Berlin

Koalition findet Einigung im Fall Maaßen

dpa
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
24. September 2018
Der bisherige Verfassungsschutzchef Maaßen wird Sonderberater im Bundesinnenministerium. Er werde im Rang eines Abteilungsleiters für europäische und internationale Aufgaben zuständig sein, so Innenminister Seehofer.

Der bisherige Verfassungsschutzchef Maaßen wird Sonderberater im Bundesinnenministerium. Er werde im Rang eines Abteilungsleiters für europäische und internationale Aufgaben zuständig sein, so Innenminister Seehofer. ©dpa - Bernd von Jutrczenka

Nach der Einigung im Streit um Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen haben führende Koalitionspolitiker eine Rückkehr zur Sacharbeit angemahnt.

«Wir sollten alles daran setzen, den Herbst nun zu nutzen, um mit Hochdruck im Bundestag zu Entscheidungen zu kommen», sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Ich denke insbesondere an Verbesserungen in der Pflege, bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und zur Stärkung der Rente. Es muss ein Herbst der konkreten Fortschritte für die Bürger werden.» SPD-Vize Ralf Stegner forderte in den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag): «Jetzt muss sich die Koalition am Riemen reißen und bei Miete, Pflege, Rente und anderem zeigen, wofür sie da ist.»

Die Parteichefs Angela Merkel (CDU), Horst Seehofer (CSU) und Andrea Nahles (SPD) hatten sich am Sonntagabend nach tagelangem Streit auf eine Versetzung Maaßens ins Bundesinnenministerium geeinigt. Maaßen soll dort Sonderberater im Rang eines Abteilungsleiters werden und genauso viel verdienen wie bisher. Somit ist seine ursprünglich geplante Beförderung zum Innenstaatssekretär mit höheren Bezügen vom Tisch. Mit Spannung werden die Reaktion in der SPD erwartet, deren Führungsgremien am Montag zusammenkommen. FDP, Grüne und Linke kritisierten den Kompromiss scharf.

Seehofer sagte am Abend, Maaßens neuer Posten werde unmittelbar beim Bundesminister angesiedelt. Zuständig sein werde er unter anderem für die Aushandlung von Abkommen für Rückführungen von Asylbewerbern, die gemeinsame europäische Sozialpolitik und Vereinbarungen mit afrikanischen Staaten in der Flüchtlingspolitik. Die Finanzierung der neuen Stelle werde aus dem Haushalt seines Ministeriums erwirtschaftet. «Zusätzliche Mittel sind nicht erforderlich.»

Nahles nannte die neue Lösung ein gutes Signal, «dass die Koalition in der Lage ist, die öffentliche Kritik ernst zu nehmen und sich selbst zu korrigieren».
Maaßen werde abberufen, seine Tätigkeitsbereiche würden nichts mit dem Verfassungsschutz zu tun haben, befördert werde er nicht, und SPD-Staatssekretär Gunther Adler bleibe. «Insgesamt ist die Grundlage gelegt, dass wir jetzt wieder zur Sacharbeit zurückkehren.» Die Regierung solle wieder in gutes Fahrwasser kommen. «Darauf hoffe ich.» Die früheren Pläne hatten vorgesehen, dass für Maaßen der SPD-Staatssekretär Adler, ein Wohnungsbauexperte, weichen muss.

- Anzeige -

Mit Spannung wird nun erwartet, wie die SPD-Gremien auf den neuen Kompromiss reagieren. Um 9.00 Uhr kommt das Präsidium zusammen, um 10.00 Uhr der 45-köpfige Bundesvorstand. Um 17.00 Uhr trifft sich zudem die SPD-Bundestagsfraktion. «Mit dem Kompromiss kann ich gut leben», sagte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius der Deutschen Presse-Agentur.

Niedersachsen Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte in den ARD-«Tagesthemen», er sei froh, «dass diese unselige Geschichte zu einem guten Ergebnis gebracht worden ist». Die vergangenen Wochen hätten viel «Schaden angerichtet». Auch die SPD-Linke signalisierte vorab Zustimmung zu dem Kompromiss. SPD-Vize Ralf Stegner sagte der dpa: «Das ist in dieser Angelegenheit eine gute Lösung.»

Die Bedingungen der SPD seien erfüllt. Bayerns SPD-Chefin Natascha Kohnen, die die SPD-Spitze besonders hartnäckig gedrängt hatte, auf eine Ablösung Maaßens zu bestehen, twitterte: «Hans-Georg Maaßen wird als Chef des Verfassungsschutzes abgelöst und er wird nicht befördert. Das musste erreicht werden und ist nun erreicht.»

Linke, FDP und Grüne übten scharfe Kritik. «Merkel und Nahles sind offenbar begriffsstutzig. Dieses Postengeschacher versteht kein Mensch», schrieb Linken-Chef Bernd Riexinger bei Twitter. «Es wird der Posten eines Frühstücksdirektors geschaffen», schrieb ebenfalls dort FDP-Chef Christian Lindner.

Grünen-Chef Robert Habeck meinte: «Beförderung zurückdrehen, Sonderposten schaffen - so löst die GroKo ihr absurdes Theater.» Er bezweifelte, dass durch die Einigung verloren gegangenes Vertrauen wiederhergestellt wird.Warum Hans-Georg Maaßen in der Kritik steht

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".