Tag zwei im Prozess um Totschlag einer 39-Jährigen
Ein 50-jähriger Mann soll seine Freundin geschlagen und anschließend erstochen haben. Am zweiten Prozesstag wurden Freunde, Familienangehörige und Nachbarn der Getöteten vor dem Landgericht als Zeugen befragt.
Am zweiten Tag des Prozesses gegen einen 50-Jährigen, der seine Freundin erstochen haben soll und sich vor der 1. Strafkammer des Schwurgerichts des Landgerichts Offenburg wegen Totschlags verantworten muss, wurden über mehrere Stunden hinweg Zeugen befragt. Wie schon am ersten Prozesstag, 10. April, hörte der Angeklagte den Zeugenaussagen emotional sichtlich aufgewühlt zu. Er hatte die Tat bereits am ersten Prozesstag gestanden.
Ein Polizist der Polizei Flensburg hatte den Angeklagten nach der Tat in seinem Wohnwagen ausfindig gemacht und verhaftet. Er sagte als Zeuge aus: »Der Angeklagte war körperlich unauffällig, aber merklich psychisch angeschlagen – wie ein Häufchen Elend.« In der Befragung des Verhafteten habe dieser angegeben, dass er und seine Lebensgefährtin sich gegenseitig geschlagen hätten und er sie mit dem Messer nur habe einschüchtern wollen.
»Ich habe sie getötet«
Nach der Tat habe er sich und die Kinder angezogen und sie mit seinem Wohnwagen nach Norddeutschland zu den Großeltern gebracht. Er habe befürchtet, seine Lebensgefährtin könnte sterben. Trotzdem habe er keinen Krankenwagen gerufen, da er eigenen Angaben zufolge zu sehr neben sich gestanden hätte. Laut dem Flensburger Polizisten hatte der 50-Jährige während der Vernehmung angegeben, während der Fahrt nach Norddeutschland drei bis vier Menschen kontaktiert zu haben. Zu einer soll er gesagt haben: »Ich habe sie getötet.«
Auch die Eltern der Getöteten wurden als Zeugen vernommen. Laut der Mutter des Opfers sei ihre Tochter nur den Kindern zuliebe noch bei ihrem Partner geblieben. »Es hat schon vor zwei Jahren angefangen, in der Beziehung zu kriseln.« Die 39-Jährige habe sich vom Angeklagten mehrfach trennen wollen, hätte den Plan aber nicht in die Tat umgesetzt. Vielmehr habe sie sich in Arbeit geflüchtet, um nicht so oft zu Hause sein zu müssen.
Der Angeklagte wurde von mehreren Zeugen als kontrollierend und eifersüchtig beschrieben. »Meine Tochter musste sich immer Ausreden einfallen lassen, wenn sie tanzen gehen wollte«, sagte die Mutter Richter Heinz Walter. Nichtsdestotrotz sei der Angeklagte auch freundlich und zuvorkommend zu ihr gewesen. »Aber er war sehr streng mit den Kindern und konnte auch grob werden«, so die 65-Jährige.
Kinder leiden bis heute
Wie es den Kindern denn heute gehe, fragte Richter Walter. »Es geht ihnen Gott sei Dank gut«, gab die Mutter der Verstorbenen an, sie würden jedoch psychisch noch merklich unter der Tat leiden. Die zwei Ältesten sollen die Tat mit angesehen haben. Besonders der Sohn des Angeklagten sei oft aggressiv. Der Vater des Opfers sagte aus, dass die älteste Tochter ihm gleich nach der Ankunft in Norddeutschland weinend gesagt habe: »Mama ist tot!« Das Opfer wurde von Arbeitskolleginnen und Freundinnen, die als Zeuginnen aussagten, als optimistischer, zuverlässiger und lebenslustiger Mensch beschrieben, der »für jeden Spaß zu haben« war.
Warum sie sterben musste, konnte auch am zweiten Tag des Prozesses nicht eindeutig geklärt werden. Ein Motiv könnte krankhafte Eifersucht auf einen Chat-Kontakt, den die Frau hatte, gewesen sein. Der Mann sagte als Zeuge vor Gericht allerdings aus, dass er nur eine freundschaftliche Verbindung zum Opfer gehabt habe.
Am 2. Mai soll der Prozess fortgesetzt werden.