, wen du fragen kannst“, lautet sein Credo.

Selbstgebaute „Schänzle“

Dem SV Schwarzwald Bad Peterstal ist der 56-Jährige seit seiner Kindheit treu. Wie bei vielen Schwarzwälder Kindern lagen an einem Weihnachtsfest ein paar Skier unter dem Christbaum. Gemeinsam mit Nachbarskindern fuhr er an den Hängen rund ums Haus herum und baute „Schänzle“, die nach und nach immer größer wurden. Irgendwann waren die selbst gebauten Schanzen zu klein und Harter wagte sich auf die Skisprungschanze des SV Schwarzwald Bad Peterstal. Von 1977 bis 1986 war der Peterstaler als Skispringer aktiv und nahm an Meisterschaften teil. Um die 85 Meter weit ist er in seinen besten Zeiten gesprungen, bei einem Turnier schrammte er wegen fünf Punkten an der Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft vorbei.

Inzwischen lässt es Stefan Harter sportlich ruhiger angehen, auch weil seine Knie es nicht mehr mitmachen. Um sich fit zu halten, fährt er ab und zu noch mit den Inlineskates. Und zur Entspannung greift er statt zu den Skiern heute lieber zur Angel.
 

Zur Person

Stefan Harter

Stefan Harter ist 56 Jahre alt und wohnt in Bad Peterstal, wo er geboren und aufgewachsen ist. Seit seiner Jugend ist er beim SV Schwarzwald Bad Peterstal aktiv. Von 1977 bis 1986 war er als Skispringer auf den Schwarzwälder Schanzen unterwegs.
Als 40-Jähriger entdeckte er seine Leidenschaft für das Inlineskaten und wurde dabei erst Rheinland-Pfälzischer Meister und dann Neunter bei den Deutschen Meisterschaften. Beim SV Schwarzwald Bad Peterstal ist er zweiter Vorsitzender und Abteilungsleiter Ski. Beim Schwarzwälder Skiverband ist er Referent für den Bereich Rollski.
Stefan Harter engagiert sich außerdem bei der Bürgermiliz Bad Peterstal. Er arbeitet im Außendienst eines Holzhändlers, ist verheiratet und hat zwei Kinder und drei Enkel.

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