Grüne verärgern Förderverein für krebskranke Kinder
Der Förderverein für krebskranke Kinder bemüht sich seit Mai um die Beschaffung einer Strahlentherapieanlage mit Protonen für das Universitätsklinikum Freiburg. Das gestaltet sich als schwierig. Desinteresse grüner Abgeordneter sorgt für Unmut.
Bernd Rendler aus Oberkirch ist gelinde gesagt sehr enttäuscht. Das Vorstandsmitglied des Freiburger Fördervereins für krebskranke Kinder versucht seit knapp einem halben Jahr, der Universitätsklinik in Freiburg bei der Beschaffung einer neuen patientenschonenden Anlage für eine Strahlentherapie behilflich zu sein. Er hat im Namen des Vereins 29 Landtagsabgeordnete aus dem Einzugsbereich der Uni-Kinderklinik Freiburg angeschrieben und um Mithilfe gebeten.
Der Rücklauf war enttäuschend. Nur neun Abgeordnete meldeten sich bei ihm und boten ihre Unterstützung an. In einem gemeinsamen Brief an das Landesfinanzministerium von Edith Sitzmann (Grüne) warben sie für den Ankauf der sogenannten Protonenanlage.
Was Bernd Rendler besonders verärgerte, war die Reaktion der Grünen aus der Region. Sie meldeten sich nach seiner Aussage gar nicht. »Das ignorante Verhalten der 13 Landtagsabgeordneten der Grünen gegenüber einem ehrenamtlich arbeitenden Verein und den betroffenen Familien ist absolut nicht zu tolerieren«, sagte er gegenüber der Mittelbadischen Presse. Nach mehrmaligem Nachhaken – auch von unserer Zeitung – äußerte sich der Karlsruher Landtagsabgeordnete Alexander Salomon stellvertretend für seine angeschriebenen Kollegen.
Problem Aufsichtsrat
Salomon dankte dem Verein für sein Engagement und verwies darauf, dass es Zweifel an der »wirtschaftlichen Umsetzbarkeit des Projekts« gebe. Generell hinge die Realisierungschance davon ab, ob sich das Projekt selbst tragen könne. Dies sei nach aktueller Auffassung des Klinikums nicht der Fall, so Salomon. Deshalb habe der Aufsichtsrat Bedenken, das Projekt zu realisieren.
Bernd Rendler ist nun der Meinung, dass sich Salomon mit dem Thema gar nicht wirklich befasst habe, weil die Ausgangslage eine ganz andere sei. Das Problem bei der Protonentherapie seien in der Tat die Kosten. Die Investitionssumme beträgt bei herkömmlicher Technik zwischen 200 und 250 Millionen Euro. Nun gibt es jedoch im Klinikum einen Plan mit einem Volumen von rund 30 Millionen Euro. Die Finanzierung könnte über ein Leasingmodell laufen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers soll dem Projekt eine hohe Rentabilität bescheinigt haben, wie der Förderverein für krebskranke Kinder mitteilte (wir berichteten bereits im Mai).
Der Offenburger Grünen-Abgeordnete Thomas Marwein sagte der Mittelbadischen Presse, er habe gar keine E-Mail von Bernd Rendler erhalten. Ebenso wenig seine Kolleginnen Sandra Boser und Edith Sitzmann (in ihrer Funktion als Abgeordnete für Freiburg), so Marwein.
Der Aufsichtsrat des Klinikums, dem Rendler ebenfalls einen Brief schrieb, in dem er um Mithilfe bat, schweigt sich aus. Für die Verantwortlichen des Fördervereins ist es nicht nachvollziehbar, was die Gründe für die bisherige Ablehnung durch den Aufsichtsrat sind. Zumal eine finanzielle Belastung wohl keine entscheidende Rolle spielt. Vom Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Clemens Benz, Vertreter des Finanzministeriums, habe Rendler keine Stellungnahme erhalten.
Die Abteilung Strahlenheilkunde an der Universitätsklinik will die sogenannte Protonentherapie in Freiburg etablieren, weil die Strahlenbelastung und Nebenwirkungen nach Ansicht der leitenden Ärzte geringer ausfallen als bei üblichen Therapien. Aktuell können viele krebskranke Kinder in Freiburg nicht mehr bestrahlt werden und werden deshalb nach Heidelberg oder Essen geschickt. »Das ist für die Familien jedoch eine zusätzliche finanzielle und organisatorische Herausforderung«, erläuterte die Direktorin des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin, Charlotte Niemeyer.
Der Freiburger Förderverein für krebskranke Kinder unterstützt gerade deshalb das Projekt des Klinikums. »Es kann nicht sein, dass in Freiburg eine moderne Kinderklinik entsteht und gleichzeitig viele betroffene Familien gezwungen sind, ihre kranken Kinder heimatfern behandeln zu lassen«, betonte Bernd Rendler.
Der Förderverein, der auch in der Ortenau aktiv ist, hat auf dem Klinikgelände in Freiburg ein Elternhaus finanziert, das neben der kliniknahen Unterbringung auch eine ganzheitlich psychosoziale Betreuung der betroffenen Familien ermöglicht. »Leser helfen«, die Weihnachtsspendenaktion der Mittelbadischen Presse, war an der Finanzierung des Elternhauses ebenfalls beteiligt.