Appenweier-Urloffen
Dossier: 

Stephanie Schneider zeigt mit ihren Bildern die Schönheit der Blumen

Silke Keil
Lesezeit 6 Minuten
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08. Juni 2022

(Bild 1/2) Blumen sind Stephanie Schneiders Leidenschaft. Die 40-Jährige arbeitet als Floristin in Kehl-Bodersweier. ©Kim Schwanhäußer

In unserer Serie „Ortenauer Originale“ porträtieren wir Menschen mit dem gewissen Etwas. Heute (93): Stephanie Schneider aus Appenweier-Urloffen macht als „Das Blumenmädchen“ von sich reden. Ihre Bilder zeigen in bewegender Schönheit die Fragilität der Blüten.

Alles beginnt mit der Blume.“ Das sei das einzige Geheimnis ihrer Kunst, sagt Stephanie Schneider in sympathischer Bescheidenheit. Die 40-Jährige scrollt auf ihrem Smartphone durch die Fotos, die sie unter ihrem Künstlernamen „Das Blumenmädchen“ auf Instagram teilt. Sie zeigen Fingerhüte, Chrysanthemen, Mohn, Hyazinthen, Lupinen, Nelken und Wicken. „Traumhaft schön“, lauten viele der Kommentare. Die Kompositionen schmeicheln dem Auge. Doch da ist noch etwas anderes, was den Blick gefangen hält, etwas, das nicht alltäglich, das ungewohnt lebendig erscheint: die durchscheinende Zartheit der Blüten, das organisch sich Windende der Stängel, das Nicken und Emporrecken der schweren Köpfe, das Sich-Stemmen gegen innere und äußere Barrieren, das Sich-Umfangen und Wieder-Auseinanderfallen. In einem einzigen Stillleben erzählt die Blume die Geschichte des Werdens und Vergehens.

Shootings mit Models

In manchen Bildern betonten Models das Zerbrechliche, das den Blüten innewohnt: schlanke Glieder zwischen einer natürlichen Wiese, inselhaft auf einem Tisch wuchernd, weiße Blüten, die wie eine Binde vor den Augen eines weißhaarigen Mannes liegen, oder ein hingegossener Frauenrücken vor blauen Blüten, lose zerstreut auf dem Dielenboden. Von der Zeit gezeichnetes Holz, staubiger Stein, zerschlissene Nägel und Werkzeuge, blinde Glasflaschen oder Weidenkörbe, oft in dunklen Farben gehalten, stehen im Kontrast zu den Pastelltönen und verstärken ihre Wirkung, ebenso wie das achtsam eingesetzte Licht. Die große Nachfrage nach den Kalendern, Postkarten und Postern, die Stephanie Schneider in ihrem Webshop anbietet, zeugen von ihrem großen Können.

Ohne technische Spielereien

Man könnte ein jahrelanges Studium und ein professionell ausgestattetes Studio hinter den Fotografien vermuten. Doch die Urloffenerin hat nichts dergleichen. „Ich arbeite völlig intuitiv“, sagt sie. Zum Einsatz kommen zwei Vollformatkameras, eine Canon EOS 6D sowie die Sony Alpha 7, die sie selten über die Grundeinstellungen bemüht. Die zwei lichtstarken 50- und 55-Millimeter-Objektive bleiben fast immer auf den Bajonetten. Kein Zoom, keine technischen Spielereien, auch nicht mit Kunstlicht. Schneider nutzt immer nur das Tageslicht. Es ist die Blume selbst, die in ihrer fragilen Schönheit zum Betrachter spricht. Die Künstlerin sieht ihre Aufgabe darin, die Blume so zu arrangieren, dass die Botschaft verstanden wird.

Oft ziehen Stunden vorüber, bis das Bild stimmt. „Es ist eine wahnsinnige Leidenschaft“, erzählt die quirlige Frau und nippt an ihrem selbstgemachten Rhabarberdrink, aus dem je ein Zweig Rosmarin und Minze ragen. Ihr ausgeprägter Sinn für Ästhetik und ihre Liebe zum Detail spiegeln sich auch in der Einrichtung ihrer Dachgeschosswohnung, die sich im Elternhaus in Urloffen befindet. Alte Möbelstücke interagieren harmonisch mit modernen Gegenständen, und Bildern, und Pflanzen ist so viel Platz eingeräumt, dass sie gut zur Geltung kommen.

Die 40-Jährige ist fast immer unterwegs

Die Wohnung ist aufgeräumt, ohne dabei steril zu wirken. Viel Zeit hat Stephanie Schneider nicht, um das traute Heim zu genießen. Sie ist fast immer unterwegs. Hauptberuflich arbeitet sie seit 20 Jahren als Floristin im Gartencenter „1A Garten Hopp“ in Kehl-Bodersweier, und zwar in Vollzeit. Der Umgang mit Blumen erfüllt sie. „Was gibt es Schöneres?“ Die Frage ist rhetorisch gemeint. Für die 40-Jährige kommt danach lange nichts. Selbst die Routine der täglichen Arbeit hat sie nicht blind werden lassen für deren Zauber.

