Caracas/Montevideo

Es wird ein Ausweg aus venezolanischen Krise gesucht

dpa
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
07. Februar 2019
Mehr zum Thema
Anhänger der Opposition nehmen am 2. Februar an einer Kundgebung gegen die Regierung des venezolanischen Präsidenten Nicolas Maduro in Caracas teil und unterstützen den selbsternannten Interimspräsidenten Juan Guaido.

Anhänger der Opposition nehmen am 2. Februar an einer Kundgebung gegen die Regierung des venezolanischen Präsidenten Nicolas Maduro in Caracas teil und unterstützen den selbsternannten Interimspräsidenten Juan Guaido. ©dpa - Roman Camacho/SOPA Images v

Inmitten des eskalierenden Machtkampfs zwischen dem venezolanischen Staatschef Nicolás Maduro und dem selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaidó wollen Europäer und Lateinamerikaner gemeinsam nach einem Ausweg auf der Krise suchen.

Heute treffen sich in der uruguayischen Hauptstadt Montevideo Vertreter der sogenannten Kontaktgruppe zu ersten Gesprächen. Bereits am Mittwoch kam die EU-Sondergesandte Véronique Lorenzo mit dem venezolanischen Außenminister Jorge Arreaza zusammen. «Mit der Verfassung in der Hand haben wir die Realität in Venezuela analysiert und die Notwendigkeit eines souveränen, nationalen Dialogs, ohne Vorbedingungen», schrieb Arreaza auf Twitter.

Zu der Kontaktgruppe gehören die EU, Deutschland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Portugal, Spanien, Schweden und Großbritannien sowie Bolivien, Costa Rica, Ecuador und Uruguay. Die Verhandlungen dürften mühsam werden. Obwohl zahlreiche EU-Staaten Guaidó bereits als legitimen Interimspräsidenten anerkannt haben, konnte sich die Europäische Union bislang nicht auf eine gemeinsame Linie festlegen.

Die italienische Regierung beispielsweise erkennt Guaidó weiterhin nicht als Übergangspräsidenten des südamerikanischen Landes an. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini konnte deshalb zuletzt nicht mehr als einen Minimalkonsens verkünden: Die Wiederwahl Maduros im vergangenen Jahr habe nicht den demokratischen Standards entsprochen und das Parlament sei die einzige rechtmäßige Staatsgewalt des Landes. Auf lateinamerikanischer Seite ist mit Bolivien zudem ein enger Verbündeter Maduros mit von der Partie.

Guaidó hatte sich vor zwei Wochen selbst zum Übergangspräsidenten erklärt und Staatschef Maduro damit offen herausgefordert. Dessen Wahl im vergangenen Jahr bezeichnete er als undemokratisch. Die USA, viele lateinamerikanische Staaten und die meisten EU-Länder stellten sich bereits hinter den jungen Parlamentschef. Maduro hingegen kann auf die Unterstützung Chinas und Russlands sowie des mächtigen Militärs setzen.

Angesichts der schweren Versorgungskrise in dem einst reichen Land will Guaidó nun möglichst schnell humanitäre Hilfe für die notleidende Bevölkerung nach Venezuela schaffen. Nach seinen Plänen sollen zunächst Sammelstellen für die Hilfsgüter in Kolumbien und Brasilien eingerichtet werden. Er rief die Soldaten an der Grenze dazu auf, die Lieferungen mit Lebensmitteln und Medikamenten ins Land zu lassen.

- Anzeige -

Nationalgardisten blockierten allerdings zuletzt die Brücke Tienditas nahe der kolumbianischen Grenzstadt Cúcuta mit dem Auflieger eines Tanklastzugs und zwei Containern. US-Außenminister Mike Pompeo forderte Maduro auf, die Blockade zu beenden. «Das Maduro-Regime muss die Hilfe die verhungernden Menschen erreichen lassen», schrieb er auf Twitter.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) telefonierte am Mittwoch mit Guaidó. Er habe Deutschlands Unterstützung für Guaidó als legitimen Übergangspräsidenten bekräftigt, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Gegenstand des Gesprächs sei auch die humanitäre Notsituation der venezolanischen Bevölkerung gewesen und das deutsche Angebot, humanitäre Hilfe zu leisten, sobald die politischen Rahmenbedingungen in Venezuela dies zulassen.

Venezuela steckt in einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise. Wegen fehlender Devisen kann die Regierung kaum noch Lebensmittel, Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs importieren. Viele Menschen hungern und rund drei Millionen Venezolaner sind vor dem Elend in ihrer Heimat bereits ins Ausland geflohen.

Maduro gab den Sanktionen gegen seine Regierung die Schuld an der Notlage. «Wir werden weiterhin garantieren, dass unser Volk Zugang zu Bildung, Lebensmitteln und Arbeit hat. Alles andere ist eine billige Show, um eine Intervention zu rechtfertigen», sagte er bei Russia Today.

Gelingt es Guaidó und seinen Unterstützern, die Lieferungen in das notleidende Land zu bringen, dürfte ihnen das viel Anerkennung unter der Bevölkerung verschaffen. Scheitern sie allerdings, könnte ihre Erfolgswelle schnell wieder abebben.

Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".