Paris

Experten rechnen mit sehr langsamem Wiederaufbau Notre-Dames

dpa
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22. Oktober 2019
Steinexperte Jean-Didier Mertz schaut in einem Lagerhaus auf die Überreste des goldenen Engels, der einst auf der Kathedrale von Notre Dame stand.

Steinexperte Jean-Didier Mertz schaut in einem Lagerhaus auf die Überreste des goldenen Engels, der einst auf der Kathedrale von Notre Dame stand. ©dpa - Francois Mori/AP/dpa

Experten rechnen nach der Brandkatastrophe vom 15. April mit einem sehr langsamen Wiederaufbau der Kathedrale Notre-Dame in Paris. Die katholische Kirche möchte beim Aufbau mitreden. Der Spendentopf für das Bauwerk ist gut gefüllt.

Bei einer Veranstaltung in der französischen Botschaft in Rom aus Anlass des ersten halben Jahres nach dem Brand wollten sich die an den Sicherungsarbeiten beteiligten Architekten Charlotte Hubert und Carlo Blasi am Montagabend auf keinen möglichen Zeitraum festlegen. Man erwarte, dass der Brandort in etwa sechs Monaten gut gereinigt und die Kathedrale gesichert sei, sagte Blasi. Danach werde entschieden, wie es weitergehe.

Hubert berichtete, wie sie am 15. April von ihrem Mann per Handy über den Brand unterrichtet wurde und dann an der Rettung von Teilen des Kirchenschatzes beteiligt war. Der italienische Ingenieur und Brandschutzexperte Bernardino Chiaia warnte, dass historische Bauwerke oft einen hohen Anteil brennbaren Materials enthielten.

Er zog Vergleiche zum Brand des Teatro La Fenice in Venedig 1996 und der Grabtuchkapelle in Turin 1997 und bezweifelte die vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron für Notre-Dame avisierten fünf Jahre Wiederaufbauzeit. «Der Wiederaufbau der Grabtuchkapelle dauerte von 1997 bis 2018, das waren 21 Jahre Arbeit - und das war nicht Notre-Dame», sagte Chiaia.

Mitsprache der Kirche

Sechs Monate nach dem verheerenden Brand von Notre-Dame hat die katholische Kirche in Paris zur Vorsicht bei der Restaurierung der weltberühmten Kathedrale gemahnt. Die Kirche sollte um ihre Zustimmung bei Änderungen der Architektur gebeten werden, sagte Monseigneur Benoist de Sinety von der Erzdiözese Paris am Dienstag. Es gehe darum, das Wesen und die Geschichte der Kathedrale zu bewahren, erklärte De Sinety bei einer Pressekonferenz in Paris. Es bedürfe großer Demut, um an einem Gebäude wie Notre-Dame zu arbeiten, sagte der Geistliche.

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Nach der Brandkatastrophe im April wurde über mögliche moderne Änderungen der Architektur debattiert. Sogar ein begrüntes Dach oder einen neuer Turm aus Laserstrahlen waren zeitweise im Gespräch. Staatschef Emmanuel Macron kündigte einen internationalen Wettbewerb an, bei dem ein »zeitgenössisches architektonisches Statement« für den beim Brand zerstörten Spitzturm entwickelt werden könnte. Gotteshäuser gehören dem französischen Recht zufolge dem Staat, die Kirche verwendet sie für religiöse Zwecke.

Frankreichs Kulturminister Franck Riester versprach auf einer gesonderten Pressekonferenz, dass sowohl die Kirche als auch die Stadtverwaltung bei der Gestaltung Notre-Dames mitreden würden - letztendlich entscheide als Eigentümer jedoch der Staat. Der Kirche als offiziellen Nutzer des Gebäudes komme eine wichtige Rolle zu. Sie habe Mitspracherecht, betonte Riester. Der nächste Schritt sei der Abbau des geschmolzenen Gerüsts an Notre-Dame. Als das Feuer das Dach und den Turm zerstörte, fanden gerade Arbeiten an der Kirche statt.

922 Millionen Euro Spenden

Der Abbau des Gerüsts beginnt dem Minister zufolge in den kommenden Wochen und dauert vier bis sechs Monate. Die Mauern und Giebel der Kirche seien nun abgesichert, so Riester. Bedenken gebe es noch wegen der Gewölbe. Die bereits gezahlten und angekündigten Spenden für den Wiederaufbau Notre-Dames beliefen sich Riester zufolge derzeit insgesamt auf rund 922 Millionen Euro. Davon seien rund 104 Millionen Euro bereits gezahlt worden.

 

Info

Verfilmung

Der Brand von Notre-Dame wird Stoff für ein TV-Drama. Es war ein Schock für die ganze Welt, als im Frühjahr dieses Jahres eine Feuersbrunst den Großteil der berühmten Kathedrale im Herzen von Paris verwüstete. Jetzt wird der französische Kinokonzern Pathé daraus eine Miniserie für das internationale Fernsehpublikum produzieren. Das gab gestern Kooperationspartner Philippe Rousselet von der Vendome Gruppe auf der TV-Messe Mipcom in Cannes bekannt.

Pathé hatte bisher nur Kinofilme produziert und widmet sich nun erstmals einer TV-Produktion. Mit im Boot ist die »New York Times«, deren Berichterstattung zu Hintergründen der Katastrophe für die Geschichte genutzt wird. »Notre-Dame ist mehr als nur ein Bauwerk, es verkörpert die Seele der französischen Kultur und ist eine Perle unseres architektonischen und religiösen Erbes«, sagte Rousselet.

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