Verein "Leben mit Behinderung Ortenau" plant besonderes Wohnhaus
Der Verein „Leben mit Behinderung Ortenau“ setzt sich dafür ein, dass auch Menschen mit schwerer Behinderung und hohem Assistenzbedarf ein möglichst barrierefreies, selbstbestimmtes und selbstbewusstes Leben innerhalb der Gesellschaft leben können. Mit ihrer traditionsreichen Weihnachtsaktion „Leser helfen“ unterstützt die Mittelbadische Presse nicht nur den Förderkreis der Helme Heine Schule in Offenburg, sondern auch ein neues Wohnprojekt des Vereins in Renchen, das wir heute vorstellen. Der Spatenstich für das „ambulant betreute gemeinschaftliche Wohnen für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung und mit erhöhtem Hilfebedarf“ mit 16 Wohnplätzen soll im Mai 2025 erfolgen.
„Der karitative Verein Leben mit Behinderung Ortenau wurde 1970 als Selbsthilfeorganisation von betroffenen Eltern gegründet, deren Kinder schwere körperliche und/ oder geistige Behinderungen hatten“, informiert Birgitt Reinfarth, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. „Heute bieten wir für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Behinderung, ihre Familien und Angehörigen verschiedenste Angebote im ambulanten, pflegerischen, therapeutischen und pädagogischen Bereich, wie die Betreuung zu Hause, Kindergarten- und Schulbegleitung, Autismus-Kompetenz, Physiotherapie, Tagesförderung und -betreuung, Kurzzeitbetreuung und besondere Wohnformen“, erklärt Reinfarth.
Alle Angebote und Dienstleistungen an den Standorten Achern-Gamshurst, Renchen, Offenburg, Schutterwald und Lahr, dienen der Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben im Rahmen ihrer Möglichkeiten. „Heute unterstützt der Elternverein Menschen mit schwerer körperlicher und/oder geistiger Behinderung, seelischer Behinderung oder Auffälligkeiten im Verhalten. Das sind etwa 500 Betroffene mit deren Familien oder Angehörigen im gesamten Ortenaukreis.“
Welche Beeinträchtigung die Betroffenen haben, lasse sich pauschal nicht beantworten. „Selbst die gleiche Art von Behinderung kann sich bei jedem Menschen verschieden darstellen. Da spielen ganz viele physische und psychische Gegebenheiten eine Rolle“, erklärt Reinfarth. Eine Behinderung habe aber verschiedene Ursachen, wie zum Beispiel eine Sauerstoffmangelversorgung bei der Geburt, ein angeborener Gendefekt, aber auch ein Unfall, ein Schlaganfall, Gewalt oder Misshandlung könnten lebenslange körperliche oder seelische Beeinträchtigungen verursachen. „Behinderung kann also jeden in jedem Alter treffen.“
Oft kämen Eltern mit ihren Babys ins „Beratungsforum“, um sich über Möglichkeiten zu Förderung, Unterstützung und Hilfen zu informieren. „Unsere Physiotherapeuten therapieren schon ab dem Säuglingsalter. Viele Menschen begleiten wir ein Leben lang: Kindergarten, Schule, Ausbildung, Universität, Arbeitsplatz, oft bis hin zu einer würdigen Begleitung auf dem letzten Lebensabschnitt“, beschreibt Reinfarth.
412 Mitarbeiter
Ein breites Spektrum aus den Bereichen Heilerziehungspflege und Pflege gehört zu der Schwerpunktearbeit der aktuell 412 haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden. Zusätzlich decken Psychologen, pädagogische und pflegerische Fachkräfte und Physiotherapeuten besondere Teilbereiche ab. „Sie ziehen gemeinsam mit Alltagsbegleitern, vielen helfenden Händen, zum Beispiel für Hauswirtschaft, Haustechnik und Fahrdienst an einem Strang, damit wir bestmöglich und individuell betreuen und versorgen können.“ Viele der Angebote und Leistungen können über Kranken- und Pflegekassen oder Sozialträger abgerechnet werden.
„Es gibt aber besondere therapeutische Angebote - Snoezelenräume, unsere sehr individuell gestalteten Außenanlagen mit Spielgeräten, Gartenhäuschen und Sinnesgarten und die behindertengerechte Möblierung der Gemeinschaftsräume - die wir nur dank großzügiger Spenden realisieren konnten. „So wird nun auch auf Spenden durch die Aktion „Leser helfen“ gehofft, um im neuen Wohnhaus in Rechnen vier rollstuhlgerechte Küchen, die Ausstattungen von Gemeinschafts- und Therapieraum sowie im großen Garten eine Rollstuhlschaukel, den Anschluss und Platz für einen Therapiepool und Sinnesgarten, verwirklichen zu können.
Der Verein selbst zählt 418 Mitglieder. „Die Mehrzahl sind Eltern oder Familienangehörige. Sie sind oft ein Leben lang die gesetzlichen Vertreter ihrer Kinder“, erklärt Birgitt Reinfarth. Das Erreichen der Volljährigkeit bedeutet für die oft schwerstbehinderten Kinder den Schritt in eine Selbstständigkeit, die mit Unterstützung des Elternvereins möglich wird.
Ein Video zum Thema finden Sie Online unter www.bo.de/3DR