Volker Hirsch im Porträt

Vom Fahr-Glück auf zwei Rädern: Leidenschaft Mountainbike

30. März 2022
Dossier: 
Volker Hirsch ist ein ­Ehrenamtler aus Leidenschaft. Wenn er mit jungen Fahrern seines Vereins auf die Strecken kann, ist er glücklich – hier beim Aufwärmen im Bereich der Grashöhe in Sasbachwalden. © Roland Spether

Handschuhe anziehen, Helm aufsetzen, Mountainbike positionieren und dann flüssig, cool und mit einem breiten Grinsen im Gesicht den Berg hinunterfahren und alles um sich herum vergessen. Das ist das Fahrgefühl auf zwei Rädern, das Volker Hirsch (50) vom Verein Bikesport Sasbachwalden so liebt, der ihn von Renchen aus immer wieder alleine, mit Ehefrau Bianca, Tochter Clara und möglichst vielen jungen Fahrern mitten hinein in die Natur des Schwarzwalds zieht.

9000 ehrenamtliche Arbeitsstunden

Geradezu magisch wird er von jenen Strecken der Schaeffler MTB-Arena angezogen, für deren professionellen Bau er mit hochmotivierten und fleißigen Bikern unendlich viele Schweißtropfen während 9000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden vergoss. Jede Menge Arbeit wurde aber nicht nur für den Bau der Strecke vom „Pfad Zwo“ unterhalb der B 500 fast bis zur MTB-Strecke in der Ortsmitte von Sasbachwalden investiert, sondern auch in die Gründung des Vereins Bikesport 2013, der unter dem Vorsitz von Volker Hirsch eine glänzende Jugend- und Vereinsarbeit vorweisen kann, sogar international sehr erfolgreiche Sportler in den verschiedenen Mountainbike- Disziplinen hervorbrachte und das Blumen- und Weindorf in kürzester Zeit zu einer Hochburg des Mountainbike-Sports machte.

Sportler und Naturliebhaber

Dass Volker Hirsch in jener Stadt Meßkirch das Licht der Welt erblickte, die aufgrund ihrer bedeutenden Heimatsöhne sehr gerne den Beinamen „Badischer Geniewinkel“ trägt, freut den sympathischen Lehrer, Sportler und Naturliebhaber. Vielleicht gründet sich sein vielfältiges berufliches, ehrenamtliches und sportliches Engagement darin, dass er auch ein kleines Stückchen von diesem „Genie-Gen“ wie bei so bedeutenden Meßkirchern vom Schlage eines Abraham a Santa Clara, Conradin Kreutzer oder Martin Heidegger in die Wiege gelegt bekam, das dann auch bei ihm nach genialen Leistungen streben sollte. Dieses „Genie-Gen“ kam dann tatsächlich nach seinem Umzug aus dem Oberschwäbischen ins Badische zur vollen Entfaltung, als er 1999 nach dem Referendariat seine Lehrerstelle an der Robert-Schuman-Realschule in Achern antrat und mit dem Modul „Sport plus“ für die fünften Klassen genau das Richtige vorfand.

In jungen Jahren Handball in der Oberliga gespielt

Dieses Modul ist fest im Stundenplan verankert, und neben zwei Stunden Sport haben die Fünftklässler zusätzlich zwei Stunden Mountainbike, um Geschmack an einer interessanten und attraktiven Sportart „draußen in der Natur“ zu bekommen. „Was kann es hier bei uns im Schwarzwald Schöneres geben, als sein Mountainbike aus der Garage zu holen, in den Sattel zu steigen und loszufahren“, so Volker Hirsch. In jungen Jahren spielte er in Meßkirch aktiv Handball in der Oberliga und liebäugelte auch mit Motocross, doch je älter und reflektierter er wurde, desto mehr passte der Motorsport nicht zu seiner so wichtigen Einstellung zu Umwelt, Natur und Nachhaltigkeit.

Diese hat er auch zu seinem Beruf gemacht, denn er gehört zum ­Pädagogen-Team des Nationalparks Schwarzwald, entwickelt Naturschutz-Konzepte für die Umsetzung mit Schulen, macht Fortbildungen für Lehrer und ist mit Schülern „eine Spur wilder“ im Wald unterwegs.

