„Hart aber fair“ zur Lauterbach-Kür

Jubel auf der Intensivstation

Eberhard Wein
Lesezeit 4 Minuten
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07. Dezember 2021
Andreas Bovenschulte, Eckart von Hirschhausen, Katharina Hamberger, Nelson Müller und Uwe Janssens diskutieren mit Fran Plasberg

Andreas Bovenschulte, Eckart von Hirschhausen, Katharina Hamberger, Nelson Müller und Uwe Janssens diskutieren mit Fran Plasberg ©Foto: ARD/Screenshot

Fast zwei Jahre nach Beginn der Pandemie bekommt das Coronavirus endlich seinen „Angstgegner“. Wird mit Karl Lauterbach alles besser, lautete eine der Fragen bei der ARD-Sendung „Hart aber fair“

Köln - Der erste Mensch auf dem Mond, der Anschlag aufs World Trade Center, der Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft. Die meisten wissen, wie und wo sie diese Ereignisse miterlebt haben. Vielleicht wird es einmal bei der Ausrufung von Karl Lauterbach (SPD) zum Gesundheitsminister in der Coronakrise ähnlich sein – zumindest für Leute wie Professor Uwe Janssens. Bei der Visite habe ihn die Nachricht erhalten, sagte der Chefarzt für Intensivmedizin des Sankt-Antonius-Hospitals in Eschweiler.

Für seine hart geprüfte Mannschaft sei das ein echter Stimmungsaufheller gewesen. Er wolle nicht den Vorgänger Jens Spahn (CDU) diskreditieren, aber er könne da für alle sprechen: „Wir sind da sehr froh darüber. Wir haben uns riesig gefreut“, sagte Janssens am Montagabend in der ARD-Sendung „Hart aber fair“. Und da war man sich tatsächlich in der Runde einig, obwohl dort nicht nur Ärzte und Pflegepersonal an diesem Abend diskutierten. „Er hat oft Recht behalten“, räumte auch der in Stuttgart-Plieningen aufgewachsene Sternekoch Nelson Müller.

Das Ergebnis: ein leeres Lokal

Es wäre wohl besser gewesen, Lauterbachs vorsichtige Herangehensweise wäre zur Richtschnur in der Pandemie geworden, sagte Müller. Dass im Sommer schon so getan worden sei, als sei alles vorbei, habe ihn als Gastronom jedenfalls nachdenklich gestimmt. „Da hat man wichtige Tools wie die Luca-App einfach aus der Hand gegeben.“ Jetzt sei die Situation für das Gastgewerbe wieder ähnlich schwierig wie vor einem Jahr. Firmenfeiern würden auf breiter Front storniert. Die jetzt getroffenen Maßnahmen seien zwar „irgendwie richtig“. „Das Ergebnis ist aber ein leeres Restaurant.“ Er habe mit seinem Team beschlossen, Weihnachten und Sylvester gar nicht erst aufzusperren. Die Abende seien unkalkulierbar.

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Doch wird jetzt alles besser, da das Virus „endlich seinen Angstgegner bekommen“ habe, wie Moderator Frank Plasberg Lauterbachs Ernennung deutete? „Als die Pandemie losging, saß er hier und hat gesagt: ,Das wird bis mindestens 22 dauern.’ Wir haben alle gedacht, er spinnt“, erinnerte sich Plasberg. Der Arzt und Wissenschaftsjournalist Eckart von Hirschhausen stimmte ebenfalls in den Jubelchor ein. „Ich freue mich für unsere Demokratie, dass Kompetenz kein Hindernis ist.“

Hirschhausen kann zaubern, Lauterbach nicht

Von Hirschhausen kann bekanntlich auch zaubern. Lauterbach könne das nicht, warnte der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD). Dennoch sei seine Ernennung „das Beste, was uns in dieser Phase passieren konnte.“ Katharina Hamberger, Hauptstadtkorrespondentin des Deutschland-Radios räumte ein, von der Personalie dennoch ein wenig überrascht worden zu sein. Zwar habe es in den sozialen Netzwerken eine Kampagne „#WirwollenKarl“ gegeben. Wenn man in die SPD hineingehört habe, seien die Reaktionen aber zurückhaltend gewesen. Da habe man Lauterbach seine vielen Fernsehauftritte übel genommen. Als Mitglied der Bundesregierung werde er sich nicht mehr so frei äußern können wie bisher.

Jetzt soll auch die Impfpflicht kommen. Die Experten in der Runde befürworteten das. Schon vor Corona sei klar gewesen, dass die verbreitete Impfskepsis eine der Hauptbedrohungen für die Gesundheit sei, sagte der Medizinprofessor Janssens. Es sei aber falsch, nur das Pflegepersonal zu verpflichten. „Einzelne Gruppen herauszureißen, ist das falsche Signal. Wir behandeln schließlich auch Ungeimpfte.“ Und da werde auch kein Unterschied gemacht. „Wir müssen das als Gesellschaft aushalten.“ Hier gehe es nicht nur um medizinische Ethik, sondern auch gesellschaftlichen Zusammenhalt.

„Nicht jede Pflicht ist eine Zumutung“

Er habe immer befürchtet, dass eine Impfpflicht die Gesellschaft spalte, sagte Eckart von Hirschhausen. „Aber die Spaltung der Gesellschaft haben wir längst.“ Manchmal sei es schwer, seine Meinung zu ändern, doch das habe er in diesem Fall getan. Im Übrigen sei nicht jede Pflicht eine Zumutung, wenn man beispielsweise an die Schulpflicht denkt. Insofern sei die Pflicht, sich piksen zu lassen, durchaus zu rechtfertigen. „Es ist auch eine Körperverletzung, andere mit seinen ungeschützten Aerosolen zu belästigen.“

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