Tipps für Städte-Reisen

Fünf Gründe für Stockholm

Susanne Hamann
Lesezeit 7 Minuten
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19. Oktober 2020
Stockholm liegt auf insgesamt 14 Inseln. Hier sieht man die Altstadt mit dem Turm des Rathauses im Vordergrund.

(Bild 1/27) Stockholm liegt auf insgesamt 14 Inseln. Hier sieht man die Altstadt mit dem Turm des Rathauses im Vordergrund. ©Foto: Visit Stockholm/Björn Olin

Die schwedische Hauptstadt ist bekannt für die urige Altstadt Gamla Stan, das Königliche Schloss oder das Abba-Museum. Doch es gibt auch weitere Argumente, in die skandinavische Metropole zu reisen.

Stockholm - Stockholm ist vor allem im Sommer ein beliebtes Reiseziel, wenn die Tage lang und die marzipanfarbenen Häuser der Stadt am Wasser in sanftes Licht getaucht sind. Doch auch in der kalten Jahreszeit lohnt sich ein Besuch. Bis auf Vergnügungsparks haben die meisten Sehenswürdigkeiten geöffnet, die Menschen halten Abstand, eine Maskenpflicht gibt es nicht. Wir geben Tipps für ein Wochenende in der skandinavischen Metropole.

Augen- und Gaumenschmaus

Geräucherter Lachs, ganze Hummer, frisch gebackenes Brot, Käse, Obst, Elchwurst, Rentierschinken, Gemüse, Pralinen – die etwa 3000 Quadratmeter große Markthalle Saluhall im schicken Stadtteil Östermalm ist der Anlaufpunkt für Genießer in Stockholm. Der Fresstempel aus dem Jahr 1888 hat eine sehenswerte Architektur: außen festungsartige Backsteinmauern, innen filigrane Gusseisenstützen. Vier Jahre lang wurde die Halle aufwendig renoviert. Im März 2020 zogen die Marktbeschicker aus ihrem temporären Quartier gleich nebenan zurück in die nun in neuem Glanz erstrahlende Halle. 17 meist familiengeführte Marktstände bieten Delikatessen in hoher Qualität. Man kann tolle Mitbringsel finden, einfach nur schauen oder einen Happen essen. Fast ein Drittel der Fläche nimmt das auf verschiedenen Theken und Sitzecken verteilte Restaurant Lisa Elmqvist ein. „Meine Urgroßmutter fing 1926 mit einem kleinen Fischgeschäft an, heute haben wir 85 Mitarbeiter“, sagt Ulf Elmqvist (55), der das Geschäft in der vierten Generation führt. Die Spezialität des Hauses: Fisch und Meeresfrüchte in ungewöhnlichen Variationen, zum Beispiel Shrimps mit Avocado, Blattsalat, Edamame, Kirschtomaten, Graupen und eingelegten Gurken.

www.ostermalmshallen.se, www.lisaelmqvist.se

Im Wohnzimmer des Sammlers

Dieses Kunstmuseum fällt aus dem Rahmen. An den Wänden hängen zwar wie gewohnt Gemälde, doch dazwischen stehen Tisch und Stühle, hier und da eine Pflanze oder auch ein plüschiges Sofa. Kein Wunder: Man befindet sich in einem repräsentativen Wohnhaus, das als privates Museum geplant wurde und heute öffentlich zugänglich ist. Der Bankier Ernest Thiel zog 1907 in die eigenwillig-prachtvolle Villa auf der Insel Djurgården – von außen ein trutzig-verschlossener Bau fast ohne Fenster, innen lichtdurchflutet dank üppiger Oberlichter. Der weltgewandte Mann mit deutsch-belgischen Wurzeln liebte zeitgenössische Kunst und umgab sich auch gern mit den dazugehörigen Künstlern. „Wir haben die größte Edvard-Munch-Sammlung außerhalb Norwegens“, sagt Sophie Allgård (56), die Kuratorin der Thiel Galerie. Außer dem expressionistischen Maler werden auch Werke von Carl Larsson, August Strindberg oder Anders Zorn gezeigt. Das heimelige Museum ist ein beliebtes Ausflugsziel der Stockholmer. Im angeschlossenen Café gibt es nämlich Kaffee und frisch gebackenen Kuchen nach Omas Rezepten.

www.thielskagalleriet.se

Kunst in der Unterwelt

Stockholms U-Bahn namens Tunnelbana nennt man auch die längste Galerie der Welt: 95 der 100 Metrostationen sind dekoriert, 150 Künstler waren daran beteiligt. So kommt die Kunst zu den Menschen, ganz automatisch. Der Spaß ist teuer – in der Anschaffung, im Unterhalt und weil so weniger Platz für Werbung bleibt. Dennoch zahlt sich die Sache aus. In den Tunnelbana gibt es keine wild gesprühten Graffiti, kaum Müll, keinen Gestank, alles sauber. Vielleicht, weil jeder Respekt vor dem Schönen hat. Mit den Zugtüren öffnet sich alle paar Minuten eine andere Welt. Blaue Ornamente in Form von Blättern oder Reifenspuren überspannen die Decke der Station „T Centralen“, gemalt von Per Olof Ultvedt. Die Haltestelle am Olympiastadion ziert ein Regenbogen. Ganz modern in reinem Weiß präsentiert sich der neue Bahnhof für die Vorstadtzüge, die zum Beispiel nach Uppsala fahren. „Die Kathedrale der Pendler“ nennt sich dieses Kunstwerk, geschaffen von Karin Lindh. Die einen fühlen sich angesichts der in Falten gelegten Decke wie im Bauch eines Walfischs. Andere denken bei der Struktur an eine Sanddüne. „Man sagt, Karin Lindh habe sich dabei von Marilyn Monroes Plisseerock inspirieren lassen, der in einer Filmszene von der Luft aus einem U-Bahn-Schacht nach oben gewirbelt wird“, sagt Fremdenführerin Elisabeth Daude (61). Mit ihr kann man Touren durch Stockholms Unterwelt unternehmen und sich viele versteckte Winkel zeigen lassen.

