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Internationales Presse-Echo auf Trumps Treffen mit Putin

dpa
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17. Juli 2018
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Donald Trump und Wladimir Putin (r) geben sich die Hand vor ihrem bilateralen Treffen.

Donald Trump und Wladimir Putin (r) geben sich die Hand vor ihrem bilateralen Treffen. ©dpa - Alexei Nikolsky/Pool Sputnik Kremlin

Für Donald Trump ist das Echo verheerend. Sein Treffen mit Wladimir Putin wird in vielen internationalen Medien als Erfolg für den Kremlchef gewertet - und als Blamage für den US-Präsidenten.

In Russland hingegen wird bedauert, dass Trump nur so wenig Gleichgesinnte um sich habe. Eine Auswahl internationaler Pressestimmen:

Amerikanische Medien

«New York Times»: «Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die USA irgendeinen Gewinn aus Herrn Trumps Unterwürfigkeit gegenüber Herrn Putin gewonnen haben, obwohl Trump selbst zumindest einen neuen, glitzernden Fußball bekam. (...) Stell ihn neben Herrn Putin und andere Diktatoren, und er wird zu Spachtelmasse.»

«Washington Post»: «Herr Trump hatte gesagt, er wolle das Thema der russischen Einmischung in die Wahlen bei Herrn Putin ansprechen, doch das Ergebnis war eine Serie von Erklärungen, die von Moskau hätte vorgeschrieben sein können.»

«Los Angeles Times»: «Es ist schockierend, dass der Präsident den lange bestehenden, auf Beweisen ruhenden Schlüssen von CIA, NSA, FBI und dem Büro des Geheimdienstkoordinators kein größeres Gewicht gibt als dem Gerede eines manipulativen russischen Autokraten.»

Russische Medien

«Iswestija»: «Putin und Trump bestätigten ihre gegenseitige Sympathie zueinander. Doch warum verspüren wir dann nicht mehr als nur vorsichtigen Optimismus? Tatsache ist auch: Trump hat nur wenige Menschen um sich, die seine Ansichten teilen. Gleichzeitig hat er auch viele Feinde. Wenn er also wirklich mit seiner Annäherung an Russland erfolgreich sein will, braucht er neue Mitarbeiter.»

«Nesawissimaja»: «Die USA versuchen, Russland auf ihre Seite zu ziehen - vor allem bei den internationalen Konfrontationen mit anderen Mächten wie mit dem Iran und China. (...) Alles kam wie erwartet. Doch gleichzeitig hat sich der Chef des Weißen Hauses das Thema China auf die Fahne geschrieben. Und nun kann man sich ausmalen, dass er sich wünscht, Putin in diesen Handelskrieg hineinzuziehen.»

Europäische Medien

«Nepszyva» (Ungarn): «Die gemeinsame Pressekonferenz nach dem Gipfeltreffen in Helsinki ist der Beweis: Diese beiden (Trump und Putin) arbeiten zusammen. Zunächst haben sie es getan, um Trump ins Amt zu helfen, nun tun sie es, um ihn auch dort zu behalten.»

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«Gazeta Wyborcza» (Polen): «Es tat weh zuzusehen, wie der Präsident der USA sich immer mehr verstrickte, als er Journalisten vor den Augen der Weltöffentlichkeit versicherte, er habe auf ehrliche Weise die Wahlen vor zwei Jahren gewonnen. Der daneben stehende Putin beobachtete ruhig, wie sich sein Rivale öffentlich bloßstellte. (...) In Helsinki hat die ganze Welt gesehen, dass in zwei Jahren komplett abgewertet wurde, was wir einst die amerikanische Führung nannten.»

«Dennik N» (Slowakei): «Immer wenn Trump einen Autokraten trifft, bekommt er weiche Knie. Da gibt er Kim (Jong Un) nach, der nach Trumps Worten sein Land gut regiere. Dort macht er einen Rückzieher gegenüber dem "gemeinsamen Freund" Xi (Jinping). Und jetzt hilft er Putin und seinen Fans mit der Bemerkung, Russland sei an gar nichts schuld, denn alle Schuld an den schlechten Beziehungen trügen die vorhergehenden amerikanischen Regierungen.»

«Pravo» (Tschechien): «Trump hat einmal mehr gezeigt, dass er lieber mit Schwergewichten der internationalen Politik spricht. Neben Russland gehört dazu China, nicht aber die Europäische Union. (...) Die Gefahr, dass über Europa ohne Europa entschieden wird, wächst. Das hat Trumps europäische Woche mit dem Schlusspunkt in Helsinki gezeigt.»

«Times» (Großbritannien): «Das Schweigen Trumps zur Ukraine war beschämend. Aber vielleicht am beunruhigendsten war die Weigerung des US-Präsidenten, sein eigenes Land zu verteidigen, als er gefragt wurde, ob er an eine russische Einmischung bei den amerikanischen Wahlen glaube. Es ist schwer vorstellbar, dass auch nur einer seiner Amtsvorgänger eine derart pro-russische Linie vertreten hätte.»

«La Stampa» (Italien): «Für Putin und Trump hat der Gipfel gestern in Helsinki das wahre "Ende des Kalten Krieges" besiegelt (...), was die Tür zu einer nützlichen Zusammenarbeit an allen Fronten der Welt öffnet. Für Kritiker aber hat er das geheime Vorgehen des Weißen Hauses mit dem Kreml bewiesen, wenn nicht sogar einen Verrat an der Nation.»

«Der Standard» (Österreich): «Mit Donald Trump ist nämlich ein US-Präsident am Werk, der die bisherige "westliche Ordnung" von innen heraus regelrecht demontiert. (....) Putin nimmt all das mit Gelassenheit und mutmaßlich innerer Zufriedenheit zur Kenntnis.»

«La Vanguardia» (Spanien): «Putin verlässt die finnische Hauptstadt, nachdem er ein Doppelziel erreicht hat: internationale Legitimität und die Anerkennung von Russland als Weltmacht. Trump hinterlässt das Gefühl, seinem "Konkurrenten", wie er Putin definierte, viele Zugeständnisse gemacht zu haben. Beide stimmen aber darin überein, dass sie an einer geschwächten Europäischen Union interessiert sind.»

«De Telegraaf» (Niederlande): «Wladimir Putin, der wegen der Annexion der Krim und der Einmischung in die Ukraine auf der Weltbühne lange als Paria galt, ist vom mächtigsten Mann der Welt in einen Sessel gehievt und zurückgebracht worden an die Spitze. Er ist dort, wo er sein wollte.»

«Politiken» (Dänemark): «Die Pressekonferenz in Helsinki war grotesk. Trump war mehr daran interessiert, auf Abstand zur Justiz in seinem eigenen Land zu gehen, als an Putins Versuch, Russlands Unschuld zu beteuern. (...) Für Europa ist Trump ein Alptraum geworden, der überstanden werden muss. Für die USA ist Trump ein reguläres Problem, das der amerikanischen Glaubwürdigkeit, ihrem Ruf und Status schadet.»

«NZZ» (Schweiz): «Was Trump mit seiner eigenartigen Anbiederung an Putin bezweckt, bleibt ein Rätsel. Sicher ist nur, dass sich der Kreml keinen besseren Akteur im Weißen Haus wünschen kann als ihn einen Mann, der es in kürzester Zeit geschafft hat, das westliche Bündnis zu zerrütten und die einst so wichtigen Beziehungen mit Berlin, London und Paris toxisch zu machen, der aber auch die amerikanischen Institutionen untergräbt und zugleich naiv darüber hinwegsieht, wie Russland die USA auf dem nahöstlichen Schachbrett ausmanövriert.»

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