Heiko Hauser

Ehrenamt bei den Johannitern in Stuttgart

red
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01. Dezember 2021
Etwas sinnstiftendes Tun, für sich und für andere, sich und seine Ideen einbringen, helfen, Gemeinschaft erleben - das sind einige der Bewegründe für das ehrenamtliche Engagement bei den Johannitern in Stuttgart.

Etwas sinnstiftendes Tun, für sich und für andere, sich und seine Ideen einbringen, helfen, Gemeinschaft erleben - das sind einige der Bewegründe für das ehrenamtliche Engagement bei den Johannitern in Stuttgart. ©Foto: Shutterstock/UschiDaschi

„Bei uns zählt der Mensch“, sagt Heiko Hauser von den Johannitern in Stuttgart. Ein Interview anlässlich dem Tag des Ehrenamts am 4. Dezember, das zeigt, wie wichtig ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, deren Engagement und Begeisterung sind.

Stuttgart - Heiko Hauser ist ehrenamtlicher Regionalvorstand bei den Stuttgarter Johannitern. Er coacht, hört zu, gibt Impulse und packt selbst mit an, wenn es notwendig ist. Am 4. Dezember ist Tag des Ehrenamtes. Anlass genug, dem Regionalvorstand ein paar Fragen zu stellen: Wie verändert sich Ehrenamt? Warum ist es wichtig? Was gibt es einem zurück?

Herr Hauser, seit Jahren begleiten Sie aktiv das Ehrenamt. Welche Veränderungen zeichnen sich ab?

Die Pandemie hat uns dazu gezwungen, mit viel weniger direkten sozialen Kontakten zu leben. Vieles fand nur noch digital statt. Selbst unsere Kinder verabredeten sich virtuell. Das geht nicht spurlos an Menschen vorbei. Auch nicht am Ehrenamt. Gerade für die Ehrenamtlichen ist ein persönlicher Austausch mit regelmäßigen Fortbildungen oder Helferabenden wichtig. Das ist alles weggefallen. Das Risiko für das Ehrenamt ist dabei, dass sich viele durch die Lockdowns neue Hobbys suchten, die sie unabhängig von sozialen Kontakten machen konnten. Die Chancen sehe ich im Sinn und in der Gemeinschaft, die ein Ehrenamt gibt. Gemeinschaftliches Handeln, Lernen, gemeinsame Zeit. Punkte, die für viele heute einen viel größeren Stellenwert haben wie noch vor der Pandemie.

Wie gehen die Johanniter mit der Veränderung um?

Wir investieren vor allem in gemeinsame Zeit. Zeit, die wir zum Austausch brauchen. Die genutzt wird, um Helfer zu informieren. In der Netzwerkarbeit stattfindet. In der kreative Ideen entwickelt werden - für die Gegenwart und für die Zukunft.

Wie nutzt das Ehrenamt den gesellschaftlichen Wandel?

Schon seit jeher prägt uns eine Denkweise: Wir finden die Lücke der gesellschaftlichen Angebote und wollen diese schließen. Menschen brauchen Interaktion mit anderen. Austausch, zusammen sein, Gemeinschaft. Auch die Digitalisierung ändert das nicht. Wir möchten sie uns zu Nutze machen. Hier gilt es, die jeweils aktuellen Lücken zu finden und sie mit innovativen, bedürfnisorientierten Ideen zu schließen. Viele entdeckten das Fahrradfahren wieder für sich. Wer also sein Hobby mit einer lebendigen Gemeinschaft und einer sinnstiftenden Tätigkeit verbinden möchte, ist herzlich willkommen. Andere nutzten die Zeit, um sich mit Literatur und Geschichte auseinanderzusetzen. Es gibt eine Johanniter-Historiengruppe, die genau das zum Leben erweckt.

"Wir leben nach dem Motto: Lass es uns probieren!", sagt Heiko Hauser, ehrenamtlicher Regionalvorstand bei den Stuttgarter Johannitern, im Interview.

 

Warum ist Ehrenamt für unsere Gesellschaft wichtig?

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Ehrenamt ist eine Art der Selbstentfaltung. Es ist ein Hobby mit Menschlichkeit. Bei uns geht es um Werte wie Gemeinschaft und Nächstenliebe. Gerade die Pandemie zeigte, wie wichtig diese Werte sind. Wer sich für ein Ehrenamt entscheidet, der möchte Zeit schenken, um unsere Gesellschaft aktiv zu gestalten.

Herr Hauser, was bekommen Ehrenamtliche nur bei den Johannitern?

Eine über 900-jährige Tradition beim zeitgemäßen Helfen! Wir geben Ehrenamtlichen eine Heimat, in der sie sich entfalten dürfen. Wir planen keine Einheit und stülpen diese jemandem über. Bei uns entstehen die Angebote durch die Lücke, die jemand entdeckt und schließt. So ist auch das Kriseninterventionsteam (KIT) entstanden. Es wurde erkannt, dass sich bei schweren Situationen nur um die direkten Opfer gekümmert wurde. Angehörige oder Zuschauer wurden viel zu wenig beachtet. Es können hier aber auch schwere psychosoziale Notfälle entstehen, etwa wenn ein Familienvater reanimiert wird und die Frau im Wohnzimmer alles mitbekommt. Dafür wurde das KIT gegründet. Sie kommen nur für die Angehörigen und geben Beistand. Ein Ehrenamt, das man nicht am Reißbrett planen und niemandem überstülpen kann. Wir sind offen für Neues. Wer einen Bedarf sieht und uns von der Idee begeistert, den unterstützen wir und dem bieten wir eine Heimat. Wir leben nach dem Motto: Lass es uns probieren!

Was ziehen Sie aus Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit?

Ich spende Zeit. Zeit, die ich für etwas Sinnvolles einsetzen darf. Ich bin davon überzeugt, ein glückliches Leben besteht aus Vielfalt. Damit meine ich auch Vielfalt in den Bausteinen eines Lebens. Dazu gehören Familie, Freunde, Beruf, Hobby und für mich auch Ehrenamt. Wenn viele dieser Bausteine aktiv sind und eines davon in Schwierigkeiten gerät, kann noch aus den anderen Energie gezogen werden. Sind zu wenig aktiv, gerät ein Mensch leichter in Schieflage.

Wo sehen Sie das Ehrenamt der Johanniter in fünf Jahren?

Ich sehe eine tolle Gemeinschaft aus inspirierenden Menschen, die konkret etwas bewegen wollen. Was für Angebote das sein werden, das kann ich heute noch nicht sagen. Das wäre gegen unsere Philosophie. Wir versuchen Lücken mit zeitgemäßen Angeboten zu schließen. Immer entwickelt von den Menschen, die vor Ort sind.

Welche Art von Mensch passt perfekt zu den Johannitern?

Grundsätzlich jeder Mensch, der Gemeinschaft wünscht. Der unsere Werte leben möchte. Unsere Hilfsorganisation richtet sich an alle Menschen gleich welcher Religion, Nationalität und Kultur. Als Johanniter gestalten wir unsere Gesellschaft mit. Bei uns zählt der Mensch! Die Motivation und die Begeisterung sind uns wichtig.

Die Johanniter sind ständig auf der Suche nach neuen Helden - alle Informationen gibt es hier!

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