Baden-Württemberg

Gewalt im öffentlichen Raum nimmt im Südwesten deutlich zu

dpa/lsw
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
22. März 2019
Mehr zum Thema

©Symbolbild

Die Kriminalität im Land sinkt immer weiter. Nicht aber die Gewalt im öffentlichen Raum. Die bekommen auch Polizeibeamte zu spüren.

Die Gewalt gegen Polizisten im Südwesten ist auf einem neuen Höchststand. Im Jahr 2018 sind 2390 Polizeibeamte verletzt worden - dies ist eine Zunahme von etwa 22 Prozent. Das geht aus der am Freitag in Stuttgart veröffentlichten Polizeilichen Kriminalstatistik hervor. Innenminister Thomas Strobl (CDU) sprach von einem «traurigen Höchststand». Auch die gewaltsamen Angriffe auf Straßen und Plätzen im Land nahmen zu. Die Zahl sogenannter Aggressionsdelikte in der Öffentlichkeit kletterte um fünf Prozent auf 27.444 Fälle. Insgesamt liegt die Kriminalitätsbelastung im Südwesten aber so niedrig wie seit 1990 nicht mehr.

«Polizisten haben Respekt und nicht Gewalt verdient»

Strobl beklagte die Attacken auf Beamte und Verrohungstendenzen in der Gesellschaft. «Polizisten haben Respekt und nicht Gewalt verdient», sagte er und verwies auf die flächendeckende Einführung von Bodycams (am Körper getragene Kameras) bis zum Sommer. Von den Geräten verspreche er sich nicht nur eine beweissichernde Funktion, sondern auch eine gewaltdeeskalierende Wirkung. «Wir waren früher Lausbuben, aber als früher die Polizei gekommen ist, da haben wir Respekt gehabt und haben Fersengeld gegeben.» Strobl berichtete auch von Gewalt gegen Feuerwehrmänner oder Sanitäter.

Der innenpolitische Sprecher der FPD, Ulrich Goll, forderte mehr Polizeipräsenz. Jeden Tag seien im vergangenen Jahr durchschnittlich sieben Polizisten verletzt und 75 Gewaltdelikte im öffentlichen Raum verzeichnet worden. «Der Rechtsstaat muss zeigen, dass er auf Straftaten unverzüglich und konsequent reagiert.»

- Anzeige -

Angesichts zunehmender Gewaltdelikte in der Öffentlichkeit warf der innenpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Sascha Binder, Strobl vor, die Prävention zu vernachlässigen. «Der Innenminister darf bei diesem Thema nicht weiter auf Lücke setzen.» Strobl habe entgegen der Vereinbarung im Koalitionsvertrag keine Projektgruppe «Sicherer öffentlicher Raum» eingerichtet. Auch die Bodycam hätte die Polizei früher erreichen können.

Mehr Sexualdelikte

Eine deutliche Zunahme gab es laut Statistik auch bei den Sexualdelikten im öffentlichen Raum - um rund 21 Prozent auf 2673 Fälle. Das liegt auch an der Einführung des Straftatbestandes der sexuellen Belästigung sowie der Änderung statistischer Erfassungskriterien. «Was früher noch als Beleidigung durchging, ist heute zu Recht eine Straftat», sagte Strobl. Allein die Fälle sexueller Belästigung sei um 46,2 Prozent auf 1656 gestiegen. Auch Diskussionen wie die MeToo-Debatte hätten die Anzeigebereitschaft gesteigert. Im Bereich der Sexualstraftaten gebe es ein gigantisches Dunkelfeld. Man werde das Thema dieses Jahr zum Schwerpunkt machen.

Die Gesamtzahl der Straftaten in Baden-Württemberg ist weiter rückläufig. 2018 gab es 572.173 Straftaten - 1,3 Prozent weniger als noch 2017. Je 100.000 Einwohner wurden 5191 Straftaten verzeichnet. Diebstahlsdelikte etwa sind um rund 10 Prozent gesunken. Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist auf einem Zehnjahrestief. Auch Straftaten mit Flüchtlingen und Asylbewerbern als Verdächtige gingen um rund neun Prozent auf rund 55.600 Delikte zurück. Die politisch motivierte Kriminalität sank um rund 10 Prozent auf 2555 Delikte. Strobl sprach von einem «historisch guten Ergebnis». Baden-Württemberg sei ein sehr sicheres Land.

Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote auf 62,7 Prozent. Diese Erfolgsbilanz sei dem beharrlichen und unermüdlichen Einsatz der Polizisten zu verdanken, sagte Strobl.

Mehr zum Thema

Weitere Artikel aus der Kategorie: Nachrichten

22.03.2024
Nachrichten
Es ist eines der großen gesellschaftspolitischen Vorhaben der Ampel-Koalition - und jetzt am Ziel: Kiffen wird für Erwachsene in Grenzen erlaubt. Bei der Umsetzung gibt es aber noch offene Fragen.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.