»Unser Planet ist nicht reparabel«
Ein fulminantes Theaterprojekt der sechsten Klassen der Klosterschulen über den desaströsen Zustand des blauen Planeten feierte Premiere in der Reithalle.
»Lernen in einer besonderen Form – mit Hand und Herz«, so nannte der Direktor der Klosterschulen Wilfrid Arens die Grundidee des »Jahrgangsprojektes«, eine Theateraufführung, die die gesamte Klassenstufe sechs schulartübergreifend – also Gymnasium und Realschule –ein halbes Jahr lang vorbereitet hatte. Und jede Schülerin konnte ihre Talente und Fertigkeiten einbringen. Mit der Betreuung vieler Lehrer entwickelten die Mädchen alles selbst: Idee, Text, Musik, Kostüme, Bühnenbild, Choreographie, Musik – und das »mit Hand und Herz«. Was dabei herauskam, bescherte dem Publikum in der bis auf den letzten Platz besetzten Reithalle einen kurzweiligen Abend.
»Alien« ist so abgelenkt vom blauen Planeten, dass er eine Bruchlandung mit seinem Raumschiff in Afrika hinlegt. »Alien« und sein Freund, der Pilot, erfahren die Gastfreundschaft der Afrikaner. Diese aufwendigen Rollen wurden im Lauf des Stücks von mehreren Schülerinnen gespielt. Dann wird »Alien« auf einen Missstand aufmerksam: Die afrikanischen Frauen und Mädchen verbringen die meiste Zeit damit, Wasser kilometerweit herbeizuschaffen, statt eine Schule zu besuchen. Ein Brunnenbau wäre die Lösung.
»Rettet unsere Luft«
Danach zeigen Tempeltänzerinnen und buddhistische Mönche in orangenen Gewändern, dass sich die Zuschauer in China befinden. Asiens Kultur ist atemberaubend! Mit sarkastischem Witz haben die Schülerinnen die Idylle konterkariert, auch durch einen Protestzug, der sich gegen die Umweltverschmutzung in den Städten lautstark positioniert: »Rettet unsere Luft!« Ein Mönch erklärt, dass er nur als Mönch Bildung erhalten konnte. So bewahrten ihn seine Eltern vor Kinderarbeit. Selbst die paradiesische Südseeinsel, mit gekonnten Hula-Tänzen ist vom Plastikmüll verschmutzt: Die blauen Wellen der Kulisse sind durchsetzt von allerlei Müll, der oft aus Europa stammt. Südamerikanische Rhythmen, schwungvolle Tänze – und Motorsägengeräusche sowie verschreckte Affen. Südamerika und der sterbende Regenwald, auch ein trauriges Kapitel des blauen Planeten! Putzig ist eine Szene mit Pinguinen in der Antarktis, aber auch sie klagen über ihre Not mit dem schwindenden Eis.
Der zunehmend illusionslose »Alien« und sein Pilotenfreund wähnen sich richtig in Europa, das nur so strotzt von Passanten, die sich an Kaffee aus Plastikbechern, Kunststofftrinkhalmen und anderen umweltschädigenden Artikeln ergötzen. Großartig ist die musikalische Inszenierung: Leicht zerrissen sind bekannte Nationalhymnen, eine Abwandlung der »Blauen Donau« und die Europahymne.
Mitreißender Appell
Den Abschluss bildet ein mitreißender Appell zu sorgsamerem und bedachtem Umgang mit dem »blauen Planeten«, der nun einmal nicht reparabel ist.
Diese Inszenierung war über ein halbes Schuljahr von den 150 Schülerinnen der Klassen sechs vorbereitet worden. Zusammen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern hatten die Mädchen ihrer Kreativität, ihrem mimischen, musikalischen und tänzerischen Können Freiraum geben können.
Lehrerin Corina Haß hatte die Koordination der diversen Aktivitäten, die Gestaltung der Kostüme und der Maske inne, Elias Errerd die Bühnenbilder, Cathrin Seigel, Anika Roth und Martin Ritter leiteten die Theatergruppe und die Textformulierer an, Anna Schmidt und Nadine Wagenhäuser die Tanzgruppen, Alexandra Burkart die Akrobatik-Gruppe, Sebastian Klemm und Holger Kelsch das Orchester und den Chor. Christian Seitz und Hausmeister Herbert Braun sorgten für die aufwendige Technik mit Licht und Ton.
Das Ergebnis riss die Zuschauer vom Stuhl: Die 150 Aktricen und ihre Lehrer wurden von den Zuschauern mit einer wahren Flut von Applaus bedacht.