Zahl der Windräder hat sich in zwei Jahren verdoppelt

Windkraft in der Ortenau, wie hier auf der Hornisgrinde, ist nach wie vor ein Konfliktthema. ©Matthias Heidinger
Die Windkraft in der Ortenau boomt. Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Zahl der Anlagen mehr als verdoppelt, von 16 auf 35. Der Ausbau geht weiter, trotz der Probleme an manchen geplanten Standorten. Die Mittelbadische Presse gibt den Überblick.
Manchmal hängt alles an einem Haufen Kot und ein paar Federn des Auerhuhns. Die haben Mitarbeiter der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) Freiburg vergangenes Jahr just dort gefunden, wo Badenova drei Windräder bauen wollte: am Gütschkopf bei Oberwolfach. Für die FVA ist der Fall klar: In der Gegend brüten Auerhühner, die Anlagen dürfen nicht gebaut werden. So sah es auch das Regierungspräsidium Freiburg. Derzeit prüft das Landratsamt, doch das Projekt könnte vor dem Aus stehen.
Trotz solcher Naturschutzprobleme, trotz Protesten von Anwohnern und Klagen über Lärm und Schattenwurf an anderen Standorten: Der Ausbau der Windkraft hat sich in der Ortenau stark beschleunigt. Aktuell drehen sich im Landkreis 35 Windräder mit insgesamt knapp 80 Megawatt Leistung. Vor zwei Jahren waren es noch 16 Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 25 Megawatt.
Neue sollen bald dazukommen. Derzeit werden die vier Anlagen auf dem Rauhkasten/Steinfirst bei Gengenbach fertiggestellt. Weitere Windräder seien derzeit nicht im Bau, erklärt Kai Hockenjos, Sprecher des Landratsamts. Mit dem Bau der zwei Anlagen der Bürgerwindrad Nillkopf GmbH auf den Gemarkungen Fischerbach und Unterharmersbach konnte laut Hockenjos wegen eingelegter Widersprüche noch nicht begonnen werden.
Zwei neue Pläne
Für fünf weitere Standorte mit insgesamt acht Windrädern liegen beim Kreis Anträge vor: den Windpark Oppenau, den Windpark Gütschkopf bei Oberwolfach, den Windpark Steigers Eck bei Hornberg-Reichenbach, eine Anlage Am Pilfer auf der Gemarkung Gutach/Kirnbach und eine am Standort Falkenhöhe bei Hornberg. Kenntnis habe das Landratsamt davon, dass Planungen für vier Anlagen im Bereich Hohen Lochen auf der Gemarkung Oberwolfach/Hausach und für eine im Bereich Kallenwald bei Seelbach im Gange sind.
Nicht immer dürfte es bei künftigen Projekten friedlich zugehen. Windräder polarisieren die Ortenauer, seit sich im Jahr 1994 die ersten auf der Hornisgrinde zu drehen begannen. Daran hat sich nichts geändert, wie eine Umfrage auf bo.de, dem Nachrichtenportal der Mittelbadischen Presse, nahelegt: 55 Prozent der 845 Teilnehmer sprachen sich für mehr Windkraft im Kreis aus, 42 Prozent dagegen.
Nikolas Stoermer, Erster Landesbeamter des Ortenaukreises, hält den Ausbau für einen Erfolg. »Mit den derzeit 35 Anlagen in Betrieb und den vier neuen bei Gengenbach können wir 60 000 Haushalte mit Windkraftstrom versorgen, das sind immerhin knapp 180 000 Einwohner.« Aber er schränkt ein: »Die konfliktarmen Standorte wurden mittlerweile realisiert. Jetzt kommen die Standorte, die tendenziell mehr Konflikte verursachen. Sowohl der Planungsaufwand für die Antragsteller als auch der Prüfungsaufwand für das Landratsamt wird bei diesen Standorten deutlich höher.« Ein Genehmigungsverfahren dauert. Der Vorlauf von der ersten Kontaktaufnahme des Interessenten bis Antragseingang beim Landratsamt kann bis zu zwei Jahre betragen. »Das sich anschließende Genehmigungsverfahren dauert durchschnittlich neun bis 12 Monate«, so Stoermer.
Keine rechtliche Grenze
Und wo liegt die Obergrenze für den Ausbau der Windkraft? Eine rechtliche Obergrenze gebe es nicht. Aber: »Wir haben 2012 ausgerechnet, dass in der Ortenau rund 50 weitere Windräder laufen müssten, damit wir unseren Anteil zur Energiewende leisten. Davon wurden zwischenzeitlich 20 realisiert.«