Vor allem keine Langeweile zeigen
Rust. Die erste Regel im Fernsehen: nie die Kameras vergessen! Noch bevor die Dreharbeiten zur ARD-Show »Einfach magisch« im Europa-Park Rust beginnen, bläut Moderatorin Judith Rakers ihren Zuschauern diesen Grundsatz ein. Wieder und wieder. Gefolgt von der Frage, welcher Gesichtsausdruck denn eine ganze Sendung verderben könne. Müdigkeit? Boshaftigkeit? Die Zuschauer überlegen. Erst beim dritten Anlauf fällt es jemandem ein: Langeweile! »Sie können jede Emotion hier erleben«, sagt Rakers, »aber gucken Sie bloß nicht gelangweilt.«
Beifall wird einstudiert
Damit beginnt ein Abend, der am 17. Dezember zur Hauptsendezeit im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wird. Rakers’ Auftakt lässt erahnen, dass eine TV-Aufzeichnung nicht unbedingt viel mit dem zu tun hat, was man hinterher im heimischen Wohnzimmer zu sehen bekommt. Mehrmals wird frenetischer Beifall einstudiert. »Aber wundern Sie sich nicht, wenn Sie später an einer ganz anderen Stelle staunen, dann schneiden wir Sie rein.« Da ist dann wirklich das Staunen groß – so viel Inszenierung hatten die wenigsten erwartet.
Der Countdown läuft. Wenige Sekunden, bevor die Kameras laufen, ist gespenstische Ruhe auf der Bühne eingekehrt. Hoch konzentriert sitzen alle auf ihren Plätzen, Zuschauer wie Prominente. Als es losgeht, ändert sich die Stimmung abrupt: Tosender Applaus im Publikum (wie zuvor geübt), Musik aus dem Lautsprecher, Nebel, Scheinwerfer, Funkensprühen – eine laut-grelle Reizüberflutung wie auf dem Jahrmarkt. Heraus aus dem Lichtermeer tritt Judith Rakers, deren Glitzerkleid im Scheinwerferlicht noch mehr funkelt als ohnehin schon.
Dauerlächeln
Das bunte Feuerwerk passt gut zum Thema der Sendung. Vier Teams, bestehend aus einem Prominenten und einem Magier, sollen gegeneinander antreten, um als bestes Zauberteam gekürt zu werden. Dauerlächelnd sitzen die Kandidaten bereits auf dem Sofa: Schauspielerin Sofia Thomalla mit Merlin-Award-Preisträger Peter Valance; Meteorologin Claudia Kleinert mit Comedy-Magier Desimo (Detlef Simon); Schauspieler Erol Sander mit Magier Topas (Thomas Fröschle) und Comedian Marco Rima mit dem Schweizer Zauber-Kabarettisten Michel Gammenthaler.
Ein kurzes Geplauder, dann beginnen die Darbietungen.
Zunächst scheint es, als folgten Kunststücke, die ohnehin jeder kennt: Akteure, die in Boxen verschwinden und anderswo wieder auftauchen. Menschen aus dem Publikum, die beim Kartenspiel mitmachen. Doch das ist nur das Vorgeplänkel. Mit Witz und Charme gelingt es den verschiedenen Teams, scheinbar angestaubte Tricks neu aufzuziehen. Das sorgt für Applaus und staunende Gesichter – ganz ohne vorheriges Einüben.
Pause für die Promis
Kurze Atempause für die Promis. Bevor die Magier-Duos ihre Tricks vorführen, werden sie durch einen zuvor aufgenommenen Filmbeitrag vorgestellt: Sofia Thomalla hinter den Kulissen beim Kartenspiel, Rakers beim Spaziergang durch den Europa-Park. Während die Studiogäste kurz verschnaufen, kommen die TV-Assistenten ins Schwitzen. Als Heerschaar fleißiger Helfer eilen sie herbei, um Mikrofone zu richten, Make-up neu aufzutragen, den Boden zu fegen und Wassergläser aufzufüllen. Selbst Rakers’ Profi-Lächeln ist in diesen Phasen verschwunden. Hochkonzen-triert geht sie ihre Notizkarten durch, damit jedes Detail der Moderation stimmt.
Anderthalb Stunden später: Die weiß-blau-gelben Studiolampen haben den Saal um mehrere Grad erwärmt. Trotz aller Make-up-Schichten sind auch die Promis sichtbar ins Schwitzen geraten. Nachdem auch die Zuschauer zum Zaubern animiert wurden, dürfen sie selbst ein bisschen Hollywoodluft schnuppern: Wie bei TV-Produktionen üblich steht nach dem Dreh ein großes Büffet mit belegten Brötchen für alle bereit – nur dass das in diesem Fall etwas kostet.
Die ARD-Sendung wird am Montag, 17. Dezember, um 20.15 Uhr ausgestrahlt.