Diskussion um Herrenknecht-Brief

Windräder: »Wahnsinn« oder Zukunft?

Marc Mudrak
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
10. August 2017

Blick vom Brandenkopf Richtung Elsass, im Hintergrund die neuen Windräder bei Gengenbach. ©Peter Heck

Martin Herrenknecht hat an den vergangenen beiden Wochenenden in der Mittelbadischen Presse gegen den »Windrad-Wahnsinn« inseriert. Das Echo der Leser ist geteilt – und auch Landrat Frank Scherer äußert sich zu der Anzeige. Wie läuft die Debatte? Und was sind die Fakten?

An den beiden vergangenen Samstagen hat der Schwanauer Unternehmer Martin Herrenknecht in halbseitigen Anzeigen in der Mittelbadischen Presse seinem Unmut über die wachsende Zahl von Windrädern im Schwarzwald Luft gemacht. Hässlich, ökologisch und ökonomisch ineffizient, schädlich für den Tourismus – Herrenknecht holte zur Generalabrechnung mit der Windkraft aus.

Am Ende der Anzeige forderte er die Leser auf, ihre Meinung zu sagen. Einige sind dem nachgekommen. Wir drucken auf dieser Doppelseite die Schreiben, die in unserer Redaktion eingegangen sind – links die Kritik, rechts die Zustimmung. Außerdem geben wir einen Überblick über die Fakten zum Thema Windenergie im Kreis und zeigen, wie es in nächster Zeit damit weitergehen könnte.

 

 

Reaktionen

Bei Martin Herrenknecht selbst seien rund 180 Rückmeldungen eingegangen, hieß es auf Anfrage aus der Pressestelle des Unternehmens, meistens E-Mails, aber auch einige Telefonanrufe. 80 Prozent hätten Zustimmung geäußert, doch es habe auch kritische Stimmen gegeben.

Auch im Ortenauer Landratsamt sorgte die Anzeige für Aufsehen, schließlich wird dort über die Bauanträge für Windräder entschieden. Landrat Frank Scherer sagte zu Herrenknechts Einlassungen auf Anfrage: »Dem Grunde nach sind wir inhaltlich mit Herrn Herrenknecht einer Meinung: Windenergie macht dort Sinn, wo weniger rechtliche Restriktionen bestehen und der Wind ordentlich bläst!« Für ihn gebe es keine starre Position für oder gegen die Windkraft. Wer aber die politisch beschlossene Energiewende will, komme an der Windkraft nicht vorbei. »Aber aufgrund der von ihr verbundenen Eingriffe in Natur und Landschaft, darf sie nur dort verwirklicht werden, wo der wirtschaftliche und damit auch der klimapolitische Nutzen gegenüber den Eingriffen überwiegt«, erklärte Scherer weiter. 

Es gelte in jedem Einzelfall ideologiefrei den Nutzen einer Anlage mit den beeinträchtigten Belangen, die immer auch von einer solchen Industrieanlage ausgehen, abzuwägen – nach diesen Maßgaben verfahre der Ortenaukreis schon seit Jahren. »Nicht umsonst beträgt die Dauer eines Genehmigungsverfahrens zwischen acht und 12 Monate. In dieser Zeit werden von bis zu 38 Stellen alle denkbaren Belange geprüft, vorgelegte Gutachten hinterfragt und Argumente für die Abwägungsentscheidung zusammengeführt.« Bei diesem Vorgehen gebe es auch Grenzfälle, die schwierig zu entscheiden seien oder wo das Landratsamt nicht das letzte Wort habe.

- Anzeige -

Dass Windkraft polarisiert, legt zudem das Ergebnis einer Umfrage auf Baden Online, der Nachrichtenplattform der Mittelbadischen Presse, vom Juni dieses Jahres nahe. Eine Mehrheit von 55 Prozent der 845 Teilnehmer sprach sich für mehr Windkraft im Kreis aus, 42 Prozent waren dagegen.
 

Hintergrund

Im Ortenaukreis drehen sich aktuell 39 Windräder von bis zu 200 Metern Höhe. Alle Anlagen zusammen haben nach Angaben des Landratsamts eine Leistung von 91 Megawatt. Zusammen könnten sie theoretisch den durchschnittlichen jährlichen Strombedarf von 60 000 Drei-Personen-Haushalten abdecken. Zuletzt gingen die vier Anlagen am Standort Rauhkasten/Steinfirst bei Gengenbach in Betrieb.

Demnächst soll der Bau von zwei Anlagen auf dem Nillkopf bei Fischerbach beginnen, nachdem das Landratsamt einem Antrag auf Sofortvollzug stattgegeben hat. Vier Parteien hatten die Windräder verhindern wollen und deshalb Widerspruch gegen die Erteilung der Betriebsgenehmigung eingelegt. Für 13 weitere Windräder an sieben Standorten liegen Bauanträge beim Landratsamt vor.
 

Perspektiven

Gibt es eine Obergrenze für die Zahl an Windrädern in der Ortenau? Mit dieser Frage konfrontierte die Mittelbadische Presse bereits im Juni den Ersten Landesbeamten des Landkreises, Nikolas Stoermer. Er sagte damals, dass es keine rechtliche Obergrenze für den Ausbau gebe. 

Aber: »Wir haben 2012 ausgerechnet, dass in der Ortenau rund 50 weitere Windräder laufen müssten, damit wir unseren Anteil zur Energiewende leisten.« Davon wurden zwischenzeitlich 24 realisiert. Und der Ausbau geht weiter.

