Rund 300 Teilnehmer bei Trauermarsch durch Offenburg
Mehr als vier Kilometer legten die Teilnehmer des Trauermarsches am Mittwoch durch Offenburg zurück – in ihren Händen weiße Rosen. Sie gedachten des Arztes, der am vergangenen Donnerstag mutmaßlich von einem 26-jährigen Somalier getötet wurde.
Mitgefühl und Anteilnahme – das hat am Mittwoch viele Menschen bewegt, an dem Trauermarsch für den am Donnerstag getöteten Offenburger Arzt teilzunehmen. Wie viele es am Ende waren, ist schwer zu sagen. »Ich schätze zwischen 300 und 400 Personen«, sagt Heribert Schramm, Koordinator der Flüchtlingshilfe Rebland. Und auch Karen Stürzel, Pressesprecherin der Polizei, spricht gegenüber dem OT von etwa 300 Personen, die am Ende in der Aenne-Burda-Allee vor der Praxis ihre Anteilnahme zeigten. Und ein Zeichen setzten, auch für die Familie und für die Betroffenen, wie Güllü Erdem aus Offenburg beschreibt. Sie gehört zu den 130 Personen, die die komplette Strecke gegangen sind – von der Gemeinschaftsunterkunft in der Lise-Meitner-Straße bis zur Praxis des Arztes in der Oststadt.
Wegen des getöteten Hausarztes aus #Offenburg findet heute ein Trauermarsch statt. Etwa 150 Menschen beteiligen sich daran. Unterwegs kommen mehr dazu, viele schließen sich spontan an. @mittelbadische pic.twitter.com/5Trh9GadeI
— Matthias Jundt (@MatthiasJundt) 22. August 2018
Die Strecke war mehr als vier Kilometer lang, pünktlich um 17 Uhr lief die Gruppe los. Kinder mit ihren Eltern, Freunde, Bekannte – die mehr als 30 Grad Celsius hielten sie nicht davon ab. Unter ihnen waren viele Flüchtlinge, die teilweise auch die Gruppe anführten. In ihren Händen hielten sie weiße Rosen.
Immer wieder schlossen sich unterwegs Personen dem Marsch an, zum Teil auch spontan, wie Familie Bauer aus Offenburg: »Um ihm zu zeigen, dass wir da sind und an ihn denken.« Die Familie kannte den Arzt und ist sprachlos – »ich denke, das sind alle.« Eine Teilnehmerin stieß am Bahnhof hinzu. Die komplette Strecke sei ihr doch etwas zu lang gewesen. Am meisten beeindruckt habe sie, dass Bürger aus Offenburg und Flüchtlinge gemeinsam den Weg zurückgelegt haben.
Kurz vor 18 Uhr kamen die letzten Personen in der Aenne-Burda-Allee an. Während sich zuvor die ein oder anderen noch leise unterhielten, war es bei der Praxis still. Lediglich Ulrike Walther, eine Kollegin des verstorbenen Arztes, war mit ihrem Cello zu hören. Die Teilnehmer verharrten einen Augenblick, legten Blumen nieder und zündeten Kerzen an. »Es ist eine unheimlich nette Geste«, sagte eine Nachbarin.
»Würdevolles Andenken«
Und auch Heribert Schramm spricht von einem würdevollen Andenken für einen Menschen, der sich durch seine hohe Hilfsbereitschaft ausgezeichnet habe. »Und das ist auch gelungen.«
Renate Stolz, Integrationsmanagerin in Appenweier, verrät, dass viele Flüchtlinge Angst gehabt hätten, an dem Trauermarsch teilzunehmen. »Sie haben Angst vor Anfeindungen«, so Stolz. Doch der Trauermarsch verlief friedlich, wie auch die Offenburger Polizei bestätigte. Sie begleitete den kompletten Trauermarsch mit mehreren Einsatzkräften.
Info: Initiiert wurde der Trauermarsch von Philipp Bürkel und Lisa Junker.
Spendenkonto
Es gibt mittlerweile ein Spendenkonto für die Hinterbliebenen von Joachim Tüncher. Eingerichtet wurde es von der Kassenärztlichen Vereinigung Ortenau und den Kollegen des Hausärztlichen Qualitätszirkels Offenburg bei der Sparkasse Offenburg.
IBAN: DE 41 6645 0050 1005 0364 04