Zu Weihnachten eine Niere als Geschenk
Als Julian Hertweck aus Achern 14 Jahre alt war, hörten seine Nieren plötzlich auf zu arbeiten. Mehrere Jahre war er in der Freiburger Uni-Kinderklinik in Behandlung. Für die Klinik bittet die Leser-helfen-Aktion der Mittelbadischen Presse um Spenden.
Achern. Julian Hertweck geht es gut, richtig gut. »Ich hatte den schönsten Sommer meines Lebens«, erzählt der junge Mann und strahlt dabei über das ganze Gesicht. »Eigentlich habe ich erst dieses Jahr so richtig begonnen zu leben«, fügt er nachdenklich hinzu.
Seit Weihnachten 2010 hat Julian eine neue Niere. Dreieinhalb Jahre hat es gedauert, bis er die durch seine Gesundheit neu gewonnene Freiheit richtig zu nutzen lernte. »Ich hatte eine Art Blockade, war eher Einzelgänger und saß immer daheim«, schildert er sein früheres Leben. Ob dieses Leben mit angezogener Handbremse etwas mit seiner Nierenkrankheit zu tun hatte oder nicht, kann er nicht sagen. Sei auch egal, schließlich gehe es ihm jetzt so richtig gut.
Das war nicht immer der Fall. Als Julian acht Jahre alt war, erkrankte er an einer Harnleiterinfektion und wurde an der Harnröhre operiert. Infolge dieser Infektion stellten seine Nieren die Entwicklung ein. »Es kann auch sein, dass eine familiäre Veranlagung Mitgrund für die Erkrankung ist, denn mein Vater hatte Schrumpfnieren. So richtig verstanden habe ich die Ursache nie«, berichtet Julian Hertweck.
Bis er 14 Jahre alt war, arbeiteten seine Nieren weiter, dann stellten sie ihren Dienst plötzlich ein. Wegen eines Magen-Darm-Infekts war er zum Arzt gegangen, der wies ihn gleich ins Krankenhaus ein. Der Leidensweg begann.
Um die Funktion der Nieren zu ersetzen, nämlich das überschüssige Wasser aus dem Körper und die Giftstoffe aus dem Blut zu entfernen, wurde Julian Hertweck ein Katheter in die Bauchhaut eingenäht, um damit nachts eine Bauchfelldialyse durchzuführen.
Bauchfell umspült
Dabei wird über den Katheter eine Spüllösung eingelassen, die das Bauchfell umspült und die Giftstoffe aus dem Blut schwemmt. »Das erste Jahr war eine Katastrophe«, erzählt der heute Zwanzigjährige. Der Katheter war verstopft, musste gesäubert und ausgetauscht werden.
Fünf Operationen hat Julian im Jahr 2009 über sich ergehen lassen müssen. Im zweiten Jahr ging es besser, allerdings erkrankte er mehrfach an Bauchfellentzündungen und musste immer wieder stationär in der Uniklinik bleiben. Am 23. Dezember 2010 – Julian war gerade nach einem Aufenthalt im Krankenhaus wieder zu Hause angekommen – klingelte das Telefon: »Sie müssen sofort kommen. Wir haben eine Niere«, lautete die Botschaft. Um 24 Uhr lag Julian bereits im OP – zu Weihnachten gab es eine neue Niere.
»Nach der Transplantation ging es mir so richtig dreckig. So etwas wünsche ich keinem«, berichtet Julian über seine Zeit auf der Intensivstation. Aber er hatte großes Glück: Die Niere funktionierte vom ersten Tag an prächtig. Julian muss zwar Medikamente nehmen, ansonsten führt er aber ein völlig normales Leben.
Dass er ein fremdes Organ in sich trägt, bereitet ihm keine Probleme. »Ich habe mir im Vorfeld viele Gedanken gemacht. Ich dachte, das sei komisch für mich, aber das ist es nicht« sagt er. Geholfen habe ihm auch ein Seminar mit anderen nierenkranken Jugendlichen: »Dort habe ich viele nette Leute kennengelernt und das hat mir die Angst genommen.«
Gerade hat Julian sein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Tagesstätte für Demenzkranke abgeschlossen, jetzt laufen Bewerbungsgespräche für eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten. Für seine Zukunft wünscht sich Julian Gesundheit und dass es einfach so bleibt, wie es gerade ist. »Ich genieße mein Leben in vollen Zügen«, sagt er.