Nachrichten

Missbrauch-Debatte: Erzbischof will mit Zollitsch reden

dpa
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
09. November 2018
Mehr zum Thema

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger. ©dpa

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger wirft seinem Vorgänger Zollitsch Vertuschung vor. Grund sind Missbrauchsfälle in Oberharmersbach im Ortenaukreis. Nun wollen die zwei Geistlichen darüber sprechen - hinter verschlossenen Türen.

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger plant nach öffentlicher Kritik an seinem Vorgänger Robert Zollitsch ein klärendes Gespräch. Burger beabsichtige ein Treffen mit Zollitsch, sagte eine Sprecherin der Erzdiözese am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Ziel sei es, in vertrauter Runde die aufgeworfenen Fragen zu besprechen. Einen konkreten Termin gebe es noch nicht. Burger hatte seinem Vorgänger in einem Interview des Südwestrundfunks (SWR) am Mittwoch Vertuschung von Missbrauchsfällen vorgeworfen.

Bereits im Oktober hatte Burger sich öffentlich für das Verhalten seiner Vorgänger im Umgang mit Missbrauch in der katholischen Kirche entschuldigt, damals jedoch keine Namen genannt. Zudem räumte er weitere Fehler und Machtmissbrauch ein.

Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen

Burger (56) ist Erzbischof in Freiburg seit Juni 2014. Bis dahin, seit Juli 2003, war der heute 80 Jahre alte Zollitsch im Amt. Dieser war zudem von Februar 2008 bis Sommer 2014 Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Freiburg ist mit rund 1,9 Millionen Katholiken eine der größten Diözesen in Deutschland.

Als Personalreferent der Erzdiözese und später als Erzbischof habe Zollitsch Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen und bei der Aufarbeitung begangen, sagte Burger in dem Interview. Dies seien Versäumnisse, die er als heutiger Erzbischof nicht rechtfertigen könne. Er wünsche sich, darüber mit Zollitsch in Ruhe zu sprechen. Dieser hat sich bislang öffentlich nicht dazu geäußert.

- Anzeige -

Konkret geht es um Missbrauchsfälle in Oberharmersbach im Ortenaukreis. Dort waren mehrere Jugendliche den Angaben zufolge von 1968 bis Anfang der 1990er Jahre vom Gemeindepfarrer missbraucht worden. Zollitsch war damals Personalreferent der Erzdiözese und hatte somit Verantwortung für die eingesetzten Geistlichen.

Fall nie detailliert aufgearbeitet

Detailliert aufgearbeitet worden sei der Fall nie, sagte Burger nun. Dies zeigten die Akten. Der Pfarrer war damals versetzt worden und hatte sich später umgebracht. Bei der Staatsanwaltschaft angezeigt hatte ihn die Kirche den Angaben zufolge wegen des Missbrauchs nicht.

Eine im September von der Deutschen Bischofskonferenz vorgestellte Studie hatte den massiven sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch katholische Kleriker in den vergangenen Jahrzehnten detailliert belegt. Zwischen 1946 und 2014 sollen demnach mindestens 1670 katholische Kleriker 3677 meist männliche Minderjährige missbraucht haben. Kritisiert wurden in der Studie Strukturen der Kirche, die Missbrauch auch heute noch begünstigten.

Unabhängig von der Studie hatte die Erzdiözese Freiburg externe Fachleute eingesetzt, diese forschten anhand von Personalakten nach sexuellem Missbrauch. Von Anfang 1946 bis Ende 2015 wurden so den Angaben zufolge im Bereich der Erzdiözese 190 Beschuldigte entdeckt, die meisten von ihnen Priester. Es gebe mindestens 442 Betroffene.

Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".