Kooperation mit Hersteller: 39 Bikes bereitgestellt

Die Mountainbike-AG der Realschule kam dann so richtig ins Rollen, als es zu einer Kooperation mit einem Hersteller kam und dieser 39 Fahrräder bereitstellte, mit denen Schüler innerhalb eines Jahres an Rennen teilnehmen sollten. Das war eine ziemlich sportliche „Hausaufgabe“ – aber sie funktionierte, und gleich beim ersten Rennen 2011 wurde das Team Vizemeister von Baden-Württemberg. „Vor der Pandemie hatten wir 50 Fahrer, aber dann hat uns Corona ausgebremst. Langsam rollt es wieder an“, sagt Hirsch.

Dass es zur Gründung des Bikesport-Vereins 2013 kam, hatte einen Impuls darin, dass Jugendliche verbotenerweise im Wald von Oberachern Material des Heimat- und Verschönerungsvereins zum Bau von Rampen verwendeten. Es gab einige Diskussionen, und da damals die noch junge Mountainbike-AG in aller Munde war, meldete sich der Südwestfunk und kam mit einem Kamerateam zum Training.

Es gab keine geeigneten Trainingsplätze

Doch bei der Sendung ging es nicht um den Sport, sondern um den angeblichen Konflikt Mountainbiker gegen Wanderer. Doch unter dem Strich war das Fazit, dass die jungen Fahrer eigentlich nichts Schlimmes wollten und nur deshalb in den Wald auswichen, weil es keine geeigneten Trainingsplätze und ausgewiesene Strecken gab. Aus dem Problem, wie Biker und Wanderer in einem Ferienort friedlich aneinander vorbei kommen, entwickelte sich eine geschickte Anfrage der Gemeinde Sasbachwalden mit deren damaligem Bürgermeister Valentin Doll und Kurgeschäftsführer Alexander Trauthwein an die Mountainbike-AG. Denn im Blumen- und Weindorf wurde ein neues touristisches Konzept entwickelt und den Verantwortlichen war schnell klar, dass sie die schnell wachsende Sportart Mountainbike einbeziehen und für die Sportler sinnvolle Fahrmöglichkeiten bereitstellen müssen.

Bis zu 1000 Fahrer am Tag

„Wir Lehrer wurden gefragt, ob wir an dem Konzept mitarbeiten wollen, und wir waren dazu bereit“, berichtet Hirsch. Was sich dann ebenfalls in kürzester Zeit mit dem Chef Volker Hirsch und den Streckenbauern um Martin Schumacher und Thomas Blochinger entwickelte, war so genial, dass die Biker heute eine Strecke mit einer Gesamtlänge von sieben Kilometern unter die Räder nehmen können, die mit Rampen, Wellen, Mulden und spektakulären Abfahrten die längste in Süddeutschland ist und an guten Wochenenden bis zu 1000 Fahrer in die „Schaeffler MTB-Arena“ lockt.

Die Genialität von Volker Hirsch und seinem Team bestand darin, dass für die Erarbeitung der Konzeption von Anfang an Vertreter aller Interessensbereiche wie Gemeinde, Fachbehörden, Tourismus und Naturschutz an den runden Tisch geholt und gemeinsam überlegt wurde, wie die verschiedensten Aspekte berücksichtigt werden und Wanderer, Feriengäste und Sportler gleichermaßen ihren Spaß haben können.

Trend-Sportart passt gut in den Ferienort

Das gelang in Sasbachwalden vorzüglich, die Gemeinde und deren Bürgermeisterin Sonja Schuchter sind sehr dankbar für dieses sportliche Trend-Angebot, das sehr gut in den Ferienort passt und das Jahr über viele Besucher aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland anzieht. So wurde auch Sasbachwalden durch den großen Einsatz von Volker Hirsch zu einem „Badischen Geniewinkel“, in dem sich Bürger, Gäste, Urlauber und vor allem Mountainbiker sehr wohl fühlen.

Autor: 
Roland Spether