Und dann passiert es plötzlich: Eine der vielen Blumen, die tagtäglich durch ihre Hände gehen, spricht zu ihr. Dieser Moment ist der Beginn einer neuen Fotosession. „Die Blume ist meine Muße. Was mit ihr geschieht, bestimmt nur sie“, erzählt die Künstlerin. Wenn das Motiv gefunden sei, könne sie nicht mehr aufhören. Sie fotografiert, bis sich das perfekte Bild herausschält. „Meistens plane ich ein Shooting mit zwei Blumen“, erzählt sie. Mit den beiden verstreiche dann mindestens ein halber Tag.

Die Atmosphäre des Gelebten

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Dabei stehen drei Shooting-Locations zur Auswahl: der hölzerne Dachboden über der Gärtnerei, in dem Schneider allerlei ausrangierte Gegenstände angesammelt hat, der Keller im Elternhaus, in dem die alte Schuhmacher-Werkbank und die Werkzeuge des Vaters lagern, oder die eigene Wohnung. Letztere bietet weiße Wände und ein hölzernes Tischchen mit an manchen Stellen aufgesprungenem Lack. „Alte Gegenstände passen perfekt zu Blumen“, erläutert Stephanie Schneider. „Sie gehen eine Symbiose ein. Denn auch sie umgibt eine Atmosphäre des Gelebten.“ Besonders reizen sie welkende Blüten, solche, die im Blumenladen eher im Abfall landen. „Ihre Schönheit ist für mich reine Poesie“, schwärmt sie.

„Er sah nichts als die blaue Blume und betrachtete sie lange mit unnennbarer Zärtlichkeit“, schrieb einst der Philosoph Novalis. Und sie, Stephanie Schneider, ist damit genauso gemeint. Spricht sie von Blumen, leuchten ihre Augen auf. Es ist Liebe, die mitschwingt, die auch in ihren Werken spürbar wird. Mit ihrer großen Leidenschaft ist die 40-Jährige nicht allein. Auf internationalen Plattformen tauscht sie sich mit zahlreichen Floristen, Fotografen und Stylisten aus. „Ich empfinde das als sehr bereichernd“, erzählt sie.

Zusammenarbeit mit Sebastian Wehrle

Und auch die Zusammenarbeit mit Sebastian Wehrle, der unter anderem für seine außergewöhnlichen Schwarzwald-Serien „Facing/Tradition“ bekannt ist, inspirieren sie. Die Erfahrung und Intuition der beiden Künstler greift perfekt ineinander: Sie mit ihren Blumenarrangements, er mit seiner Fotoexpertise. So entstand die Serie „Q“. Die von Stephanie Schneider prachtvoll geschmückten Schwarzwaldkühe sind so beliebt, dass die beiden das Projekt weiterverfolgen. Und auch das „Fräulein Rouge“, eingebettet in Blumenteppichen, könnte eine Fortsetzung erfahren.

„Angefangen hat alles 2013 mit der alten Kamera meiner Mutter“, schmunzelt die 40-Jährige. Die Blüten, die sie damit ins rechte Bild rückte, teilte sie mit ihren Freunden auf Facebook. „Sie sind es auch, die mir den Namen Blumenmädchen gaben“, erinnert sich Schneider. Was spielerisch begann, wurde immer mehr zur tagfüllenden Leidenschaft. „Ein Fotografenfreund hatte die Idee, seine Models zu schmücken“, erinnert sie sich. So rückte Schneider mit den passenden Blumen an. Irgendwann akquirierte die Künstlerin selbst Models und fand ihre eigene, einzigartige Bildersprache. Selbst der Sender SWR wurde auf sie aufmerksam und widmete ihr im vergangenen Jahr ein Porträt im Rahmen der Landesschau Baden-Württemberg.

"Ich stehe nicht gerne im Vordergrund"

„Dabei stehe ich nicht gerne im Vordergrund“, räumt die bodenständige Urloffenerin ein. Derzeit verkaufe sie ihre Prints nur privat, und auch Ausstellungen plane sie keine. „Nicht, dass ich keine Anfragen hätte“, sagt sie, „aber es liegt mir einfach nicht.“
Auch, wenn sie mit ihrer Leidenschaft längst Geld verdient, müsse ihr „das Blumenmädchen“ in erster Linie Freude bereiten. Die Kreativität entfaltet sich nicht durch Druck von außen, sondern nur durch innere Freiheit. Und diese lebt Stephanie Schneider auf einnehmend bescheidene Art.

Es ist nicht das Geld, das sie antreibt, sondern der Drang, kreativ zu sein. Das Werk dankt es ihr mit einnehmender Schönheit.
Unter dem Titel „Seerose im Teich“ schrieb der amerikanische Autor Oscar Wilde: „Das Geheimnis des Lebens liegt im Suchen nach Schönheit.“ In dieser Suche blüht die 40-Jährige auch nach zehn Jahren künstlerischer Arbeit noch auf.

Zur Person

Stephanie Schneider

Stephanie Schneider hat die Liebe zur Natur bereits in die Wiege gelegt bekommen. Nach ihrer Geburt im November 1981 in Offenburg wuchs sie in Urloffen auf, umgeben von viel Grün. Sie arbeitet in Vollzeit im Gartencenter „1A Garten Hopp“ in Kehl-Bodersweier. Mit der Fotografie begann sie 2013. Eine Auswahl ihrer Stillleben sind auf Instagram (dasblumenmaedchen.photoart) und im Internet unter www.dasblumenmaedchen.de zu finden.

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