Abzocke in den USA

Die Tricks der Mietwagen-Firmen

prz
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14. Juni 2022
Mietwagen-Anbieter gibt es zuhauf – ihre Leistungen braucht man nicht immer.

Mietwagen-Anbieter gibt es zuhauf – ihre Leistungen braucht man nicht immer. ©Foto: imago/ZUMA Wire

Elektronische Transponder, Highway-Maut, Bezahlung per Nummernschild – als Tourist in den USA tappt man schnell in eine Falle und zahlt am Ende mehr, als nötig. Wir erklären, wie es günstiger geht.

Die Reise nach Miami war anstrengend. Elf Stunden Flug, Passkontrolle, Gepäckband. Jetzt nur noch schnell den Mietwagen abholen, und dann ins Hotel. „In Florida gibt es so viele Mautstraßen“, seufzt die Dame am Schalter. „Zum Glück haben unsere Fahrzeuge alle einen Transponder, mit dem die Gebühren automatisch beglichen werden.“ Kann man nicht auch bar zahlen? Die Mitarbeiterin lacht. „Heute ist doch alles elektronisch. Da wird Ihr Auto fotografiert, klick, klick, klick, und das Nummernschild gespeichert.“

Jetzt wäre der Moment, energisch zu widersprechen. Doch die meisten Urlauberinnen und Urlauber bemerken nicht einmal, dass ihnen gerade etwas aufgeschwatzt wird. Elektronische Transponder, Highway-Maut, Bezahlung per Nummernschild: „Bedenken Sie, dass hohe Strafen anfallen, wenn Sie die Maut nicht richtig bezahlen“, warnt die Mitarbeiterin, bevor sie den Vertrag überreicht. Am Ende unterschreiben fast alle.

Erst später wird klar, welche Leistung man da eigentlich gebucht hat: Die Verleihfirma berechnet eine Pauschale für alle Mautgebühren, die während des Mietzeitraums anfallen könnten. In diesem Fall: 59,95 Dollar pro Woche. Bei einem dreiwöchigen Aufenthalt kommen also automatisch 180 Dollar zusammen, selbst wenn man keine einzige Mautstraße nutzt. Das ist doppelt ärgerlich, weil Leihautos in den USA sowieso schon extrem teuer sind: Laut ADAC haben sich die Preise in der Pandemie um bis zu 70 Prozent erhöht. Drei Autowochen in Florida kosten selbst in der günstigsten Kategorie um die 1000 Dollar – mehr als der komplette Flug.

Was die Maut angeht, haben Mietwagenfirmen zumindest in einem Punkt recht: Viele Highway-Betreiber wollen Personalkosten sparen und stellen deshalb zunehmend auf elektronische Bezahlung um. „Die automatischen Systeme sollten das Reisen eigentlich billiger machen“, sagt Charles Leocha, Vorsitzender der Verbraucherorganisation Travelers United. „Leider ist das Gegenteil der Fall. Oft scheint es geradezu unmöglich, die Maut richtig zu bezahlen.“

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Hinzu kommt, dass je nach Region höchst unterschiedliche Regelungen gelten: In manchen Bundesstaaten (wie Florida) ist der Anteil von Mautstraßen recht hoch, in anderen gibt es nur wenige oder gar keine. Auch stehen fast immer Alternativen zur Verfügung: Nebenstraßen, auf denen zwar mehr los ist, die aber nichts kosten. All das wissen viele Reisende jedoch nicht, wenn sie übermüdet aus dem Flugzeug steigen. Die Mietwagenfirmen haben mit ihren „Angeboten“ leichtes Spiel.

Bislang ist die große Aufregung darüber ausgeblieben, jedenfalls von deutschen Touristen. Der ADAC erklärt, dass ihm keine diesbezüglichen Beschwerden vorlägen. Die Mietwagenportale „Sunnycars“ und „Billiger-Mietwagen.de“ äußern sich ähnlich. Ganz anders in den USA, wo das Ärgernis schon länger bekannt ist. In der „New York Times“ berichtet ein Journalist von seiner siebentägigen Reise durch Kalifornien, bei der er über 80 Dollar für den Mauttransponder blechen musste – obwohl die eigentliche Maut nur 8,20 Dollar betrug. In Texas erhielt ein Mann eine Rechnung von 102 Dollar von seiner Autovermietung – bei einer realen Maut von 9,96 Dollar.

In Florida ist die Generalstaatsanwaltschaft gegen derartige Tricks vorgegangen: 2019 kam es zu einem Vergleich, bei dem der Autovermieter Dollar-Thrifty 330 000 Dollar bezahlte. Auch musste er sich verpflichten, Kundinnen und Kunden künftig besser über etwaige Gebühren zu informieren. „Seitdem ist es auch mit den anderen Firmen zumindest etwas besser geworden“, sagt ein Mitarbeiter von Florida’s Turnpike, dem mit 426 Kilometer längsten gebührenpflichtigen Highway des Bundesstaates. „Die meisten Touristen fahren sowieso nur einmal ins Disney World und zurück. Da sind die teuren Flatrates völlig unnötig.“

Nummernschild wird während der Fahrt auf der Mautstraße fotografiert

Auf offizielle Anfragen reagierte der Highway-Betreiber nicht. Auf dessen Website (www.floridasturnpike.com) können Interessierte jedoch selbst ausrechnen, was eine bestimmte Strecke kostet. Ein Beispiel: Wer in Miami ankommt und bis Orlando fährt, zahlt für die 370 Kilometer lange Strecke rund 25 Dollar.

Der Berechnung zugrunde liegt ein Verfahren namens „toll by plate“ oder „pay by plate“. Dabei wird das Nummernschild während der Fahrt auf der Mautstraße fotografiert. Die Rechnung leitet die Autovermietung später an die Nutzer weiter, zuzüglich einer Bearbeitungsgebühr. In der Regel ist diese deutlich günstiger als eine Flatrate.

Empfehlungen und Tipps

Pass
 Verbraucherschützer Charles Leocha empfiehlt: „Die beste Lösung für Europäer ist es, sich selbst einen ,Sun Pass‘ im Supermarkt, in der Drogerie oder an der Tankstelle zu kaufen“, sagt Leocha. Mit „Sun Pass“ ist der elektronische Transponder gemeint, den man in Florida, Georgia und North Carolina nutzen kann (in anderen Bundesstaaten gibt es ähnliche Systeme). Es handelt sich um das gleiche Gerät, das auch die Mietwagenfirmen nutzen – nur dass es deutlich günstiger ist. Wer an einer Raststätte einen „Sun Pass“ kauft, zahlt fünf Dollar dafür. Nach der Registrierung wird die Maut streckengenau per Kreditkarte abgebucht. Wo genau die Geräte erhältlich sind, listet die „Sun Pass“-Website auf.

Flatrate
Wenn Geld keine Rolle spielt, kann also eine Flatrate die beste Wahl sein. Oder man sperrt mautpflichtige Straßen im Navi ganz. Dann dauert die Fahrt womöglich länger, aber die Reisekasse dankt es.

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