 

Das meinen Leser zum offenen Brief von Herrenknecht

Weitere Artikel aus der Kategorie: Ortenau

Knacken die Offenburger noch die Marke von 1000 Teilnehmern beim Ortenau-Check?
vor 10 Stunden
Ortenau-Check
Am Sonntag endet der große Ortenau-Check. Sie haben also nur noch drei Tage Zeit, um für Ihre Heimat abzustimmen. Je mehr Bürger teilnehmen, desto aussagekräftiger wird das Ergebnis.
Ein riesiges Transparent mit der Aufschrift "Utilisez votre voix, use your voice, nutze Deine Stimme" wirbt derzeit am Europäischen Parlament in Straßburg für die Europawahlen, die vom 6. bis 9. Juni stattfinden – in Deutschland am Sonntag, 9. Juni.⇒Foto: Jean-Francois Badias/AP/dpa
vor 12 Stunden
Die Ortenau und das Elsass profitieren besonders
Die Europäische Union hat im Alltag der Bürger vieles verändert. In Grenzregionen wie etwa der Ortenau und dem Elsass ist Europa besonders deutlich spürbar. In der zweiten Folge unserer Serie zur Europawahl gibt es einen Überblick über wichtige Entwicklungen.
vor 14 Stunden
Ortenau
Nach der tödlichen Attacke in einer Schule läuft nun der Prozess gegen den mutmaßlichen Schützen. Wegen des Jugendschutzes gelten strenge Regeln.
Regen, Hagel, Eis und Graupel waren die Gründe für zahlreiche Unfälle auf der A5 am Mittwochabend. Laut Polizei entstand so ein Schaden in Höhe von über 150.000 Euro.
vor 15 Stunden
Autobahn zeitweise gesperrt
Zu zahlreichen Verkehrsunfällen wegen Regen, Eis und Hagel ist es am Mittwochabend auf der A5 gekommen. Zeitweise musste die Autobahn auf Höhe Appenweier gesperrt werden. Die Polizei spricht von einem Schaden von über 150.000 Euro.
Vor ihrem Wahlkampf-Auftritt in Neuried war Marie-Agnes Strack-Zimmermann bei der Mittelbadischen Presse in Offenburg zu Gast.
vor 16 Stunden
Interview mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann
Im Interview spricht die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses und FDP-Spitzenkandidatin für die Europawahl über unsere Sicherheit. Sie sagt, knicken Deutschland und Europa bei der Unterstützung der Ukraine ein, wird Putin weitere Länder angreifen.
Auch in der Offenburger Innenstadt war die Polizei beim Sicherheitstag verstärkt präsent: Dort lag ein Fokus auf Fahrradfahrern, die etwa für das Tragen eines Helms sensibilisiert und zum Diebstahlschutz informiert wurden.
vor 17 Stunden
Schon der siebte Sicherheitstag
Das Polizeipräsidium Offenburg hat am Mittwoch ab 6 Uhr am Morgen einen Sicherheitstag auf die Beine gestellt. Mit verschiedenen Aktionen soll das Sicherheitsgefühl der Bürger gestärkt werden.
17.04.2024
Offenburg
Nach den tödlichen Schüssen an der Waldbachschule in Offenburg im November beginnt die Verhandlung am Donnerstag, 18. April, gegen einen 15-jährigen Schüler unter anderem wegen Mordes.
Ein Dachdecker verlegt sogenannte Biberschwänze auf einem großen Hausdach. Die Lage der Handwerksbetriebe stagniert laut Handwerkskammer Freiburg auf niedrigem Niveau.
17.04.2024
Handwerkskammer Freiburg legt Zahlen für erstes Quartal vor
Betriebe sind unzufrieden mit ihrer Auftragslage und den Umsätzen. "Der Stagnation auf niedrigem Niveau muss etwas entgegengesetzt werden", so Christof Burger, Vizepräsident der Handwerkskammer Freiburg
Wenn viel Schnee fällt, muss der Räumdienst gut geplant sein. Sensoren helfen mancherorts in der Ortenau, die Abläufe einfacher zu machen.
17.04.2024
Offenburg und Lahr setzen Sensoren ein
Schnee und Glätte automatisch erfassen: Mit Sensoren hält die Digitalisierung auch im städtischen Winterdienst zunehmend Einzug. Weniger Kontrollfahrten dank Wetterstationen.
Ein Teil der Beute, den die Ermittler der Polizei im Versteck der Diebe gefunden haben. 
17.04.2024
Duo in Haft
Bei einem Wohnungseinbruch im Januar ist der Polizei die Festnahme zweier Einbrecher auf frischer Tat gelungen. Die Täter sind für zahlreiche Diebstähle auch in der Ortenau verantwortlich. Nun sucht die Polizei nach den Besitzern der Schmuckstücke.
Online-Betrug: Um eine Wohnung besichtigen zu können und auf Platz eins der Bewerberliste aufzusteigen, sollte ein Mann aus dem Raum Lahr 5.700 Euro vorab bezahlen.
17.04.2024
Lahr
Ein außergewöhnlich günstiges Inserat aus dem Raum Lahr auf einer Immobilienplattform hat sich für einen Mann als Betrugsmasche herausgestellt. Er blieb jedoch skeptisch und informierte die Polizei.
Die B28 ist im Bereich des Oberkircher Tunnels in Richtung Appenweier nach einem Unfall gesperrt.
17.04.2024
Oberkirch
Nach einem Unfall ist der Oberkircher Tunnel in Richtung Appenweier gesperrt. Ein LKW hat dort etwa 70 Sprudelkästen verloren.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".