Corona-Ausbreitung

Weitere Maßnahme wegen Corona: Grenzen sind geschlossen

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17. März 2020
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Seit Montagmorgen, 8 Uhr, kontrolliert die Bundespolizei die Grenzen – wie hier an der Europabrücke in Kehl. Aus Frankreich darf nur noch nach Deutschland einreisen, wer in Deutschland arbeitet oder Waren anliefert. ©Christoph Breithaupt

Seit Montagmorgen kontrolliert die Bundespolizei jeglichen Verkehr aus Frankreich an den Grenzübergängen in der Ortenau. In Kehl sind zwei Brücken komplett gesperrt worden. Nur wer einen triftigen Grund hat, darf noch nach Deutschland einreisen.

Seit Montagmorgen, 8 Uhr, kontrolliert die Bundespolizei jeden Auto- und Lkw-Fahrer, Fußgänger und Fahrradfahrer, der die Grenze von Frankreich nach Deutschland auf einer der Kehler Rheinbrücken überschreiten will. 

Das gilt neben Kehl auch für die Übergänge in Neuried-Altenheim (Pflimlin-Brücke), Rheinau und Iffezheim – vollständig geschlossen werden die Grenzen bei Nonnenweier und Wintersdorf. Der Grund: Die weitere Ausbreitung des Coronavirus. „Wir achten darauf, ob jemand  Fieber hat, sich schlecht fühlt oder Symptome aufweist. Falls ja, weisen wir ihn nach Frankreich zurück“, sagt Dieter Hutt, Pressesprecher der Bundespolizeiinspektion Offenburg. Hätten Betroffene einen Wohnsitz in Deutschland, würde die Bundespolizei die Gesundheitsämter verständigen.

Berufspendler und Warenverkehr ausgenommen

Die Bundespolizisten fragen jeden, der die Grenze passieren will, nach seinen Einreisegründen. „Falls diese nicht triftig genug sind, schicken wir sie unverzüglich wieder zurück nach Frankreich. Ausgenommen davon sind Berufspendler, die im Elsass wohnen und in Deutschland arbeiten, sowie der Warenverkehr“, sagt Hutt.

Die eigentlich grenzüberschreitende Tramlinie D fährt nicht mehr bis nach Kehl, sondern endet schon an der letzten Straßburger Haltestelle Port du Rhin.

Alison Grosskost findet die jetzt eingeführten Kontrollen angesichts der Corona-Situation „normal“. Die 18-Jährige wohnt in einem Dorf bei Straßburg, konnte die Grenze am Montagmorgen trotz der Kontrollen aber passieren, da sie in einem Kehler Reisebüro arbeitet. Dass es auf französischer Seite keine Kontrollen der Einreisen aus Deutschland gibt, erklärt sie sich damit, dass es im Elsass mehr Corona-Fälle als rechts des Rheins geben würde. 

Fernverkehr angehalten

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Ein junges französisches Paar fragt die Bundespolizisten, ob sie noch Tabak in Deutschland einkaufen könnten. Ohne Diskussion akzeptieren sie, dass das nicht mehr geht, und kehren nach Frankreich zurück. Auch Fernverkehrszüge und S-Bahnen sind von den Maßnahmen betroffen. „Wir halten die Züge an, den Fernverkehr außerplanmäßig, und führen unsere Kontrollen durch – erst dann können die Züge weiter fahren“, sagt Hutt. Wie lange die Grenzschließung andauert, steht noch nicht fest. „Das gilt bis auf Weiteres“, sagt Hutt.

Die Kontrollen führen zu langen Rückstaus und damit verbundenen Wartezeiten auf französischer Seite.  Ein 52-Jähriger aus Kork bezeichnet die Kontrollen als „Quatsch, richtiger Blödsinn“. Er hat sein Auto gerade in eine Kehler Werkstatt gebracht und will sich das Geschehen an der Grenze anschauen. Die Kontrollen kämen zu spät, findet er. „Das geht nicht gegen Frankreich, aber es sollten wirklich beide Grenzen konsequent geschlossen werden.“

Trambrücke und Passerelle des deux Rives sind komplett gesperrt

Die Passerelle des deux Rives und die Trambrücke, über die Fußgänger und Fahrradfahrer den Rhein normalerweise überqueren können, sind komplett gesperrt. 
Wie überprüft die Polizei, ob jemand wirklich in Deutschland arbeitet? „In naher Zukunft wird es so sein, dass die Personen sogenannte Passierscheine als Nachweis ihrer Beschäftigung in Deutschland vorzeigen müsen, die vom Arbeitgeber ausgefüllt wurden“, sagt Hutt.

Momentan sind diese Passierscheine aber noch nicht Pflicht. Die Beamten fragen die Autofahrer, wohin sie unterwegs seien. Lautet die Antwort,  dass sie zur Arbeit  fahren, werden sie durchgelassen. „Gestern war ja Sonntag, die Menschen hatten schlichtweg noch keine Möglichkeit, sich solche Nachweise zu besorgen“, erklärt der Pressesprecher. Viele zeigen den Beamten aber schon jetzt freiwillig Gehaltsabrechnungen oder Lieferscheine vor.

Genauere Überprüfung

Andere, die kein Deutsch verstehen oder nicht unter die Ausnahmeregelungen fallen, müssen zur genaueren Überprüfung rechts ran fahren oder direkt über die Wendeschleife an der B 28 umdrehen und nach Frankreich zurückkehren. 
Die meisten würden ein „gutes Verständnis für die Kontrollen“ zeigen, sagt Ramona Fidan, Sprecherin der Bundespolizei in Offenburg, am Montagnachmittag. Eine Quote, wie viele der Kontrollierten nicht einreisen dürfen, kann sie noch nicht nennen. „Es kommt aber schon regelmäßig vor, dass wir Leute abweisen und zurück nach Frankreich schicken“, sagt Fidan.

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