http://konst.sl.se, elisabeth@daude.se

Friedhof als Weltkulturerbe

Die Pariser haben Père Lachaise, die Wiener ihren Zentralfriedhof, Stockholm hat Skogskyrkogården. Das fast unaussprechliche Wort bedeutet auf Deutsch Waldfriedhof. Doch hier handelt es sich nicht einfach um einen Friedhof im Wald, sondern um einen 108 Hektar großen, schön gestalteten Landschaftspark, in dem auch Menschen begraben liegen. Die Anlage wurde von den Architekten Gunnar Asplund und Sigurd Lewerentz 1915 entworfen. Skogskyrkogården liegt eine kurze U-Bahn-Fahrt von der Innenstadt entfernt und ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Die Stockholmer gehen auf den schnurgeraden, als Sichtachsen angelegten Wegen gerne spazieren, genießen die gute Luft und lauschen dem Gezwitscher der Vögel. Der Park gehört zum Weltkulturerbe der Unesco. Daher gibt es auch ein Besucherzentrum. Ach ja: Berühmte Menschen kann man auch besuchen. Im östlichen Teil hat die Schauspielerin Greta Garbo ihre letzte Ruhestätte gefunden. 1999, neun Jahre nach ihrem Tod, wurde sie aus den USA umgebettet.

www.skogskyrkogarden.se

Verknoteter Teig

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In Schweden ist die Kaffeestunde, Fika genannt, quasi heilig. Zum koffeinhaltigen Getränk muss eine Süßigkeit her, klassischerweise Zimtschnecken. Besonders saftig schmeckt das Gebäck, wenn der Teig nicht wie bei einer deutschen Schneckennudel gerollt und dann in Scheiben geschnitten wurde, sondern wenn man ihn knotet. „Wir formen erst eine lange, dünne Teigrolle, die wird wie ein Wollknäuel aufgewickelt und dann leicht angedrückt“, erklärt Peter Molander (38) von der Bäckerei Bak. Die auf Nachhaltigkeit bedachten Biobäcker hatten bereits die Ehre, das Dessert für das Diner bei der Nobelpreis-Verleihung zaubern zu dürfen. Sie beliefern mehr als 80 Restaurants und Hotels in der Stadt, im Stadtteil Hökarängen gibt es auch ein Café, wo man die köstlichen Zimtschnecken kosten kann. Übrigens mögen die Schweden das Gebäck so gerne, dass sie ihm eigens einen Feiertag gewidmet haben: Kanelbullens Dag, der Tag der Zimtschnecken, wird seit 1999 immer am 4. Oktober gefeiert.

www.bak.se

Anreise

Flüge nach Stockholm z. B. mit Lufthansa ab Frankfurt, www.lufthansa.com. Vom Flughafen fährt ein Schnellzug in 18 Minuten ins Stadtzentrum, Hin- und Rückfahrt ca. 55 Euro, www.arlandaexpress.se.

Unterkunft

Hotel Frantz ist ein Designhotel mit sehr persönlichem Service im Stadtteil Södermalm. Das Haus stammt aus dem Jahr 1647, die Zimmer sind klein, aber sehr stilvoll und mit Liebe zum Detail eingerichtet. Außergewöhnlich abwechslungsreiches Frühstück! DZ/F ab 140 Euro, www.hotelfrantz.se.

Superzentral am Hauptbahnhof liegt das Hotel Nordic Light in einem verglasten Hochhaus. DZ/F ab 170 Euro, https://nordiclighthotel.com

Essen und Trinken

Restaurant Bleck in Södermalm ist ein beliebter Hipstertreff. In lässigem Ambiente werden verschiedene Kleinigkeiten, eine Art schwedische Tapas, serviert, die man sich teilt, www.restaurangbleck.se.

Rolfs Kök ist seit über drei Jahrzehnten eine Institution in Stockholm. Offene Küche, sparsames Design – das setzte Maßstäbe. Seit 2003 heißen die Köche Johan und Klas, aber in dem Lokal in Norrmalm gibt es immer noch gute, gehobene Gerichte wie Steinbutt, Taschenkrebs oder Fischsuppe, www.rolfskok.se.

Wie bei Freunden in der Küche sitzt man im Matalején im Stadtteil Enskede. Bei den Stockholmern ist das gemütliche Lokal beliebt zum Lunch, http://matateljen.se.

Allgemeine Informationen

Visit Stockholm, www.visitstockholm.com, Visit Schweden, https://visitsweden.de

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