Johannesburg/Dakar

Islamismus, Dürre und Hunger: Der Sahelzone droht die Krise

dpa
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19. November 2019
Im Gesundheitszentrum von Gao (Mali) wird der arm eines schwer unterernährten, 16 Monate alten Kindes vermessen.

Im Gesundheitszentrum von Gao (Mali) wird der arm eines schwer unterernährten, 16 Monate alten Kindes vermessen. ©dpa - Dicko/Unicef/dpa

Für Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat die Stabilisierung der Sahelzone absolute Priorität.

«Die Sicherheit in der Sahelzone ist Teil unserer eigenen Sicherheit», sagte die CDU-Vorsitzende Anfang des Monats in der «Süddeutschen Zeitung» mit Hinweis auf «eine der größten Drehscheiben für islamistischen Terrorismus». Doch ausgerechnet dort gibt es jetzt arge Erklärungsnöte. Denn die multinationale Streitmacht - zu der in Mali auch die Bundeswehr gehört - habe bei der Terrorismus-Eindämmung in der Region glatt versagt, rügte Senegals Präsident Macky Sall.

Beim Friedens- und Sicherheitsforum in Afrika in Senegals Hauptstadt Dakar fragte er mit Hinweis auf die ausländischen UN-Truppen: «Wie kann es sein, dass mehr als 30.000 Soldaten von Terroristen im Sahel als Geiseln gehalten werden?» Der UN-Sicherheitsrat müsse «ein aggressiveres Mandat» für die Stabilisierung der Region ermöglichen, forderte er und betonte: «Die Situation verschlimmert sich von Tag zu Tag.» Das bestätigen auch die Vereinten Nationen, die über ihr Welternährungsprogramm (WFP) Alarm schlugen.

Humanitäre Krise

Wegen der verbreiteten Gewalt und langfristiger Auswirkungen des Klimawandels im Sahel droht eine sich zuspitzende humanitäre Krise. Das WFP benötigt eigenen Angaben zufolge dringend 150 Millionen US-Dollar (rund 136 Millionen Euro) für die Nothilfe allein in den drei westafrikanischen Staaten Mali, Niger und Burkina Faso. «Die dramatische Krise in Burkina Faso hat das Leben von Millionen Menschen zerstört (...) und ein Drittel des Landes ist heute ein Konfliktgebiet», warnte WFP-Exekutivdirektor David Beasley.

Demnach hat es in Burkina Faso in der ersten Jahreshälfte 2019 mehr Angriffe als im gesamten Jahr 2018 gegeben, mit mehr als viermal so vielen toten Zivilisten. Die Auswirkungen auf die in den Konfliktgebieten lebenden 20 Millionen Menschen seien dramatisch. Nur in Burkina Faso sei fast eine halbe Million Menschen aus ihren Häusern geflohen, so dass die Gesamtzahl der Vertriebenen in den drei Sahelstaaten auf 860.000 Betroffene gestiegen sei.

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Erst am Montag war bekanntgeworden, dass bei einem Angriff auf eine Militärpatrouille in Mali nach Regierungsangaben mindestens 24 Soldaten getötet wurden. Zudem seien mindestens 17 «Terroristen» ums Leben gekommen und 100 Menschen festgenommen worden. Der Angriff erfolgte nahe der Grenze zu Niger. Mali gehört gemeinsam mit dem Niger, Burkina Faso, Mauretanien und dem Tschad zur Ländergruppe G5 Sahel, die gegen den Terrorismus in der Sahel-Region kämpft.

Anfang November wurden bei einem Überfall von Islamisten auf ein Militärlager in Mali nahe der Grenze zu Niger 53 Soldaten und ein Zivilist getötet. Anschließend gab die malische Armee einen weiteren Stützpunkt in der Region auf und zog ihre Truppen zurück. Kurz darauf wurden in Burkina Faso bei einem Angriff auf einen Buskonvoi mit Bergleuten 38 Menschen getötet und mehr als 60 verletzt. 

Bewaffnete Gruppen

In den Staaten der Sahelzone - einem Gebiet, das sich südlich der Sahara vom Atlantik bis zum Roten Meer erstreckt - sind etliche bewaffnete Gruppen aktiv, einige haben dem Islamischen Staat oder Al-Kaida die Treue geschworen. Vor allem in Mali und den angrenzenden Ländern Burkina Faso und Niger kommt es immer wieder zu Angriffen und Anschlägen. In Mali beteiligen sich rund 1100 Bundeswehrsoldaten an einem UN-Stabilisierungseinsatz und der Ausbildung von Soldaten.

Kramp-Karrenbauer hatte sich im Oktober in Mali selbst über die Einsatzbedingungen informiert. Dort gehe es um die Frage, ob dieser Terrorismus nach Europa exportiert wird, hatte sie später erklärt. Mali gehöre zu den Regionen mit dem höchsten Anteil an illegaler Migration und organisierter Kriminalität.

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