Schwaibacher erhält Auszeichnung beim Deutschen Flößertag

(Bild 1/2) Erinnerungsfoto vor dem Münchener Liebfrauendom (von links): Martin Spreng (Vorsitzender der Deutschen Flößereivereinigung), Klaus Menk und Klaus Grobholz (beide Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen) sowie Sibylle Schilli-Geiger (Gengenbach). ©Thomas Reizel
Die Deutsche Flößereivereinigung hatte zum 33. Flößertag in die bayerische Landeshauptstadt München eingeladen. Organisiert hatte ihn der Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen. Im Pschorr-Keller am Viktualienmarkt fand die Hauptversammlung statt, bei der Vorsitzender Martin Spreng acht Gründungsmitglieder ehrte, darunter auch Konrad Schilli aus Schwaibach.
Die Würdigung nahm stellvertretend für ihn seine Tochter Sibylle Schilli-Geiger entgegen. „Konrad hat sich Jahren sehr für die Flößerei eingesetzt“, lobte Martin Spreng dessen leidenschaftliches Engagement, nicht nur für das Gengenbacher Flößerei- und Verkehrsmuseum. Sein Rat und Ideenreichtum seien auf Bundesebene immer sehr geschätzt gewesen. Für den Schwarzwald gab es eine weitere wichtige Nachricht. Thomas Kipp aus Schiltach ist als Beisitzer im bundesdeutschen Vorstand wiedergewählt.
200 Teilnehmer dabei
Rund 200 Mitglieder deutscher Flößereivereinigungen waren nach München gereist. Sie erlebten einen Empfang im großen Sitzungssaal des Rathauses. Verena Dietl (dritte Bürgermeisterin) freute sich, dass dieser Raum „so voll“ ist und hob die Bedeutung der Flößerei auf Loisach und Isar für München hervor, nicht nur für Waren-, sondern auch für Personentransporte. In Spitzenzeiten landeten bis zu 11.000 Floße pro Jahr in Thalkirchen an.
Ohne die Flößerei hätte es auch den Liebfrauendom nicht gegeben, das Wahrzeichen Münchens. 147 Holz- und Materialtransporte waren für den Bau notwendig. Für Erheiterung sorgte Verena Dietl, als sie erklärte, dass auf Floßen auch Bier aus Bad Tölz nach München kam, weil es dort in heißen Sommern knapp wurde. „Da wäre was losgewesen, wenn das ausgegangen wäre!“
Auch die Landesregierung ließ es sich nicht nehmen, die Flößergesellschaft in der Residenz am Odeonsplatz zu empfangen. Alexander Voitl, Ministerialdirektor im bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat, betonte den Stellenwert der Flößerei und das Engagement der Landesregierung, dieses auch zu würdigen. So habe sie es schon vor vielen als bayerisches Kulturerbe eingestuft.
Bier und Goaßlschnalzer
Natürlich wurde auch die Kameradschaft gepflegt. So gab es Abende im Augustinerkeller mit Schuhplattlern und Goaßlschnalzern, deftigen Gerichten und viel Bier. Auch im Augustiner-Stammhaus sowie einem Saal des Münchner Hofbräuhauses ging es hoch her. Dort erlernten die Gäste die Grundzüge des bayerischen Polka-Tanzens bei entsprechender Live-Musik. Bei einer Stadtrundfahrt erfuhren die Flößerinnen und Flößer viel über die Landeshauptstadt, sie besichtigten die Thalkirchener Floßlände und eine Wallfahrtskirche. Zum Abschluss nahmen alle an einem Gottesdienst mit Kardinal Reinhard Marx im Liebfrauendom teil. Der nächste deutsche Flößertag findet 2023 in Reinhardshagen (Weser) statt, im Jahr darauf in Lechbruck im Ostallgäu.
Die Flößerei brachte Wohlstand
Das Alte Testament
(1 Kön 5,23 EU) erwähnt, dass der König von Tyros Zedern- und Tannenholz in Form von Flößen übers Mittelmeer an König Salomo lieferte. Steigende Bevölkerungszahlen Ende des Mittelalters und der Schiffbau führten zu einer Holznot. Die Flößerei erhielt mit der Industrialisierung einen Aufschwung bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, weil das Wegenetz ja noch nicht ausgebaut war. Eisenbahn und Lkw bedeuteten das Ende. 2014 wurde die Flößerei in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Deutschland aufgenommen und steht vor der weltweiten Aufnahme der Unesco.