Flüchtlingsrettung

Ein Schiff soll kommen

Paul Kreiner
Lesezeit 3 Minuten
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24. Januar 2020
Der EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm.

Der EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm. ©Foto: dpa/Wolfgang Kumm

Die Evangelische Kirche in Deutschland sieht ihr Mittelmeer-Projekt auf gutem Weg. Die massiven Drohungen gegen ihn, so EKD-Ratschef Heinrich Bedford-Strohm, stecke er weg.

München - Zweihundertfünfzig Bündnispartner, 2500 Spender – die Evangelische Kirche in Deutschland sieht ihr Projekt zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer auf gutem Weg. So lässt es der bayerische Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohmam Donnerstag im Münchner Presseclub durchblicken. „Wir schicken ein Schiff“, heißt die im Herbst lancierte Idee; und ganz konkret auf die „Poseidon“ haben die Initiatoren des Bündnisses „United4Rescue“ ein Auge geworfen. Das bisherige Forschungs- und Expeditionsschiff, derzeit im Eigentum der Landesregierung Schleswig-Holstein, wird demnächst meistbietend verkauft. Bedford-Strohm sagte: „Da können wir inzwischen mitbieten.“

„Wir können Menschen nicht aus politischen Gründen oder zur Abschreckung ertrinken lassen“, sagte Bedford-Strohm; und weil die staatlich organisierte Seenotrettung eingestellt sei, wolle das aus zumeist kirchlichen Partnern – evangelischen wie katholischen – geformte Bündnis die private Rettung unterstützen. Mit der konkreten Arbeit soll die einschlägig erfahrene Organisation „Sea Watch“ beauftragt werden: „Wir selbst sind ja keine Reeder.“ Die Drohungen – auch mit Mord –, die er im Internet bereits für seine Initative erhalten hat, steckt der Landesbischof nach eigenen Worten weg: „Ich kann gut damit leben, dass ich Hassfigur bin in bestimmten Kreisen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich an einem Herzinfarkt sterbe, ist bei meiner Art zu leben größer.“

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Ausdrücklich unterstützt Bedford-Strohm darüber hinaus die Initiative, der sich mittlerweile auch deutsche Landespolitiker sowie etwa 120 Städte und Gemeinden angeschlossen haben, nämlich Kinder aus überfüllten und desaströsen griechischen Flüchtlingslagern nach Deutschland zu holen: „Wir haben die Kapazität, das Personal, die Hilfsbereitschaft“, sagte der EKD-Vorsitzende: „Und wenn mir einer bei einem bundesdeutschen Haushaltsüberschuss von 19 Milliarden Euro sagt, das koste zu viel, dann werde ich ärgerlich.“ Deutschland sei „mit Wohlstand gesegnet wie noch nie“, sagte Bedford-Strohm.

Zölibat und Kumpelkultur

Was den sexuellen Missbrauch in der Kirche angeht, so betonte der EKD-Ratsvorsitzende die Unterschiede zur katholischen Seite: Die evangelischen „Hausaufgaben“ sähen anders aus als die in einer Institution mit Zölibat: „Vielleicht ist bei uns eher die Kumpelkultur schuld.“ Gleichwohl müssten auch die evangelischen Landeskirchen ihre Missbrauchsaffären konsequent aufarbeiten. Zu diesem Zweck hat die EKD ihrerseits – nach der katholischen Kirche – eine wissenschaftliche Studie ausgeschrieben, die auch konkrete „Gefahrenpunkte“ für Übergriffe durch kirchliches Personal benennen und andere Ideen zur Vorbeugung entwickeln solle. Dafür müsse die Kirche „unser Menschenmögliches tun.“ Bedford-Strohm denkt dabei auch an die Zusammenarbeit einzelner Landeskirchen, etwa der bayerischen und der württembergischen.

Für die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle durch die staatliche Justiz brachte Bedford-Strohm eine Ausweitung der Verjährungsfristen ins Gespräch. Viele weit zurückliegende Vorkommnisse könnten derzeit höchstens mit innerkirchlichen Disziplinarverfahren geahndet werden. Nötig sei es aber, „dass alles, was rechtsstaatlich möglich ist, getan wird um die Fälle aufzuklären und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.“

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